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„No Pasaran!“ –
Gegen den Krieg der Ökopaxe
Frankfurter Rundschau
6. Mai 1999
Erklärung zur Besetzung des
Büros von Bündnis 9O/Die Grünen in Freiburg
Wir laden ein zur Pressekonferenz am Freitag, den 7. Mai um 14.30 Uhr in den
Räumlichkeiten von Bündnis 90/Die Grünen, Freiburg, Günterstalerstraße
33. Tel.: 0761 / 701214; Fax.: 0761 / 75 405
Am Vorabend des 8. Mai, dem Jahrestag der Zerschlagung Nazi-Deutschlands, hat
eine Gruppe Freiburger Antinationalisten, Kommunisten und Antimilitaristen das
Büro der Grünen in der Günterstalstraße 33 besetzt. Die Besetzerinnen
und Besetzer wenden sich mit dieser Aktion gegen die Instrumentalisierung der
nationalsozialistischen Massenvernichtung für den Krieg gegen Jugoslawien.
Nicht zuletzt grüne Politiker und Politikerinnen legitimierten in den vergangenen
Wochen immer wieder den von ihnen geführten Krieg, indem sie Vergleiche zwischen
Jugoslawien und dem deutschen Faschismus anstellten. Damit demonstrieren die Grünen
auch, worauf ihre Geschichte von der Friedensbewegung bis in die kriegführende
Regierungsverantwortung hinauslaufen sollte – dass sie nämlich vollends
in der deutschen Nation aufgegangen sind.
Es ekelt uns an, wie die Grünen ihre Beteiligung am NATO-Krieg Jugoslawiens
mit den „Lehren der Geschichte“ und der Ermordung und Vernichtung
der europäischen Juden legitimieren. Auschwitz als „Standortvorteil“
für die Begründung eines Angriffskrieges? Dreist wirbt Außenminister
Fischer mit „No pasaran!“, der Parole der Anti-Faschisten im spanischen
Bürgerkrieg. Es ist der Gipfel des Zynismus, die vom deutschen Staat organisierte
und unter tätiger Beihilfe der Volksgemeinschaft vollzogene Massenvernichtung
zur Reklame für eine deutsche Friedensstiftung zu funktionalisieren, an deren
humanitäre Natur wohl nicht einmal sie selbst mehr glauben können. Den
Verweis auf die deutschen Verbrechen benutzen die Grünen jedoch nicht nur,
und sich diesmal auf der richtigen Seite der Geschichte zu wähnen. Zudem
spielen sie sich als treibende Kraft der „Wiedergutmachung“ der deutschen
Nation auf. In Zukunft soll Deutschland wieder ein ganz normaler Staat sein, der
befreit von der lästigen Geschichte unbeschwert seine ihm zukommende Rolle
spielen „Verantwortung übernehmen“ und seine Interessen in der
Welt verfolgen darf.
Wenn es aber eine „Lehre der Geschichte“ gibt, dann liefe sie gerade
auf die Abschaffung des Staates hinaus, auf das revolutionäre Ende von Ausbeutung
und Herrschaft, auf die Herstellung der staaten- und klassenlosen Weltgesellschaft.
Mit dieser Perspektive haben die Grünen als Partei der ökologisch reformierten
Ausbeutung und des alternativen Gebrauchs der Staatsgewalt allerdings soviel zu
tun wie Martin Walser mit der Aufklärung. Denn dieser Krieg ist keineswegs,
wie Joseph Fischer im Parlament erklärte, ein Krieg, des Europas des Nationalismus
gegen das Europa der Integration“, oder, wie er auch gern sagt, gegen die
europäische „Zivilisationsgemeinschaft“. Dieser Krieg ist vielmehr
aus der inneren Logik des totalen kapitalistischen Weltmarktes erwachsen, den
RotGrün zur allgemeinen Zufriedenheit mitverwalten darf. |
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