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Militärischer Einsatz von abgereichertem Uran
Aktionsbündnis zum Jahrestag des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs
der Nato gegen Jugoslawien
24. März 2001
„Munition aus DU ist eine chemische und radiologische
Waffe. Sie wirkt unterschiedslos auch gegen die Zivilbevölkerung, verseucht
die Umwelt. Sie ruft unkontrollierbare Verletzungen hervor, DU-Munition ist eine
Giftwaffe.“
Manfred Mohr, Präsident von IALANA, Internationale Vereinigung von Juristinnen und Juristen gegen den Atomkrieg
Nach dem Bekannt werden des Einsatzes von radioaktiver Munition gab das Bundesverteidigungsministerium
noch während des Nato-Kriegs im Frühsommer 1999 ein Gutachten bei der
GSF (Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit) in Auftrag. Es ging um
die Entwicklung von Maßnahmen, die die Gefährdung der Soldaten vor
Ort möglichst gering halten sollten. Heraus kamen dabei Verhaltensmaßregeln
wie das Tragen von Atemschutzmasken – die bei submikroskopischen Aerosolen
unwirksam sind – und das Mitführen von Filmdosimetern, die die Strahlung
lediglich im Nachhinein dokumentieren können.
Der Leiter dieser Arbeitsgruppe Dr. Paul Roth verweist bei der Pressekonferenz
im Januar 2001 darauf, die vor, während und nach dem Einsatz im Kosovo durchgeführten
Urinmessungen hätten sich durchweg im Referenzbereich bewegt, die Ausnahmen
seien vernachlässigbar gering. Aber sind die Untersuchungen geeignet, akute
und latent wirkende Strahlenschäden zu messen? Die Meßmethode zeigt
nur an, was wieder ausgeschieden wird, nicht jedoch ob sich Partikel in Organen
eingelagert haben.
Am 30. September 1999 schrieb der Verteidigungsminister an Helmut Wiczorek, den
Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages: „Ich
versichere Ihnen, dass wir alle möglichen Maßnahmen zum Schutz unserer
Soldaten ergreifen und sie umfassend (...) auch auf diesem speziellen Sektor unterrichten.“
Bis heute vertritt das Bundesverteidigungsministerium die Auffassung, die Strahlenbelastung
im Kosovo sei zu vernachlässigen. Entsprechend traten „nach Erkenntnissen
der Bundeswehr“ bisher keine Fälle auf, „die auf den Einsatz
uranhaltiger Munition zurückzuführen wären“. Allenfalls in
seiner Eigenschaft als Schwermetall könne vom Kontakt mit Uran, etwa durch
Verschlucken und Einatmen eine gewisse Gefahr ausgehen. (Erklärung des BGS/Deutsche
Kontingente auf dem Balkan)
Scharping auf der Pressekonferenz am 10. Januar 2001: „Nach aller wissenschaftlichen
Erkenntnis und aller medizinischen Erfahrung ist insbesondere bei eingesetzten
Soldaten das Strahlenrisiko vernachlässigbar. Alle Behauptungen, es sei nicht
rechtzeitig, nicht umfassend und mit Blick auf alle Besorgnisse gehandelt worden,
alle Behauptung in dieser Richtung entbehren jeder Grundlage.“
Dagegen spricht die Entwicklung der Gesundheit von Menschen, die mit DU (engl.
depleted uranium) in Kontakt gekommen sind. Ein erhöhtes Vorkommen bestimmter
Erkrankungen gibt es bei Soldaten, in der Umgebung von militärischen Übungsplätzen
und besonders in Regionen, in denen DU-Munition eingesetzt worden ist. Dr. Georg
Maschmeier, Hämatologe und Onkologe an der Berliner Robert-Rössle-Klinik:
„Die Latenzzeit, die Zeit zwischen Strahlendosis und Auftreten der Krankheit
liegt zwischen ein und 20 Jahren.“
Professorin Huda Amash, bis 1983 Mikrobiologin an der Columbia University in Missouri,
jetzt Professorin für Molekurarbiologie an der Universität Bagdad und
Generaldirektorin an der Irakischen Akademie der Wissenschaften: „Wir müssen
die ganze Welt darauf aufmerksam machen, dass es zu ihrem eigenen Nutzen ist sich
gegen DU zu engagieren, nicht nur für die Gesundheit der Iraker. Ganz besonders
jetzt, nachdem die Waffe auch im Herzen Europas zum Einsatz kam, im Kosovo, was
bedeutet, dass es nicht mehr länger ein Problem weit weg im Mittleren Osten
ist.“
Gina Mertens, deutsche Sektion der Ärzte gegen Atomkrieg zur Situation im
Kosovo nach dem Krieg: „Man kann zur Zeit nicht sagen, was genau passiert
ist, weil die ärztliche Versorgung außerhalb von Pristina so ist, dass
eine Ärztin auf ungefähr 30 000 Einwohner kommt. Aber selbst in der
Bundesrepublik ist es ja sehr schwer so etwas festzustellen. es gibt nur wenige
Laboratorien, die Untersuchungen von Strahlenbelastungen überhaupt machen
können, auf so was sind wir gar nicht eingestellt.“
Ein Verwendungsverbot der DU-Munition, wie es inzwischen selbst von einigen Nato-Mitgliedsländern
gefordert wird, käme einem Schuldeingeständnis gleich. Und ein Schuldeingeständnis
könnte Schadenersatzansprüchen in Milliardenhöhe nach sich ziehen.
Dies und die große Effektivität der DU-Munition sind die Gründe,
weshalb sich die Nato schwer tut mit dem Verzicht auf diese Waffen. Der unmittelbare
Beweis, dass beispielsweise die Krankheitsraten und Missbildungen bei der irakischen
Zivilbevölkerung oder bei amerikanischen und britischen Golfkriegveteranen
vom DU-Einsatz herrühren ist nicht zu erbringen. Denn immer auch könnten
die Erkrankungen von anderen Faktoren ausgelöst worden sein. Aber die Indizien
sind erdrückend.
„Munition aus DU ist eine chemische und radiologische Waffe. Sie wirkt
unterschiedslos auch gegen die Zivilbevölkerung, verseucht die Umwelt. Sie
ruft unkontrollierbare Verletzungen hervor, DU-Munition ist eine Giftwaffe.“
(Manfred Mohr, Präsident von IALANA, Internationale Vereinigung von Juristinnen
und Juristen gegen den Atomkrieg)
Völkerrechtliche Ächtung der DU-Munition!
Ein weltweites Verbot seiner Verwendung im zivilen Bereich! |
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