|
|
|
|
Palästina 1948 – Das Land war nicht leer
Arbeitskreis Nahost 9.
Mai 2008
Gedenkveranstaltung des Arbeitskreis Nahost Berlin zu „60
Jahre Israel – 60 Jahre Naqba“
15. Mai 2008 in Berlin | 17 bis 20 Uhr
Im Regierungsviertel
zwischen Reichstag,
Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus
In diesen Wochen wird in Deutschland vielerorts der 60. Jahrestag der Gründung
Israels feierlich begangen. Die vorher in dem Teil Palästinas, der fortan
Israel war, ansässige und heimische palästinensische Bevölkerung
findet dabei – wie so meist – keinerlei Erwähnung, sondern
der Mythos „Palästina – ein leeres Land“ wird weitergegeben.
Aber Palästina war nicht leer, sondern dort lebten seit Generationen
in über 700 Ortschaften etwa eine Million Palästinenserinnen und Palästinenser,
die das Land bebauten, in der gesamten Region Handel trieben, dort verwurzelt
waren. Für die meisten von ihnen war Palästina ihre einzige Heimat.
Für die Palästinenserinnen und Palästinenser hatte die bereits
jahrzehntelange andauernde zionistische Einwanderung und Besiedlung, die 1948
in die Gründung des Staates Israel mündeten, fatale Folgen:
- Hunderte wurden in den Monaten vor und nach der Staatsgründung getötet.
- Über 750 000 Personen wurden vertrieben und ins Exil getrieben;
sie wurden vor allem in den Nachbarländern aufgenommen, aber meist in Flüchtlingslagern
untergebracht, wo viele von ihnen noch heute leben.
- Über 500 palästinensische Ortschaften wurden entvölkert und/oder
zerstört, um eine Rückkehr unmöglich zu machen.
- Weite Teile des Landes wurden erobert beziehungsweise später vom israelischen
Staat konfisziert.
- Die palästinensische Wirtschafts- und Sozialstruktur wurde zerschlagen.
- Die zirka 150 000 Palästinenser, die im Land blieben, wurden zu
einer Minderheit, die, obschon sie die israelische Staatsbürgerschaft erhielten,
bis 1966 unter Militärherrschaft stand; heute machen sie etwa 20 Prozent
der israelischen Bevölkerung aus, sie werden noch immer in allen Bereichen
gesetzlich abgesichert diskriminiert.
Gerade hier in Deutschland wird diese Kehrseite der Staatsgründung Israels
im Jahre 1948 bis heute ignoriert, und die Rechte der Palästinenserinnen
und Palästinenser werden nicht nur nicht anerkannt, sondern oftmals verneint.
Und nicht nur die Rechte, sondern auch das Leid wird ihnen, anders als anderen
Flüchtlingen, abgesprochen, häufig wird ihrem Schicksal das Mitgefühl
versagt.
Ihr Recht auf Rückkehr, das im Völkerrecht verankert ist und für
alle Völker gleichermaßen gilt, das den Allgemeinen Menschenrechten
entspricht und welches auch in UN-Resolutionen (wie 1948 in der UN-Resolution
194), gefordert wird, wird nicht anerkannt, ja, jegliche Diskussion darüber,
was die Einforderung des Völkerrechtes beinhaltet, wird abgelehnt.
Die palästinensischen Flüchtlinge sind zwar noch im Bewusstsein
der Internationalen Staatengemeinschaft, aber ihre früheren Dörfer
und Städte sind, außer von ihnen selbst, fast vergessen.
So sind diese Orte, oft weitestgehend zerstört, in der politischen und
geographischen Landschaft Israels nur schwer erkennbar, da ihre Spuren verwischt
worden sind: Der Grund und Boden wurde überbaut, die Namen durch hebräische
ersetzt. Ehemals palästinensische Orte wurden der Kern für jüdisch-israelische
landwirtschaftliche Siedlungen wie Kibbutzim und Moshavim, für Städte
wie Qiriat Gat (auf dem Land von Feludja) und Ashkelon (vorher Majdal), oder
sie wurden jüdischen Stadtteilen einverleibt, wie zum Beispiel Deir Yassin
in das Jerusalemer Givat Shaul. Die Tel Aviv University wurde auf den Ländereien
von Sheikh Muwannis errichtet. Manche Dörfer wurden Landschafts- und Naturschutzparks
oder Teil von Armeeeinrichtungen, andere wiederum fielen brach und sind heute
nur noch mit Gestrüpp überwucherte Ruinen und Mauern.
Dieser zerstörten Dörfer gedenken wir heute, am Internationalen
Nakba-Tag, mit der Verlesung ihrer Namen, um so zu zeigen, dass das Land eben
nicht leer war, und um sie so auch hier ins Bewusstsein und in Erinnerung zu
rufen.
Die Aktion wird unterstützt von
AG Palästina
von attac Hamburg; Bonner Friedensbündnis; Deutsch-Palästinensische
Gesellschaft (DPG); Dialoggruppe München; Friedenskreis; Großmütter
gegen den Krieg, Berlin; ISM-Germany; Jüdische Stimme für Gerechten
Frieden in Nahost e.V. (EJJP); Nahostkomitee in der Berliner Friko; Palästinabund
Berlin (Karame e.V. / Al Dar / Nachbarschaftshaus / das Arabische Zentrum), Palästinensische
Gemeinde Berlin, Palästinensischer
Studentenverband Berlin (PSV) |
|
|