|
|
|
|
Reflexionen eines Einwanderers der von Mauretanien auf die Kanarischen Inseln reisen wird
Helena Maleno Garzón 16.
März 2006
Ich kenne diesen senegalesischen Companero seit dem wir uns
im Wald von Ceuta im Jahre 2003 trafen. Ein intelligenter Mann, gebildet und
kämpferisch, er wurde von Marokko nach Senegal abgeschoben nachdem was im spanischen Staat die Krise der Zäune genannt wurde. Jetzt versucht er es auf eine andere Art, ein neuer Weg durch Mauretanien und erklärt uns ganz klar warum und lacht sehr über einige Informationen, die wir in den Kommunikationsmedien gehört
haben.
Weißt Du Helena, diese Route benutzte man schon im Jahr 2001, danach blieb
sie versperrt, sie war sehr gefährlich und wir selbst forderten keine Sicherheit,
also suchten wir den Weg über Algerien. Aus diesem Grund trafst Du mich
im Jahr 2003 im Wald.
In Marokko kann man sich nicht in den Städten aufhalten, es gibt auch keine
Arbeit, es ist nicht wie in Algerien, in Marokko arbeitet kein Schwarzer.
Deswegen waren wir im Wald, das Leben war sehr hart aber Du weißt, dass
wir unsere Regeln hatten die uns ermöglichten, ausgeglichen zu sein uns
es gab viel Solidarität.
Die Leute gelangten allmählich nach Ceuta, Du wartetest auf Deine Gelegenheit.
Aber als Spanien anfing, mit dieser Politik Marokko Geld zu geben, wurde alles
extrem schwierig.
Die Europäer denken, dass wir keine BürgerInnen sind, dass wir keine
politische Analyse besitzen, dass die Mafias, von denen sie reden, uns handhaben
als wären wir dressierte Hündchen. Weißt Du, das ist eine andere
Form von Rassismus.
Es ist wahr, dass es viele Analphabeten gibt, die das Land verlassen, aber die
Mehrheit sind Leute die studiert haben oder sich selber gebildet haben, das hängt
von den Ländern ab. Aber selbst die Analphabeten, die weggehen, sind starke
Leute. Stell Dir vor, einer aus Mali, deren Gemeinschaft selten Schlepper benutzt,
viele haben keine Schulbildung, aber es ist für eine Mafia schwer, sie kontrollieren
zu können, praktisch unmöglich.
Ein anderer Fall ist der Handel von Frauen, aber diese Organisationen nehmen
für Eure Regierungen nur einen nachrangigen Platz ein, weil das viel mehr
Geld bringt, als wir natürlich.
Gut, kehren wir zur Politik von Spanien und Europa zurück, die Geld an
die Länder geben durch die wir durchreisen. Stell Dir vor, das hat bewirkt
dass sich unsere Strategien offensichtlich geändert haben, weil die Staaten
nichts machen können gegen die Personen.
Ich habe oft an die Nacht gedacht, in der wir alle zum Zaun gingen, es war eine
Reaktion auf verschiedene Faktoren, aber eine direkte Antwort auf die europäischen
Politiken. Marokko war interessiert, dass wir zum Zaun gingen um den Erhalt von
europäischem Geld zu erzwingen und wir wussten, dass es die einzige Gelegenheit
war. Sie zwangen uns zu diesem Massaker ...
Jetzt ist es das Gleiche, wir haben diese Route wieder eröffnet und wir
müssen die Dinge schnell machen weil wir wissen, dass Europa, Spanien wieder
Geld geben wird um diesen Weg zu schließen. Außerdem wissen wir,
dass die mauretanische Regierung erfreut sein wird über diese Hilfen, genauso
wie die marokkanische Regierung es ist. So wie die Zeit vergeht ist es ein Kampf
gegen die Zeit, der neuen Form der europäischen Politik zu begegnen.
In den Medien wird von 10 000 und 15 000 Personen gesprochen,
die auf eine Überfahrt warten. Einschließlich ein Journalist von EL
Pais sagt, indem er eine Quelle der mauretanischen Regierung zitiert, dass es
5 000 000 EinwandererInnen gibt, die in Mauretanien arbeiten, um sich
das Geld für die Überfahrt
zu verdienen. Sag uns mal Deine Sicht zu diesen Behauptungen.
Ha ha ha, entschuldige dass ich lache. Wenn wir in Mauretanien arbeiten könnten
und 1000 Euros sparen könnten, warum sollten wir dann nach Europa fahren.
Es ist unglaublich, wie wir Afrikaner die Demokratie und die europäische
Freiheit in den Himmel heben und das Komische was entsteht, wenn Du siehst, wie
viele Lügen sowohl in den europäischen als auch in den afrikanischen
Medien stehen.
Genauso wie gesagt wurde, dass es 20 000 Wartende in den Wäldern in
der Nähe von Nador gäbe, unglaublich. Es stimmt, dass wir uns schnell
bewegen, vor allen Dingen wie ich gesagt habe, wegen der Ergebnisse der neuen
europäischen Politik, aber es sind nicht so viele wie gesagt werden.
Wir müssen das Geld für die Überfahrt und den voraussichtlichen
Aufenthalt bekommen weil – wie immer man darüber denken mag – wir
Devisen für die Transitländer sind.
Die Medien sagen auch, dass die cayucos, daher die Boote,
in denen ihr fahrt, gut ausgerüstet sind. Und ihr auch. Und sie sagen es
in einem negativen Ton, diesem Umstand der Vorbereitung der Mafias zuschreibend.
Was denkst Du?
Wenn wir im Meer ertrinken sind wir die armen Schwarzen, Opfer der Mafias, und
wenn wir uns vorbereiten und schützen sind wir die Bösen und die Mafiosos.
Das Thema ist, dass man uns nie als Gleichberechtigte behandelt und fortfährt
die Bresche in der Distanz zwischen Europa und Afrika zu vergrößern.
Nun gut, wenn ich 1000 Euro bezahle für die Reise von der ich sehr wohl
weiß, dass ich mein Leben aufs Spiel setze, dann werde ich – der
bezahlt – darauf drängen, dass die Dienstleistung so sicher wie
möglich ist oder wenn nicht, gibt es keine Abmachung.
Außerdem sage ich Dir, dass es anders ist als in Marokko, Mauretanien ist
ein Land wo es viele Farbige gibt und wenn das Boot von Senegal kommend anlegt,
kommt es aus einem schwarzem Land.
In Marokko ist der Rassismus viel stärker und wenn eine handvoll Schwarzer
stirbt, interessiert es die Leute weniger als hier. Die Marokkaner haben uns
immer als Tiere angesehen.
Kannst Du uns mehr von Deiner Erwartung erzählen?
Nein, natürlich nicht und niemand wird es besser als Du verstehen. Wir
sind gekommen um überzusetzen und uns bleibt vielleicht wenig Zeit. Wir
wollen keine NGO’s mit ihren humanitären Diskursen, auch nicht Journalisten
die schreiben ohne Afrika zu kennen. Und alle kämen hierher, wie es in Ceuta
und Melilla passiert ist und klar, vielleicht hilft es manchmal für irgendetwas,
aber ich habe noch nie jemanden reden gehört von unserem Recht, dahin zu
gehen wohin wir Lust haben.
Warum kommen die Europäer alle in den Ferien nach Senegal, zum Sextourismus
mit korrupten Unternehmen und wir können nicht nach Europa fahren um zu
arbeiten?
Beschreibe doch zumindest wie Du Dich fühlst.
Nervös, ich hoffe bald wegzukommen. Sehr nervös, da ich nicht schwimmen
kann. Ich denke an meine Eltern, an meine Familie, auch an die Leute im Wald,
an die Toten, die ich am Zaun sah. Ich nehmen an, dass Spanien nicht die Familien
der Toten gesucht hat, um sie in ihrer Erde zu begraben und so denke ich, dass
ich, wenn ich sterbe, auch nicht in Senegal beerdigt werde.
Dank meiner und der Misere von vielen anderen wie ich, konnte sich eine korrupte
Regierung wie die marokkanische die Taschen mit spanischem Geld füllen.
Und nicht nur die Regierung, sondern auch marokkanische Menschenrechtsorganisationen
haben sich ihre Taschen gefüllt.
Und jetzt werden sich die Taschen der mauretanischen Regierung füllen.
Nachher sagen sie, dass die Mafias verdienen, aber in Wirklichkeit nicht viel
weniger als die korrupten Regierungen und die Organisationen, die um Menschlichkeit
für die armen Schwarzen bitten. Wie Du siehst, bin ich auch wütend.
Erinnerst Du Dich, wie ich in den Senegal abgeschoben wurde, ich sagte Dir,
dass Du die Möglichkeit eines Arbeitsvertrages in Spanien sorgfältig überdenken
solltest um mit Papieren zu reisen, aber es war nicht möglich, sodass ich
mich hier vor dem Meer befinde.
Mir ist sehr kalt aber ich bin sehr froh mit Dir erneut gesprochen zu haben
und ich hoffe, dass wir uns in Spanien sehen.
|
|
|