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Weg mit Niedriglohn, Leiharbeit und Arbeitszwang!
Gegeninformationsbüro
22. April 2004
Unsere Agenda heißt Widerstand
Für ein Leben ohne Ausbeutung und Armut!
Der sozialtechnische Angriff nach Innen und der Krieg nach außen sind zwei
wesentliche Tendenzen des Herrschaftskonzepts einer neuen Weltordnung.
Dabei ist die EU-Politik ein Baustein dieses Konzeptes.
Ihr Markenzeichen ist die militärische globale Expansion.
In den neuen verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundesregierung wurde eine
aggressive Außen- und Militärpolitik zur Grundlage der sogenannten
Streitkräfte der Zukunft. Die Einsätze umfassen den ganzen Globus und
der politische Zweck des freien Kapitalverkehrs bestimmt die Ziele und Einsatzorte
ebenso wie die Dauer und die Art des Einsatzes. Die Finanzierung von Kriegseinsätzen
ist natürlich gesichert.
Ebenso wird mit der neuen EU-Verfassung eine ständige militärische Aufrüstung
festgeschrieben. Sie nennt ausdrücklich Gründe, in denen Angriffskriege
geführt werden müssen. Die zukünftige Verfassung der EU wird mehr
militärische Regelungen enthalten als jede andere Verfassung der Welt.
Ein weiteres Markenzeichen der EU-Politik ist eine alle Menschenrechte verachtende
Migrationspolitik.
In Zusammenarbeit mit der Internationalen Organisation für Migration geht
es Institutionen wie der West-Europäische Union und ihren europäischen
paramilitärischen Polizeieinheiten darum, Migrationsströme zu kontrollieren
und gegebenenfalls zu verhindern.
Eine weiterer Effekt des institutionellen Rassismus ist die Jagd der jeweiligen
Länder auf Illegale, ihre Internierung und Abschiebung.
Auch die aktuelle sozialpolitische Entwicklung hier ist ein Teil des Deregulierungskonzeptes
des Kapitals. Die verschärften Angriffe auf unsere Lebensverhältnisse
sind zentrale Bestandteile der EU-Politik. Denn die EU will bis zum Jahr 2010
das führende Weltwirtschaftszentrum sein. Und dafür soll alles getan
werden, um den Unternehmern – per Gesetz und Unterstützung staatlicher
Institutionen – höhere Profite zu sichern.
Mit der Agenda 2010 und den sogenannten Hartz-Reformen wird der Sozialstaat abgerissen.
Ein Herzstück der Hartz-Reformen sind die Personal Service Agenturen, die
eine Ausweitung der Leiharbeit bedeuten.
Die Arbeitsagentur zwingt Arbeitslose unter Androhungen von Sanktionen, einen
Arbeitsvertrag mit einer PSA für neun Monate zu schließen. Dieser Arbeitsvertrag
berechtigt die PSA, die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen an Firmen auszuleihen
zu Stundenlöhnen zwischen 5,60 und zwölf Euro.
Tatsächlich sollen die Personal Service Agenturen keine zusätzlichen
Arbeitsplätze schaffen, sondern bisher regulär Beschäftigte ersetzen
und zwar zu Dumping-Löhnen und mieseren Arbeitsbedingungen.
So soll Leih- und Zeitarbeit – mit staatlicher Unterstützung –
zur Normalität für viele werden! Mit gnadenloser Härte soll der
Niedriglohnbereich ausgeweitet werden, um die „endlose Kapitalakkumulation“
zu gewährleisten.
Ein großer Teil der Migranten und Migrantinnen ohne Papiere arbeitet schon
in diesem Sektor der informellen Ökonomie ohne garantierte Arbeitsrechte!
Von Lohnraub und sexualisierter Gewalt bedroht, unter extrem menschenfeindlichen
Bedingungen.
Besonders trifft dieser neoliberale Angriff von oben erwerbslose Frauen, die immer
mehr prekäre und informelle Arbeitsverhältnisse eingehen müssen,
um sich und ihre Familien versorgen zu können. Oftmals bestehen diese Jobs
darin, schlecht bezahlte Arbeit in Privathaushalten zu leisten, welche die Erwerbstätigkeit
von Mittelschichtsfrauen und Männern gewährleistet.
Die gesellschaftliche Verteilung von Hausarbeit und Kindererziehung wird nicht
diskutiert, genauso wenig die Frage nach bezahlter Hausarbeit. Frauen als Pionierinnen
der flexiblen Dienstleistung werden auch in Zukunft die Mehrheit im Niedriglohnsektor
bleiben.
Ein weiterer Punkt für den Angriff von Oben ist die Tatsache, dass die finanzielle
Unterstützung der Erwerbslosen durch die Ersetzung der Arbeitslosenhilfe
und Sozialhilfe durch das neue Arbeitslosengeld 2 unter das jetzige Sozialhilfeniveau
gesenkt wird.
Eine Sprecherin des Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit bestätigte
eine Pressemiteilung, dass zudem etwa 500 000 Bezieher und Bezieherinnen
von Arbeitslosenunterstützung – durch die erhöhte Anrechnung des
Partnereinkommens – am 1. Januar 2005 mit der Einführung des Arbeitslosengeld
2, jegliche Arbeitslosenunterstützung verlieren werden.
Schon jetzt sind mehr als eine halbe Million Menschen in Berlin erwerbslos und
leben von der Sozialhilfe. In Zukunft werden mehr Menschen unter Sozialhilfeniveau
überleben müssen oder sind gar von finanziellen Unterstützungen
ausgeschlossen.
Ein weiterer Stolperstein werden die neuen Zumutbarkeitsregelungen sein. Denn
mit der Verschärfung der Zumutbarkeitskriterien will die Bundesagentur für
Arbeit die Erwerbslosen nicht nur disziplinieren und bestrafen sondern auch Kosten
sparen.
Der Originalton einer Regierungserklärung: „Wer zumutbare Arbeit ablehnt
– der wird mit Sanktionen rechnen müssen.“ Diese perfide Drohung
ist schon Wirklichkeit geworden! Die Arbeitsämter gehen immer härter
gegen Erwerbslose vor, die Job- oder Weiterbildungsangebote nicht annehmen. Die
Zahl der verhängten Sperrzeiten ist um ein Drittel im vergangenen Jahr auf
rund 430 000 angestiegen. Während der Sperrzeiten gibt es kein Geld. Dies
bedeutet Armut und Verelendung.
Erwerbslose unterliegen gleichzeitig einer zunehmenden Kontrolle durch die Behörden.
Neben den Arbeitsagenturen sind dies Krankenkassen, Prüfdienste, Gerichtsvollzieher,
Finanzämter, social-cops, u.s.w., die miteinander kooperieren und Informationen
austauschen und die Erwerbslosen drangsalieren und entwürdigen.
Bei Razzien gegen die sogenannte Schwarzarbeit arbeiten Polizei, Finanzbehörden
und Arbeitsämter Hand in Hand.
... und um nur zwei Beispiele aktueller Schikane auf den Ämtern zunennen
...
Das Lübecker Arbeitsamt will angetrunkene Arbeitslose aufgrund ihres Promille-Wertes
von der Bezugsliste kicken. Und so wurden im Lübecker Arbeitsamt Alkohol-Kontrollen
eingeführt. Die Bundesanstalt für Arbeit verteidigt solche Maßnahmen.
Das sei ganz im Sinne der Devise „Fordern und Fördern“.
Ein Arbeitsberater der Arbeitsagentur Neumünster verlangte die Aufhebung
der ärztlichen Schweigepflicht. Wegen fehlender Mitwirkung (!) gebe es sonst
für den Arbeitslosen keine weiteren Leistungen.
Unsere heutige Aktion ist als ein Baustein zum organisierten Widerstand gegen
das herrschende System, der zügellosen Kapitalisierung aller Lebensverhältnisse
zu verstehen.
Unsere heutige Aktion ist als ein Baustein zum organisierten Widerstand! Als ein
Widerstand gegen das herrschende System der Kapitalisierung aller Lebensverhältnisse!
Unsere Agenda heißt Widerstand! Für ein Leben ohne Ausbeutung und Armut!
Weg mit Niedriglohn, Leiharbeit und Arbeitszwang!
Für eine internationale, revolutionäre Gewerkschaftsbewegung!
Für den Kommunismus! |
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