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Verteidigt die Pressefreiheit – Solidarität mit Dr. Nikolaus Brauns
www.nikolaus-brauns.de 8. Juli 2005
Dr. Nikolaus Brauns arbeitet als freiberuflicher Journalist unter anderem
für die Tageszeitungen „junge Welt“ und „Neues Deutschland“.
Er hat in der Vergangenheit wiederholt kritisch über die Arbeit der Münchner
Polizei sowie über rechtsextreme Umtriebe in Bayern berichtet.
Am 2. Juni 2005 befand sich Nikolaus Brauns im Auftrag der „jungen
Welt“ in der Gaststätte „Waldfrieden“ in München-Laim.
Dort fand zur gleichen Zeit ein Treffen der NPD zur Wahlkampfvorbereitung statt.
An diesem Treffen nahmen führende bayerische NPD-Mitglieder teil, unter
anderem der Bezirksvorsitzende Roland Wuttke und der wegen gefährlicher
Körperverletzung vorbestrafte Führer der „Kameradschaft München“ Norman
Bordin. Nikolaus Brauns beabsichtigte, über dieses Treffen zu berichten
und weitere Hintergründe zu recherchieren.
Im weiteren Verlauf betrat auch eine Gruppe von Antifaschisten die Gaststätte
und brachte ihren Protest gegen die Versammlung der NPD zum Ausdruck. Es kam
zur Auseinandersetzung mit den Rechtsextremisten. Dabei gingen auch zwei Glasscheiben
zu Bruch. Die Antifaschisten verließen schon nach sehr kurzer Zeit den „Waldfrieden“ wieder.
Nikolaus Brauns blieb weiterhin dort und die eintreffende Polizeistreife nahm
seine Personalien als Zeuge auf.
In derselben Nacht wurde Nikolaus Brauns um drei Uhr vor seiner Wohnung von
bereits seit mehreren Stunden wartenden Polizeibeamten in Zivil festgenommen.
In der nachfolgenden Vernehmung durch den Staatsschutz wurde gegen Nikolaus Brauns
der Vorwurf erhoben, der Organisator des antifaschistischen Protests in der Gaststätte
Waldfrieden gewesen zu sein. Die Polizei wertet das als schweren Hausfriedensbruch
und schweren Landfriedensbruch. Selbst laut eigener Pressemitteilung stützt
sich der Staatsschutz dabei auf die Aussage eines stadtbekannten Rechtsextremisten.
Ohne richterlichen Durchsuchungsbeschluss wurde Nikolaus Brauns Wohnung durchsucht.
Angesichts der Tatsache, dass zwischen der Auseinandersetzung im Waldfrieden
und der Durchsuchung ca. acht Stunden vergangen waren und somit genug Zeit zur
Einholung einer richterlichen Entscheidung bestand, widerspricht das Vorgehen
von Staatsschutz und Staatsanwaltschaft einschlägigen gerichtlichen Entscheidungen.
Bei der Durchsuchung wurden nahezu sämtliche Arbeitsmittel des Journalisten
Nikolaus Brauns beschlagnahmt: PC, Laptop, Mobiltelefon, CDs, Disketten, Terminkalender,
Notizbücher und weitere schriftliche Aufzeichnungen. Diese Arbeitsmittel
wurden bislang nicht zurückgegeben und die technische Abteilung der Kriminalpolizei
ist anscheinend nicht in der Lage ein identisches Speicherabbild der Festplatte
von Nikolaus Brauns zu erstellen.
Nikolaus Brauns Arbeit als Journalist ist damit erheblich erschwert: Vorbereitete
Artikel können nicht mehr fristgerecht fertig gestellt werden, Termine nicht
wahrgenommen werden, Adressen und Telefonnummern nicht mehr aufgefunden werden.
Faktisch handelt es sich bei dem Vorgehen des Staatsschutzes um ein halbes Berufsverbot
durch die Hintertür. Es drängt sich der Eindruck auf, hier soll ein
kritischer Journalist zumindest zeitweise mundtot gemacht werden. Nikolaus Brauns
hatte sich bereits in der Vergangenheit kritisch mit dem Schutz der Polizei für
Naziveranstaltungen oder dem polizeilichen Vorgehen bei Demonstrationen – zum
Beispiel aus Anlass der Sicherheitskonferenz – auseinandergesetzt.
Gleichzeitig wird Nikolaus Brauns auch in seiner wirtschaftlichen Existenz
schwer getroffen: Er hat bereits jetzt einen beträchtlichen Verdienstausfall
erlitten. Als Journalist ist Nikolaus Brauns darauf angewiesen vertrauliche Informationen
zu erhalten. Landen diese umgehend beim Staatsschutz wird er in Zukunft von solchen
Informationen abgeschnitten sein. Die pauschale Beschlagnahme aller Aufzeichnungen
von Nikolaus Brauns ist auch in diesem Sinne ein Angriff auf die Pressefreiheit.
Durch seine engagierte Arbeit ist Nikolaus Brauns auch in das Visier der
Neonazis geraten. Schon seit längerer Zeit veröffentlicht Roland Wuttke
Steckbriefe bekannter Münchner Antifaschisten auf Flugblättern und
im Internet, darunter auch von Nikolaus Brauns. Nun übernehmen die Münchner
Polizeibehörden unkritisch die Darstellung der Neonazis über den Vorfall
im „Waldfrieden“. Dies hat Neonazis bundesweit zu neuen und verstärkten
Drohungen gegen Nikolaus Brauns ermutigt: Auf Neonazi-Websiten wird offen darüber
diskutiert sich zu bewaffnen und Nikolaus Brauns zu überfallen.
Wir fordern daher die Münchner Polizei und
Staatsanwaltschaft auf:
- das Verfahren gegen Dr. Nikolaus Brauns sofort einzustellen,
da es lediglich auf den falschen Anschuldigungen stadtbekannter Neonazis basiert
- unverzüglich alle beschlagnahmten Arbeitsmittel des
Journalisten Dr. Nikolaus Brauns zurückzugeben
- Schadensersatz für den Verdienstausfall von Dr. Nikolaus
Brauns zu leisten
- Richtigstellung der offenkundig falschen Aussagen der Polizeipressestelle über
Dr. Nikolaus Brauns gegenüber Presse und Öffentlichkeit.
- Die Sicherheitsbehörden mögen erklären, wie
sie angesichts der offenen Drohungen gegen Dr. Nikolaus Brauns dessen Unversehrtheit
von Leib und Leben zu schützen gedenken.
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