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Heraus zum Revolutionären 1. Mai!
Autonomes 1. Mai Plenum 23. April 2006


Revolutionäre 1. Mai Demonstration
18 Uhr Oranienplatz – Kreuzberg


Der 1. Mai dieses Jahr findet in einer Situation statt, in der sich die Widersprüche in der BRD und weltweit zuspitzen. Immer weiter reichende Angriffe auf die Lebenssituation der Lohnabhängigen in Form von Gesetzesverschärfungen sowie Kürzungen und Einschnitten am Arbeitsplatz und im Sozialsystem gehören zunehmend zum Alltag. Immer mehr Menschen werden in Arbeitslosigkeit, in prekäre Arbeitsverhältnisse oder in Billig-Jobs gezwungen, Millionen leben daher inzwischen unter der Armutsgrenze – selbst wenn sie in Vollzeit arbeiten. Gleichzeitig führt die Privatisierung öffentlicher Leistungen zu einer deutlichen Verschlechterung sowohl für die in diesem Bereich Beschäftigten als auch für die gesamte Bevölkerung, die für immer höhere Preise immer weniger erhält. Stetig steigende Kosten für Miete, Heizung, Wasser und Strom sowie der Wegfall vieler vorher garantierter Leistungen im Gesundheits- und im Bildungssektor sowie bei der Rente sind die konkreten Folgen. Von dieser Entwicklung besonders betroffen sind Frauen, die nach wie vor in vielen Bereichen schlechter gestellt sind und für die viele der Einschnitte besonders weit reichende Folgen haben. Dass durch die gesetzlichen Bestimmungen bei den Hartz-Gesetzen viele Frauen aufgrund der Anrechnung des Einkommens des Lebenspartners keinerlei Leistungen mehr bekommen, ist nur eines unter vielen Beispielen. Auch viele MigrantInnen sind als Teil der unteren Schichten noch massiver von den Entwicklungen betroffen. Obendrein müssen sie als Sündenböcke der verschärfenden Situation herhalten und sind so auch gesellschaftlichen Vorurteilen, Ausgrenzungen und Angriffen ausgesetzt. Letztlich ist für die aktuelle Verschärfung aber kennzeichnend, dass sie eben nicht mehr nur die marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen trifft, sondern nach und nach den Großteil der Bevölkerung. Gegen diese Angriffe im bisherigen „ruhigen Hinterland“ des Kapitals regt sich zunehmend Protest in Form von Großdemonstrationen und Streiks.

Die Offensive des Kapitals findet aber nicht nur auf nationaler Ebene statt, sondern erfasst die Menschen in allen Teilen der Welt. Ob mit Kriegen, wirtschaftlichen Sanktionen oder durch die Installierung von ihnen getreuen Regimes bzw. deren logistische und militärische Unterstützung, die imperialistischen Staaten setzen seit jeher jedes Mitteln ein, um ihre Interessen weltweit durchzusetzen. So sind die imperialistischen Staaten derzeit entweder direkt an imperialistischen Kriegen beteiligt, rüsten auf, um die nächsten Kriege vorzubereiten, beteiligen sich mit Waffenlieferungen an kriegerischen Auseinandersetzungen oder unterstützen verschiedene Kriegsparteien. Eine bittere Ironie ist es dabei, dass sie aktuell z.B. mit Afghanistan, dem Irak und dem Iran auch gegen Länder Kriege führen bzw. diese planen, deren brutale Regimes sie einst selbst installiert und unterstützt haben – solange sie davon profitierten. Die Leidtragenden sind in jedem Fall der Großteil der Bevölkerung.


Neue Weltordnung

„Der Westen versucht und wird weiter versuchen, seine Vormachtstellung zu behaupten und seine Interessen dadurch zu verteidigen, dass er diese Interessen als Interessen der „Weltgemeinschaft“ definiert.“ Zitat aus dem Buch „Kampf der Kulturen, von Samuel P. Huntington, gehört zum führenden „Think Tank“ des US-Außenministeriums.

Als Instrumente zur Durchsetzung der kapitalistischen Interessen dienen Institutionen wie IWF, UNO und Nato. Das kapitalistische und imperialistische Interesse der USA und der europäischen Regierungen wird zur notwendigen Durchsetzung einer „überlegenen Kultur“, die sich durch angebliche Freiheit, Demokratie und Menschenrechte definiere und den Kampf gegen „terroristische“, „barbarische“ und „unzivilisierte“ Kulturen aufnehmen müsse. Das Beispiel der Rütli-Schule zeigt, dass das Feindbild in den Medien der Herrschenden „fremde Kulturen“ sein sollen, damit ideologische Kampflinien ausgeblendet werden. Durch die Identifikation mit seinem „Kulturkreis, der sich bei Bedrohung gegen einen anderen behaupten müsse, soll dem internationalen und sozialen Protest und Widerstand gegen die Ausbeutung durch globale Wirtschaftsmächte das Wasser abgegraben werden. Denn letzteres stellt für die Herrschenden eine Gefahr für die Sicherung ihrer Macht dar. Die Zerschlagung oder Zersplitterung eines internationalistischen Klassenbewusstseins ist ihre Strategie. Zur Planung ihrer nächsten Angriffe werden sich die Regierungen der acht führenden imperialistischen Staaten (G8) nächstes Jahr in Heiligendamm in Mecklenburg-Vorpommern treffen. Es ist daher die Aufgabe nicht nur der radikalen und revolutionären Kräfte, sondern der Linken insgesamt, zu versuchen, dieses treffen zu verhindern oder wenigstens ihr Gerede von Friede und Freiheit als Farce zu entlarven. Für uns gilt deshalb, dass G8-Treffen auch in der 1. Mai Mobilisierung zu thematisieren.


Global denken – lokal handeln
1. Mai in Kreuzberg


Der 1. Mai ist weltweit Kampftag der Unterdrückten. In den Städten und Dörfern Kolumbiens, in den Slums Brasiliens wie Indiens, in den Bergen Nepals – oder eben in den Metropolen des imperialistischen Westens: überall gehen an diesem Tag Millionen und Abermillionen auf die Straße und protestieren gegen den Krieg und gegen die Gier der kapitalistischen Konzerne und fordern ein Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung, fordern ein menschenwürdiges Leben ohne Hunger und Krieg, ein Leben mit Wohnung, Bildung, Gesundheit und Arbeit. Sie fordern ein Leben, wie es in Kuba existiert und in Venezuela gerade geschaffen wird. Das herrschende Kapital fürchtet diesen 1. Mai und schickt deshalb nur allzu oft seine Polizei- und Militärhorden, um den legitimen Protest gegen sie zu unterdrücken. Egal ob eine sozialdemokratische Regierung vor 80 Jahren auf die Demonstrierenden schießen ließ, egal ob die Faschisten die 1. Mai Demonstrationen verboten haben –die Unterdrückung des 1. Mai diente immer nur den Interessen des Kapitals. Und diesen Interessen dienen die jetzt Regierenden noch heute.

Seit 19 Jahren gibt es die Revolutionäre 1. Mai Demonstration in Berlin-Kreuzberg – zu ihr wurde das erste mal ein Jahr nach dem Kreuzberger Aufstand von 1987 von zahlreichen autonomen, linksradikalen und antiimperialistischen sowie internationalistischen Gruppen mobilisiert. Mit zahlreichen Methoden versuchten die jeweiligen Regierungen von konservativ bis hin zu alternativ-grün die Revolutionäre 1. Mai Demonstration zu verhindern, mit Repression und Gewalt zu überziehen, zu verbieten, oder Teile der OrganisatorInnen in zivilgesellschaftliche Projekte einzubinden, um so die radikale Linke und die MigrantInnen im Stadtteil zu isolieren. Doch verschiedene Innensenatoren stolperten bisweilen über die Mai-Steine. Ein Totalverbot der Demonstration durch Innensenator Werthebach (CDU) im Jahre 2001 sorgte eher dafür, dass die Kiezbevölkerung, die Linke und die aus anderen Stadtteilen kommenden DemonstrantInnen zusammenhielten, um der Polizeibesatzung und dem Demoverbot gemeinsamen Widerstand entgegenzusetzen. Der SPD/PDS Senat und sein Staatsschutz geht da schon schlauer an die Sache. Analysiert wurde, dass der Mythos Kreuzberg nur zu knacken ist, wenn die Stadtteilbevölkerung von der Demonstration isoliert wird beziehungsweise ein BürgerInnenfest („Myfest“) durchgeführt wird, um eine Demonstration in Kreuzberg zu blockieren bzw. um zu versuchen, BürgerInnen gegen die Demo zu mobilisieren.

Das Myfest in diesem Jahr wird wieder organisiert vom Bezirksamt in Zusammenarbeit mit dem Senat, SPD, Grüne, CDU, PDS, Polizei, Sicherheitsdiensten und einigen Integrationsprojekten sowie dubiosen Wirtschaftsinitiativen. Lokale Initiativen und Projekte, denen für den 1. Mai viel Geld vom Senat versprochen wird, werden mit eingebunden. Gemeinsames Ziel ist nach Polizeivorgaben Demorouten und Abschlusskundgebungen im Kiez durch Bühnen und ähnliches zu blockieren um so Demoverbote begründen zu können.

Während tausende Jugendliche keine Ausbildung und Zukunftsperspektive haben, werden Senatsmittel und EU-Gelder zur Finanzierung von Hilfsbullen zweckentfremdet. Während der Berliner Senat und die Bezirksämter Wohnungen privatisieren, Tarifbruch begehen, die Hartz-Gesetze durchpeitschen und Zwangsräumungen durchführen, soll jeder Protest kriminalisiert werden.


Zusammen kämpfen!

Angesichts einer massiven kulturrassistischen Hetze (Stichwort Rütlischule) ist es heute umso notwendiger, sich nicht spalten zu lassen. Nicht nur am 1. Mai dürfen wir uns nicht gegenseitig ausspielen, und uns durch ihr Befriedungskonzept die Straße nehmen lassen. Es ist auch wichtig, dass wir als Ausgebeutete und Unterdrückte eine gemeinsame Debatte darüber führen, wie wir gesellschaftlich relevanten Widerstand sichtbar machen. Denn der gemeinsame Widerstand am 1. Mai bedeutet eine solidarische Organisierung von unten. Wenn wir lokal radikalen Widerstand gegen ihre Ausbeutung leisten, sind wir Teil des globalen Widerstands am 1. Mai, dem Revolutionären Kampftag der Unterdrückten.

Da der Staat mit dem „Myfest“ keine Revolutionäre 1. Mai Demonstration mehr zulässt, für die öffentlich aufgerufen und mobilisiert werden kann, müssen wir neue Wege gehen, um diese Demonstration durchzusetzen. Obwohl letztes Jahr verboten, folgten trotzdem über 3000 Menschen einem Aufruf, sich „spontan“ am Oranienplatz zu versammeln und das Demo-Verbot zu durchbrechen. Es hat sich gezeigt, dass sie die Demonstration zwar verbieten können, verhindern können sie sie aber nicht. Und auch wenn uns kein Lautsprecherwagen zur Verfügung stand, war die Spontandemo lauter und unüberhörbar. Der Applaus der Massen letztes Jahr bei unserer Ankunft unterstreicht, dass wir auf ihren überflüssigen Ritus der Anmeldung verzichten können – die Revolutionäre 1. Mai Demonstration wird es auch trotz ihres Verbots geben. Kommt daher – pünktlich – um 18 Uhr zum Oranienplatz. Aber ihr Demoverbot werden wir durchbrechen!

Friede den Hütten – Krieg den Palästen!
Kampf dem G8-Treffen!
Krieg dem imperialistischen Krieg!
Kampf dem Kapitalismus!
Der Kampf um Befreiung ist international!
Heraus zum Revolutionären 1. Mai!

Autonomes 1. Mai Plenum
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may61@lycos.com



Revolutionäre 1. Mai Demonstration
18 Uhr Oranienplatz – Kreuzberg
 23. April 2006