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Lateinamerikapolitik in den Händen der US-Militärs
Gegeninformationsbüro Artikel basiert auf einem Text von „Palenque, Colombia“ 15. Oktober 2004


Laut eines Berichts* sind lateinamerikanische Themen nicht mehr Sache des State Departments. Sie wurden vom Pentagon und dem Südkommando übernommen. Damit wurden die US-Militärs zu den wichtigsten Analysten der lateinamerikanischen Situation.

„Dies führt dazu, dass die Regierungspolitiker Lateinamerika unter einer überproportional militärischen Perspektive betrachten“ und die militärische Beteiligung in der Region stets stärker wird. Die nordamerikanischen Militärs bildeten im letzten Jahr 22 855 Lateinamerikaner aus, die Mehrzahl davon in Kolumbien, gefolgt von Bolivien, Panama, Peru und Ekuador. „Dies stellt eine Erhöhung um 52 Prozent der militärischen Beteiligung dar“.

„Zweidrittel der militärischen Trainingsprogramme werden direkt vom Verteidigungsministerium bezahlt und nicht vom Budget des Außenamtes finanziert, das dem State Department untersteht. Diese Programme werden von Antidrogeneinheiten und Spezial„interventions“kräften durchgeführt, die relativ unbeschränkt operieren können und kaum Möglichkeiten für öffentliche Untersuchungen bieten“, behauptet der Bericht.

„Dies ist eine tief greifende Veränderung, denn traditionell wurde die militärische Ausbildung im Ausland vom State Department finanziert und verwaltet, da diese Assistenz enge Verwicklungen mit den Aufgaben der Außenpolitik hat“, sagt die Studie. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Art der ‚Assistenz‘ gewissen Auflagen der Menschenrechte genügen und außerdem dem Kongress Bericht erstatten musste. Die vom Verteidigungsministerium direkt finanzierten Ausbildungen unterliegen hingegen praktisch keiner dieser Restriktionen mehr.

Die herausragende Rolle des Südkommandos in der Region zieht wichtige politische Konsequenzen nach sich. Denn „die sozialen Probleme werden als militärische Bedrohungen definiert und man läuft Gefahr, dass damit eine militärische Antwort gerechtfertigt wird“. Die Autoren versichern, dass es „besonders beunruhigend ist, den ‚radikalen Populismus‘ als Sicherheitsbedrohung zu deklarieren“.

Dieser Terminus wird scheinbar auf alle politischen Anführer und soziale Bewegungen bezogen, die eine Politik verfolgen, die nicht unbedingt mit den Vorstellungen nordamerikanischer Politiker übereinstimmt.


* Der Bericht wurde vom Erziehungsfond der Arbeitsgruppe Lateinamerika (LAWG), dem Zentrum für Internationale Politik (CIP) und dem Büro für Lateinamerikanische Angelegenheiten in Washington (WOLA) erarbeitet.
 15. Oktober 2004