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„Graffiti machen graue Wände lebendig“ |
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Repression kennt keine Grenzen
unsere Solidarität auch nicht
Bündnis 18. März 2005 24.
Februar 2005
Demonstration in Berlin am 19. März 2005 13 Uhr Treptowcenter Elsenstraße
Im Sommer 2001 beteiligten sich mehrere hunderttausend Menschen an den Protesten
gegen den EU-Gipfel in Göteborg und das Treffen der G8 in Genua. Auch in
der BRD hatten viele verschiedene linke Spektren dorthin mobilisiert. Neben dem
großen Mobilisierungserfolg blieben die beiden Ereignisse vielen auch wegen
der Repressionsmaßnahmen in Erinnerung. Schon im Vorfeld sprachen die Behörden
Ein- und Ausreiseverbote aus, vor Ort wurden Hunderte verhaftet oder von Polizeieinheiten
schwer misshandelt, einige durch Schusswaffen schwer verletzt und ein Carabiniere
erschoss Carlo Giuliani. Neben der quasi militärischen Repression bauen
die europäischen Regierungen die bürokratischen Instrumente ungehemmt
aus. Der Informationsaustausch der europäischen Polizeibehörden ist
mittlerweile durch ein eigenes Datenbanksystem, Eurojust gewährleistet und
eine europäische Polizeibehörde, Europol, schafft persönliche
Beziehungen zwischen den einzelnen Polizeiapparaten. Dazu beschloss der Europarat
Instrumente wie den Europäischen Haftbefehl, der das Auslieferungsverfahren
wesentlich vereinfacht.
europa wächst zusammen
Schon seit 1976 kooperieren Regierungen und hochrangige Repressionspezialisten
im Rahmen der Konferenz TREVI (Terrorisme, Radicalisme, Extremisme et Violence
International) fernab jeder ernsthaften öffentlichen Kontrolle in Fragen
polizeilicher und geheimdienstlicher Zusammenarbeit. Damals dienten die in verschiedenen
europäischen Staaten agierenden bewaffnet kämpfenden Gruppen (unter
anderem RAF, Action Directe, Brigate Rosse) als Vorwand zum Abbau von BürgerInnenrechten.
Auch heute ist die Strategie ähnlich: die jüngsten Gesetzesverschärfungen
wurden nach dem 11. September 2001 mit dem Verweis auf eine Bedrohung durch den „islamistischen
Terrorismus“ schnell und unkompliziert durchgesetzt.
ein europa ohne grenzen?
Ein altes und wichtiges Mittel staatlicher Kontrolle und Repression ist die
Einschränkung der Bewegungsfreiheit. In der BRD bekommen das Flüchtlinge
zu spüren. Ihre Organisierungsbemühungen werden durch die so genannte
Residenzpflicht schwer behindert. Im europäischen Rahmen wenden die Behörden
Meldeauflagen und Ausreiseverbote vor Großereignissen an, um „verdächtige
Personen“ fern zu halten. Hierfür wurden auch die Grenzkontrollen,
die nach dem Schengener Abkommen eigentlich wegfallen sollten, willkürlich
wieder eingesetzt. An diesem Punkt werden grundlegende BürgerInnenrechte
angegriffen. Es ist unklar, nach welchen Kriterien die Reisefreiheit eingeschränkt
wird, und welche schnell wirkenden Rechtsmittel dagegen gesetzt werden können.
der europäische haftbefehl
Das Auslieferungsverfahren innerhalb der EU ist aktuell stark vereinfacht
worden. Konnten die Staaten bis Ende 2003 nur an ein anderes Land ausliefern,
wenn die vorgeworfene Straftat auch im eigenen Land so definiert ist, gibt es
nun 32 „Deliktfelder“, bei denen das nicht erforderlich ist. Dazu
zählen unter anderem die „Unterstützung und Zugehörigkeit
zu einer kriminellen Vereinigung“, „Terrorismus“ und „Cyberkriminalität“.
Die Formulierungen sind sehr schwammig gehalten, und es ist für einen Staat
nun fast nicht mehr möglich, die Auslieferung zu verweigern. Spanien war
eine treibende Kraft beim Zustandekommen dieses Haftbefehles und ist auch das
erste Land, dass ihn anwendet. Gleichzeitig ist es das Land in der EU, in dem
auf Polizeistationen gefoltert. Problematisch könnte das Delikt der „Cyberkriminalität“ werden,
denn wer kennt schon die Internetgesetze jedes einzelnen EU-Staates? Und wo findet
eine Straftat statt, dort, wo der Server steht, oder wo sich die Tastatur befindet?
„urbaner terrorismus“
„Terrorismus“ ist traditionell ein dehnbarer Begriff und seit
seiner Entstehung dazu da, undemokratische und willkürliche Maßnahmen
zur Bekämpfung gesellschaftlicher Opposition zu rechtfertigen. Ganz in dieser
Tradition stehen die Bestrebungen der Innen- und Justizminister, „Demonstrationsstraftaten“ als „terroristisch“ einzustufen.
Die Idee dazu kommt wieder aus Spanien: in einer Strafrechtsreform 2001 wurden „Gewalttätigkeiten“ am
Rande von Demonstrationen als „urbaner Terrorismus“ benannt. Es gab
auch schon Urteile dazu: ein Jugendlicher aus Larrabetzu im Baskenland, der einen
Geldautomaten angezündet haben soll, wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
die prozesse in genua
In Genua läuft seit März 2004 ein Prozess gegen 26 italienische
AktivistInnen. Weitere Prozesse gegen 50 bis 60 Betroffene, unter anderem aus
der BRD, sind zu befürchten. Werden die Vorstellungen der Staatsanwaltschaft
umgesetzt , droht den Betroffenen von 8 bis zu 15 Jahren Haft wegen „Verwüstung“.
Dieser „Straftatbestand“ wurde seit der Nachkriegszeit, als damit
die Beteiligung oder das Nichteinschreiten bei „Plünderungen“ von
Geschäften und Häusern verurteilt wurde, nicht mehr angewendet. Italien
versucht, eine neue Rechtslage zu schaffen, nach der in Zukunft auch nicht beteiligte
Anwesende hoch verurteilt werden können.
solidarität ist eine waffe
Ziel von staatlicher Repression ist es zunächst, ein Klima der Angst
zu schaffen, ob offen oder unterschwellig, um Menschen davon abzuhalten, effektiven
Widerstand gegen die existierenden Verhältnisse zu leisten oder auch nur
darüber nachzudenken. AktivistInnen werden durch Gefängnisstrafen ganz
unmittelbar davon abgehalten, politischen Protest öffentlich zu äußern.
Verbote von Vereinigungen und Beschlagnahmungen von Material sollen Organisationsstrukturen
und die Infrastruktur von Bewegungen lahm legen. Schließlich dient jedes
Gerichtsverfahren auch der öffentlichen Verunglimpfung und Abwertung der
dahinter stehenden Bewegung – eine Verbreiterung der Proteste soll so verhindert
werden.
Gegen ihre Strategie der Internationalisierung der Repression hilft nur die
Internationalisierung von Solidarität und Widerstand. Wir müssen die
immer stärkere Vernetzung der europäischen Polizei- und Justizbehörden
mit unserer eigenen Vernetzung beantworten. Wir können die eigene Handlungsfähigkeit
stärken, indem wir uns mit möglichen Repressionsmaßnahmen vorher
auseinandersetzen und Gegenstrategien erarbeiten.
freiheit für die politischen gefangenen – gegen repression und
staatliche unterdrückung
Seit 1996 wird in der BRD der 18. März wieder als Tag für die Freiheit
der politischen Gefangenen und gegen Repression und staatliche Unterdrückung
begangen. Aus Anlass dieses Datums rufen wir bundesweit zu einer Demonstration
am 19. März 2005 in Berlin, unter dem Motto: Repression kennt keine Grenzen – Unsere
Solidarität auch nicht!
- Dem Ausbau des EU-Repressionsapparates gemeinsam entgegentreten!
- Solidarität mit den angeklagten der G8-Proteste in Genua!
- Gegen die Kriminalisierung linker Proteste weltweit!
- Freiheit für alle politischen Gefangenen!
ÜnterstützerInnen
ARI Antirassistische Initiative Berlin – Autonome KommunistInnen – Bündnis
gegen Isolation und das neue Strafvollzugsrecht in der Türkei, Berlin – FelS
intersol – FIB Flüchtlings Initiative Brandenburg – Gegeninformationsbüro
Berlin – ggsoli genuagöteborgsoli – Gruppe Internationale Solidarität
Magdeburg – Libertad! –
OIHUKA (Baskische Solidarität) – PIRAT – rote aktion berlin – Rote
Hilfe e.V. OG Berlin – Tayad-Komitee
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