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Presseerklärung der Roten Hilfe Berlin
Rote Hilfe Berlin 28. August 2005


Rote Hilfe Berlin verurteilt Großrazzia gegen antifaschistische Strukturen

Am späten Samstagabend durchsuchte die Berliner Polizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft in einem Großeinsatz mehrere linke Einrichtungen und Privaträume.

Zwei Privatwohnungen, zwei Bürogemeinschaften in Kreuzberg, ein Laden und das Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum (APABIZ) wurden aufgebrochen und durchsucht. Eine Party in Mitte wurde von mehreren Einsatzhundertschaften der Bereitschaftspolizei gestürmt. Von allen Besucherinnen und Besuchern wurden die Personalien festgestellt und Fotos angefertigt. Eine Wohngemeinschaft stürmten SEK-Beamte mit gezogener Waffe und schusssicheren Schildern. Bei den Durchsuchungen wurden vor allem Computer und Zubehör beschlagnahmt.

Als Begründung der Durchsuchung dient der Tatvorwurf, dass auf einer Homepage zu Straftaten aufgerufen worden sein soll. Konkret geht es um einen angeblichen Aufruf, im Wahlkampf Nazi-Propaganda zu behindern. Gesucht wurden laut richterlichem Durchsuchungsbeschluss Beweismittel, die „Auskunft über politische Aktivitäten außerhalb der freiheitlichen demokratischen Grundordnung und den übersteigerten Hass der Beschuldigten auf die NPD geben“ könnten.

Dazu meint Heiner Schenck, Pressesprecher der Roten Hilfe Berlin: „Die Argumentation im Durchsuchungsbeschluss zeigt deutlich, dass es bei dieser Aktion von Polizei und Justiz nur vordergründig um die Aufklärung einer angeblichen Straftat geht, sondern in erster Linie um die Ausforschung linker Strukturen. Der Berliner Staatsanwaltschaft und Polizei sind eine antifaschistische Gesinnung offensichtlich ein Dorn im Auge.“

Dass wegen des Verdachts einer geringfügigen Straftat ein riesiges Polizeiaufgebot mobilisiert wurde, ist nach Ansicht der Roten Hilfe Berlin ein weiterer Beweis dafür, dass hier linke Politik kriminalisiert werden soll. Ähnliche Vorfälle in letzter Zeit, wie zum Beispiel die Stürmung mehrerer Wohnungen am 6. Juli durch das SEK, lassen darauf schließen, dass Berliner Polizei und Justiz gezielt antifaschistische Aktivitäten behindern wollen.

Dazu wieder Heiner Schenck: „Mit derartigem Vorgehen spielen die Sicherheitsbehörden neofaschistischen Kräften wie der NPD in die Hände.“

Die Rote Hilfe Berlin fordert deshalb die Einstellung aller Ermittlungsverfahren, Rückgabe der beschlagnahmten Gegenstände und Löschung aller erhobenen Daten.


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 18. August 2005