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Einsatzführungskommando oder Oberste Heeresleitung
die agentur 27. Januar 2002


Hier in der Henning-von-Tresckow-Kaserne wird der deutsche Teil des „Krieges gegen den Terror“ organisiert. Die Fallschirmspringer, die vor zwei Wochen in Kabul einmarschierten, gehören genauso dazu, wie die ABC-Truppen in Kuwait oder die Bundesmarine vor der Küste Somalias. Egal, wo gerade deutsche Soldatinnen und Soldaten in diesem Kontext mitbomben, töten und besetzen, die Fäden laufen vor unseren Augen an diesem Tatort, der im Amtsdeutsch als Einsatzführungskommando bezeichnet wird, zusammen.

Oberste Heeresleitung wäre der passendere Name für diesen neuen-alten deutschen Generalstab angesichts seiner historischen Vorläufer im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Direkt dem Bundesverteidigungsminister unterstellt, werden von hier die direkten Befehle an Kampfhubschrauberstaffeln und Elite-Täter in Spezial-Mission ausgehen. Bei der Wiederbewaffnung der BRD nach 1945 wurde der deutsche Generalstab mit seinen unkontrollierbaren Befugnissen absichtlich durch flachere Hierarchien ersetzt, die jeweils mehreren Stellen und nicht nur einer rechenschaftspflichtig waren. Die Alliierten wollten diese Institution, die maßgeblich am Vernichtungskrieg und Auschwitz beteiligt war, in der Folge verhindern. Während die Bundeswehr heute derartige Strukturen im Rahmen ihrer Umstrukturierung zur weltweit einsetzbaren Interventionsarmee wieder aufbaut, verschweigt sie solche Zusammenhänge lieber. Kritische Stimmen stören nur beim „Blick nach vorn“. Und die unverbesserlichen KritikerInnen sollen mit dem penetranten antifaschistischen Bezug auf die Fraktion der Attentäter des 20. Juli aus der Nazi-Wehrmacht ruhiggestellt werden. Damit lässt sich dann gleich viel unbefangener weltweit Krieg führen.

Geplant war diese Militärzentrale schon vor den Anschlägen am 11. September. Von hier aus sollen sämtliche größeren deutschen Kriegseinsätze außerhalb des Nato-Gebiets gesteuert werden. Durch Kapazitäts-Probleme wegen vorzeitiger Inbetriebnahme konzentrieren sich die Herrschaften in Uniform hinter diesem Zaun erstmal auf die Kriegseinsätze im Mittleren Osten und am Horn von Afrika. Die Kontrolle über den Mazedonien-Einsatz, der seit dem letzten Sommer läuft, und die anderen mehreren Tausend deutschen Soldatinnen und Soldaten im ehemaligen Jugoslawien, Ost-Timor oder wo auch immer muss vorläufig über andere Standorte geregelt werden. Beabsichtigt ist aber die Zentralisierung dieser Führungsfunktionen ab April diesen Jahres hier in Geltow. Damit ist dieser Tatort zusammen mit der KSK-Kaserne in Calw und dem Bundesluftwaffenstützpunkt in Oldenburg ein mehr als geeignetes Ziel für unseren Widerstand.

Darüber hinaus ist hier mit dem so genannten Einsatzführungskommando mittelfristig die Basis geschaffen, Kriege der WEU, unabhängig von Nato-Strukturen, zu führen. Der westeuropäische Bündnis-Imperialismus – mit seinem nicht nur ökonomisch stärksten Glied Deutschland – schafft sich perspektivisch, losgelöst von den USA, seine eigenen Kriege und die notwendigen Strukturen dazu. Französische, italienische und andere Generäle werden von hier mit den deutschen zusammen ihre Truppen zu neuen Untaten führen.

Diese weltweiten Unterdrücker haben Namen und Adressen!
Kein Frieden mit den Kriegstreibern hier und anderswo!
 27. Januar 2002