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Aus Abfall wird Rohstoff für Kriege
Aktionsbündnis zum Jahrestag des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs der Nato gegen Jugoslawien 24. März 2001


„There is no evidence available that suggests significant health risks from depleted uranium.“

Nato-Generalsekretär George Robertson

DU – ein Abfallprodukt der Atomwirtschaft

Bei der Herstellung von Brennelementen für Kernkraftwerke und Atomwaffen aus Natururan entsteht zu etwa 85 Prozent das Abfallprodukt DU. Es besteht zunächst fast ausschließlich aus Uran-Isotopen, die etwa 60 Prozent der radiologischen Aktivität von Natururan aufweisen. Daher die Mär, abgereichertes Uran sei ungefährlich. DU hat eine Halbwertzeit von 4,5 Milliarden Jahren.

Der Atomindustrie wird DU zunehmend zum Problem, wegen des Fehlens einer korrosionsbeständigen Endlagerung und wegen hoher Lagerkosten. Die bisher praktizierte zivile Verwertung (z.B. als Stabilisationsmasse im Flugzeugbau) wie auch die militärische hat die Bestände an abgereichertem Uran jedoch nicht merklich verringert. Als billiger Rohstoff für Waffen besteht die Gefahr der Weiterverbreitung von abgereicherten Uran und damit des Einsatzes bei immer mehr militärischen Konflikten.

Bei der Wiederaufbereitung von Uran aus abgebrannten Brennelementen entsteht erneut abgereichertes Uran ab, das jedoch zusätzliche Isotop enthält, wie etwa in geringen Mengen das hochaktive Plutonium.


Radiologische und biologische
Eigenschaften von DU


Abgereichertes Uran ist physikalisch nicht ganz stabil. Nach einigen Monaten „wachsen“ künstliche Radionuklide nach, die starke Beta- und Gamma-Strahler sind.

Alphastrahlen haben in der Luft nur eine Reichweite von wenigen Zentimetern, im Gegensatz zu Beta- und Gammastrahlen, die auch über längere Distanzen wirksam sind (darauf beruht ein Teil der tödlichen Wirkung von Atombomben). Gelangen Alphastrahler jedoch durch Einatmen, Verschlucken oder offene Wunden in Körpergewebe, so wirken sie sofort radiotoxisch. Die direkte Messung von in Organismen eingelagerten Radionukliden ist jedoch technisch nicht möglich.

„Jede solche Strahlung wirkt extrem lebensfeindlich. Infolge der Ionisation werden chemische Verbindungen nachhaltig beeinflusst, aufgespalten oder zerstört. Im Körper können sich Zellgifte bilden, welche vielfältigste Krankheiten wie Leukämie, Krebs und Erbschäden hervorrufen.“ (Ralph Greup, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) Insofern gibt es auch keinen Schwellenwert, unterhalb dem die Entstehung von Krebs ausgeschlossen werden kann.

Die Gefährlichkeit von Uran besteht in der radiologischen Wirkung und in seiner Wirkung als Schwermetall. Der feine radioaktive Niederschlag kann eingeatmet werden und Gebiete großflächig verseuchen. Die Partikel aus Uranoxid sind zum Teil wasserlöslich und können sich daher direkt in Körpergewebe einlagern. Die zu Boden gehenden Metallsplitter und Geschosse selbst sind ebenfalls toxisch, wenn Partikel des Metalls in den Körper eindringen, zum Beispiel durch Berührung in die Haut oder Abrieb geschluckt wird.


Militärtechnische Eigenschaften von DU und deren Anwendung

Die USA benutzen heute 105- und 120-mm Granaten in ihren Panzern (Abrams Tanks), sowie 30 mm-Geschosse in Schnellfeuerkanonen an Bord von Flugzeugen (A-10 Thunderbolt) und Helikoptern (Apache). Inzwischen verfügen etwa 20 Staaten über DU-Munition, darunter Großbritannien, Frankreich, Griechenland, Türkei, Israel, Kuwait, Ägypten und Pakistan.

Aufgrund seiner besonders großen Dichte und Härte kann DU herkömmlich gepanzerte Ziele durchdringen, auch Beton. Es ist 2,5-mal schwerer als Stahl und beim Aufprall entzündet es sich und detoniert. Zehn bis 70 Prozent des Uran verwandeln sich in stark radioaktives Uranoxid. Der größte Teil dieser Uranstäube geht in der unmittelbaren Umgebung des Aufpralls nieder. Als submikroskopisch feine Schwebeteilchen kann ein Teil der Substanz über Stunden in der Luft bleiben und viele Kilometer weit vom Wind getragen werden.

DU-Munition wurde offiziell erstmals 1991 im Golfkrieg (über 300 Tonnen) eingesetzt, 1995 in Bosnien-Herzegowina (knapp drei Tonnen) und 1999 in Jugoslawien (10,5 Tonnen). Medienberichten zufolge soll auch im aktuellen Konflikt in Mazedonien DU-Munition verwendet werden (Deutschlandfunk, 17. März 2001). Völkerrechtswidrig war im Krieg gegen Jugoslawien zudem der Einsatz so genannter Kassettenbomben (die teils wie Splitterbomben und teils wie Landminen wirken und die bei der Zivilbevölkerung schreckliche Verwundungen verursachten, sowie von Graphitbomben in Elektrizitätswerken um die Stromversorgung des ganzen Landes über Stunden und Tage lahm zu legen und die Bombardierung von Chemieanlagen, was einer ökologischen Kriegsführung gleichkam.


iDe Folgen des DU-Einsatzes sind unkontrollierbar weil irreversibel

Das langfristige Verhalten von DU nach großflächigem Einsatz in bestimmten Böden und bei bestimmten Klimaverhältnissen ist nicht bekannt. Ebenso wenig werden die Folgen für die Bevölkerung in den betreffenden Ländern und Regionen untersucht. Die federführenden Staaten beim Einsatz von DU, die USA und Großbritannien, versuchen mit allen Mitteln, Klagen und Beschuldigungen ehemaliger Soldaten über Erkrankungen und Keimzellenschädigung zurückzuweisen. Darin werden sie auch von der Weltgesundheitsbehörde (WHO) und der UN-Umweltschutzorganisation (UNEP) unterstützt.

Viele Nicht-Regierungs-Organisationen wie IPPNW, IALANA und Fachleute warnen vor den vielfältigen Gefahren des militärischen und zivilen Einsatzes von DU. So ein Aufruf von Ramsey Clark, Friedensaktivist und ehemaliger Justizsenator:

„Waffen aus abgereichertem Uran stellen eine unerträgliche Bedrohung des Lebens dar, verletzen die Menschenrechte und die Würde des Menschen. Um die Zukunft der Menschheit zu retten, fordern wir ein bedingungsloses Verbot von Forschung, Tests, Transport, Besitz und Herstellung von abgereichertem Uran für militärische Zwecke. (...) Die verseuchten Gebiete sind zu entsorgen. All denjenigen, die exponiert waren, muss medizinische Hilfe zuteil werden“
 24. März 2001