Gegen Hartz und Agenda 2010 – Widerstand jetzt!
Gegeninformationsbüro und AKK Neukölln 12.
August 2004
Bundesweit gehen seit Wochen spontan tausende Menschen, vor
allem in Ostdeutschland, gegen Hartz auf die Straße. Auch in Berlin, gibt
es jeden Montag um 18 Uhr ab Alexanderplatz eine Demonstration.
Durch die Einführung des Arbeitslosengeldes II werden nächstes
Jahr Millionen von uns mit weniger Bezügen auskommen müssen. Denn diejenigen,
welche früher Arbeitslosenhilfe bekommen haben, werden auf Sozialhilfeniveau
gesenkt. Ein Drittel davon fällt ganz aus dem Bezug raus, weil das Partnereinkommen
oder das Vermögen zu hoch ist. Viele werden auch ihre Wohnungen aufgeben
müssen, weil sie zu groß oder zu teuer sind. Jede Arbeit ist dann
zumutbar für Arbeitslosengeld II-Empfänger, sogar wenn man nur ein
Euro Lohn bekommt. Jeder kann auch jederzeit in eine Personal Service Agentur
(PSA), den betriebsinternen Zeitarbeitsfirmen des Arbeitsamtes, gesteckt werden.
Wer sich weigert bekommt gar nichts.
Dies hat für Viele eine soziale Verelendung und den Zwang, jede Arbeit
anzunehmen zur Folge, egal wie schlecht die Arbeitsbedingungen oder die Löhne
sind. Dies drängt viele Arbeitslose auf den Arbeitsmarkt und zwingt sie,
da es keine neuen Arbeitsplätze gibt, um die vorhandenen zu konkurrieren.
Das einzige Ziel bei Hartz ist nämlich, den Arbeitsmarkt neu zu regulieren
und vorhandene Arbeitsplätze in Niedriglohnarbeitsplätze zu wandeln.
Wir sollen bei Leiharbeit, in PSA’s, in Minijobs um unsere erkämpften
Arbeitsrechte gebracht werden, damit die Unternehmer an den Lohnkosten sparen
können und ihre Renditen steigern.
Zum gleichen Zeitpunkt werden durch die verschärfte globale Konkurrenz,
durch Fusionen, Insolvenzen und Rationalisierungsmaßnahmen immer mehr Kernbelegschaften
entlassen oder durch Leiharbeiter und anders ungesicherte Beschäftigte ersetzt.
Durch Erhöhung des Rentenalters und die Verlängerung der Arbeitszeit
werden auch massenweise Arbeitsplätze zerstört.
Hartz ist ein Teil des Projektes Agenda 2010, welches in der ganzen EU abläuft
und einen Angriff auf all unsere Lebensverhältnisse bedeutet. Denn Europa
soll bis 2010 zum führenden Weltwirtschaftszentrum gemacht werden.
Um dieses Ziel durchzusetzen, soll die EU für das Kapital attraktiv
gemacht werden. Per Gesetz werden den Unternehmen höhere Profite zugesichert:
- Reduzierung der Steuerabgaben für Unternehmen
- Lohnraub und Entrechtung durch Aufweichung der Tarife und Flexibilisierung
der Arbeit nach den Spielregeln der Unternehmer
- Einbehalt eines weiteren Teils unserer Löhne in Form der bisherigen
Beträge für die Sozialabgaben, bisher „Arbeitgeberanteil“ genannt
- Freie Verfügbarkeit der Arbeitskräfte durch Abschaffung des Kündigungsschutzes
und Mobilitätszwang usw.
Durch die Privatisierung der gesamten öffentlichen Daseinsvorsorge wie
Gesundheits- und Altersvorsorge, Wasserversorgung oder öffentlichem Nah-
und Fernverkehr werden für das private Kapital weltweit neue Anlagemöglichkeiten
geschaffen. Damit wird unsere existentielle Grundversorgung den Profitinteressen
unterworfen. So hat der Berliner Senat am 1. Januar 2004 beschlossen, die Wasserpreise
um 15 Prozent anzuheben, allein um die Rendite für die privaten Anleger
zu erhöhen.
Wir haben nicht nur weniger Netto in der Tasche, von dem Wenigen sollen wir
zukünftig auch noch etwas fürs Alter zurücklegen, den Arzt bezahlen
und die Ausbildung der Kinder. Heute können schon nicht einmal mehr 43 Prozent
aller Haushalte 100 Euro im Monat zurücklegen. Wie sollen diese Haushalte
in der Lage sein, zum Beispiel für Kranken- und Rentenvorsorge aufzukommen?!
Gegen den von staatlicher Seite vorangetriebenen Sozialraub kam es innerhalb
der EU zu massenhaften Protesten: in Italien, Frankreich und in Österreich
kam es zum Generalstreik. Nur in Deutschland blieb es angesichts der defensiven
Haltung der Gewerkschaftsführung bis jetzt weitestgehend ruhig. Das ist
nicht zu verstehen, denn zurzeit stehen alle sozialen Errungenschaften, die die
Arbeiterbewegung in jahrzehntelangen Klassenkämpfen durchsetzte, auf dem
Spiel.
Was erst einmal abgeschafft ist, das muss erst wieder neu erkämpft werden.
Deshalb reicht es nicht aus, sich in den Gewerkschaften zu organisieren und
auf die Gewerkschaftsführung zu hoffen, sondern wir müssen selbst aktiv
werden für eine gewerkschaftliche und unabhängige Organisierung von
Beschäftigten und Arbeitslosen. Es reicht nicht aus, dass wir uns zur Wehr
setzen gegen die sich verschlechternden Bedingungen des kapitalistischen Systems,
sondern wir müssen für ganz andere Lebensverhältnisse kämpfen.
Wir brauchen eine Gesellschaft, in der wir für unsere Bedürfnisse arbeiten
und nicht für die Profite des Kapitals.
Weg mit Agenda 2010 und Hartz
Schröder, Clement, Merkel und Hundt ans Fließband
Lassen wir uns nicht spalten, Arbeitslose und Beschäftigte gehören
zusammen
Für eine kämpferische Basisbewegung in den Betrieben, der Gewerkschaft
und Stadtteilen
Wir bekommen nur das, wofür wir kämpfen –
Unsere Agenda heißt Widerstand
- Politisches Straßenfest gegen die Hartz-Gesetze und für die Freiheit
der Gefangenen des 1. Mai 2004 www.agitprop36.tk
28. August ab 14 Uhr Oranienstraße, Kreuzberg
- Auf zur bundesweiten Demonstration zur Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg
am 6. November 2004
- Informationsbroschüre von der Gruppe „Weg mit der Agenda“ /
Gegeninformationsbüro (Juli/August 2004) mit Infos und Tipps zu Hartz IV
(ALGII/Sozialgeld) als pdf.Datei bei www.gegeninformationsbuero.de
Stadtteilgruppe Aufstehen gegen Krieg und Kahlschlag Neukölln
Gegeninformationsbüro Berlin