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Gegen die Kriminalisierung des antirassistischen Kampfes
www.plataforma-berlin.de 20. Oktober 2005
Aufruf zur Demonstration gegen die Kriminalisierung des antirassistischen
Kampfes und für die Selbstorganisierung der MigrantInnen und Flüchtlinge
Demo am Donnerstag den 10. November 2005
um 17 Uhr vor dem Roten Rathaus
„Seit Jahrzehnten gehören Körperverletzung und Tod durch rassistische
Angriffe der Polizei und Neonazis zum Alltag der MigrantInnen und Flüchtlinge
in Deutschland“, „Wir haben es satt, ständig auf die unerträglichen
Zustände, die Kontinuitäten des Kolonialismus aufweisen, hinzuweisen “.
Diese Sätze, zitiert aus dem Aufruf des Bündnisses gegen Abschiebungen
für einen Aktionstag am 9. September 2005 gegen die drastisch ansteigende
Zahl von Abschiebungen, sind für die Herrschenden so unangenehm, dass sie
darauf mit Drohung und Kriminalisierung reagieren.
Dr. Vetter, im Innensenat zuständig für Ausländer- und Asylrecht,
nimmt den Aufruf zum Anlass, um zu verbieten, dass staatliche Entscheidungen
als rassistisch bezeichnet werden. In dem Fax vom 8. September 2005 heißt
es im Bezug auf die oben genannten Sätze: „diesem Vorwurf muss entschieden
entgegen getreten werden“ und „In unserem Ressort wird derzeit geprüft,
ob gegen die Verfasser des Flugblattes strafrechtlich vorgegangen werden sollte.“
Wir lassen uns nicht einschüchtern und stehen trotz der Drohung zu unseren
Aussagen, die durch die staatliche Abschiebungspolitik bestätigt werden:
Bis zum 1. September 2005 wurden 18 941 Menschen vom Berliner Innensenat
aufgefordert, Deutschland zu verlassen. Kaum zu überbieten ist die Frechheit
des Senats einerseits mit dem Schicksal von zehntausenden Menschen zu spielen
und andererseits den Protest dagegen zu kriminalisieren. Diese Haltung entspricht
der Politik der Bundesregierung, die seit Jahren auf die Kriminalisierung, Abschiebungen,
Ausgrenzung, Isolation und psychischen Zerstörung von Flüchtlingen
und MigrantInnen abzielt. Einige Beispiele dafür sind die Abschaffung des
Grundrechts auf Asyl 1993, die Residenzpflicht, das 2005 in Kraft getretene (Anti-)Zuwanderungsgesetz,
und die Unterordnung von Flüchtlingen unter die so genannten Anti-Terror-Gesetze.
Diese Abschottungspolitik wird gerade durch Deutschland europaweit forciert.
Was die Einrichtung von „Auffanglager“ in Nordafrika bedeutet, zeigen
die aktuellen Ereignisse in Ceuta und Melilla drastisch. Der Ansturm auf die
Festung Europa ist eine logische Konsequenz aus der Ausplünderung des Trikonts,
die Grundlage des hiesigen Reichtums ist. Der Ausbau der Festung Europa ist eine
Fortsetzung des Kolonialismus im Gewand der „Globalisierung“.
Selbst wenn die Grenze überwunden ist, gehen die Unterdrückung, Ausgrenzung
und Gewalt weiter: Die Antirassistische Initiative Berlin (ARI) dokumentiert
für die Zeit von 1993 bis 2004 in zirka 3800 Einzelgeschehnissen die Auswirkungen
des institutionellen Rassismus auf die Betroffenen. Durch staatliche Maßnahmen
der BRD kamen 325 Flüchtlinge ums Leben – durch rassistische Übergriffe
oder bei Bränden in Unterkünften starben 79 Flüchtlinge. Nicht
registriert in dieser Dokumentation sind der Tod von Oury Jalloh und Laye Conde
am 7. Januar diesen Jahres unter der Verantwortung der deutschen Polizei. Das
jüngste Beispiel des nicht selten tödlich endenden Einsatzes der Polizei
ist die lebensgefährliche Verletzung eines 39-jährigen Mannes aus Ghana,
der sich am 29. September 2005 im Märkischen Viertel in Berlin aus dem vierten
Stock eines Hauses hinabstürzte, um einer Identitätsprüfung zu
entkommen.
Niemand kann uns einschüchtern und uns daran hindern für Gerechtigkeit
und gegen Rassismus zu kämpfen, selbst wenn die Polizei wie am 5. Oktober
2005 geschehen, unsere internen Treffen aufsucht.
Als UnterzeichnerInnen dieses Aufrufes fordern wir:
- Stopp aller Abschiebungen!
- Ein offenes Europa ohne vorgeschobene Lager!
- Die Abschaffung des tödlichen Grenzregimes!
- Einstellung der Kriminalisierung des antirassistischen Kampfes!
Kontakt und weitere Informationen: stopabschiebung@web.de, www.plataforma-berlin.de,
0176 25433750
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