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Revolutionäre Grüße von Olli –
129a-Gefangener im MG-Verfahren
Olli, §129a-Gefangener im mg-Verfahren 22.
September 2007
Olli grüßt die Teilnehmer des Antikapitalistischen Blocks auf der „Freiheit
statt Angst“ Demo am 22. September 2007 mit einem ausführlichen Redebeitrag:
Liebe Genossinnen und Freundinnen,
ich möchte euch als §129a-Gefangener im MG-Verfahren solidarische
und kämpferische Grüße aus dem maroden und völlig abrissreifen
Moabiter Knast übermitteln.
Unsere gute, alte, aber abstrakte Parole „Reißt die Mauern aller
Knäste und Zwangsanstalten ein!“ ist mir bereits nach fünfminütigen
Aufenthalt in meinem sieben Quadratmeter-“Luxusquartier“ voll bewusst
geworden. Nichts lieber als das!
Wie sich vermutlich herumgesprochen hat, wird Axel, Flori und mir sowie vier
weiteren durch die Bundesanwaltschaft der sogenannte Vorwurf gemacht, Mitglieder
der militanten gruppe (mg) zu sein.
Diese Gruppe revolutionärer Linker hat sich laut Bundesanwaltschaft seit
2001 zu 25 militanten Angriffen politisch bekannt. Angriffsziele waren Einrichtungen
und Fahrzeuge imperialistischer Kriegspolitik, des institutionalisierten Staatsrassismus,
kapitalistischer Ausbeutung und des präventiven Sicherheitsstaats. Also „anschlagsrelevante
Themen“, die wir alle kennen.
Allerdings hat sich der einfallsfreudige Analystlnnenstab von BKA und Bundesanwaltschaft
für uns noch ein spezielles Bonbon aufgespart: Wir sollen schon vor 2001
militant unterwegs gewesen sein, genau gesagt seit dem Jahre 1995 (!), was im
vergangenen Jahrtausend gewesen sein muss. Damals, so die amtlichen Rechercheurlnnen,
sollen wir uns mit wechselnden Gruppennamen geschmückt haben. Ja, wie listig
von uns aber auch. Ach so, aus den 25 Anschlägen werden dann 38. D.h. an
uns sollen zwölf Jahre militante Politik in Berlin und Umgebung juristisch
aufgearbeitet werden.
Wenn der §129a durchkommt, und die Klassenjustiz wird sehr viel darin
investieren, kommen für uns in der Addition locker bis zu zehn Jahre zusammen.
D.h. auch, dass ein zeitlich kaum zu überblickender politischer Prozess
auf uns wartet. Wir alle werden viel Kraft, Zähigkeit und Ausdauer mitbringen
müssen.
Wir sehen den Repressionsakt gegen uns und den zum Scheitern verurteilten
Versuch, unsere revolutionäre Solidarität zu brechen, nicht losgelöst
von der aktuellen Offensive des präventiven Sicherheitsstaates. Die Kriminalisierung
vor und nach dem G8-Gipfel findet in unserem Fall ihre Fortsetzung.
Solidarität ist unteilbar! Der Blick ist daher auch noch über den
eigenen Tellerrand zu weiten. EU-weit sind Linke aus unterschiedlichen Spektren
zum Abschuss freigegeben.
Beispielhaft sind die Verhaftungswellen vom 12. Februar 2007 in Italien gegen
vermeintliche Mitglieder der kommunistischen Partei politisch-militärisch
(PLP-m), die Massenkriminalisierung gegen über 100 Basisaktivisten in Bologna,
der Staatsterror gegen Genossen der PCE (r)/ Grapo und die baskische Unabhängigkeitsbewegung
im spanischen Staat, oder die Verfolgung von militanten anarchistischen Zusammenhängen
in Griechenland zu nennen.
Das Thema staatliche Repression ist in vielen Teilen der EU für uns akut.
Internationalistische Solidarität, auch wenn die ideologischen Differenzen
manchmal nur punktuell sind, wird uns helfen, Schritte aus der Lethargie zu machen,
und uns in Bewegung zu setzen!
Zum Abschluss möchte ich noch vielen solidarischen Freundinnen, Genossinnen
und mir unbekannte Menschen für ihren Einsatz danken. Vor allem auch unseren
Angehörigen, die mit der Situation konfrontiert und den Schikanen des BKA
ausgesetzt sind, was ihnen viel Kraft raubt, sie aber auch bestärkt, uns
beizustehen.
Ein herzliches Dankeschön geht an das Berliner Soli-Bündnis, das
für eine breite Unterstützung sorgen konnte. Ein ganz großer
Dank geht natürlich auch an die Anti-Repressionsstrukturen, an die Rote
Hilfe, das Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen, an die Genossinnen
vom anarchist black cross (ABC), an die Rote Hilfe International, aus der Schweiz
und Belgien.
Für ein inniges unzerreißbares Band zwischen drinnen und draußen.
Wir werden einen klaren Kopf und ein heißes Herz behalten, ihr hoffentlich
auch. Ich danke euch für alles!
Olli, §129a-Gefangener im mg-Verfahren |
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