Aufruf des bundesweiten antikapitalitischen Blocks
antikapitalitischer Block 31.
August 2004
Das Ende der Bescheidenheit! Wir wollen alles: Alles für
Alle! Rebellion und Widerstand gegen Sozialraub und Kapitalismus
Samstag, 6. November 2004, 12 Uhr, Lorenzkirche Nürnberg. Großdemonstration
zur Bundesagentur für Arbeit. Bundesweiter antikapitalistischer Block
Die Wut auf die Straße tragen
Agenda 2010 demontieren
Hartz IV
verhindern
Sozialraub stoppen
den gesellschaftlich produzierten Reichtum
aneignen
Kapitalismus abschaffen
Für die soziale Revolution
Am 6. November 2004 findet in Nürnberg im Rahmen bundesweiter Herbstaktionen
gegen den Sozialraub eine Großdemonstration zur Bundesagentur für
Arbeit statt. Denn am 1. Januar 2005 soll das so genannte Arbeitslosengeld II
eingeführt werden, mit dem sich die Armutsspirale für viele weiter
nach unten schraubt. Zwangsarbeit und Billiglöhne werden dadurch ausgeweitet
und somit auch das allgemeine Lohnniveau weiter abgesenkt. Es liegt an uns, dies
zu verhindern! Zahlreiche soziale Basisinitiativen rufen dazu auf, den Protest
und Widerstand gegen die Agenda 2010, die Hartz-Gesetze und gegen alle Kürzungen
im Sozial-, Lohnarbeits-, Gesundheits-, Renten- und Bildungsbereich entschlossener
denn je auf die Straße und in die Öffentlichkeit zu tragen. Denn während
sich der Reichtum weniger immer mehr anhäuft, bleibt für immer mehr
Menschen immer weniger bis nichts zum Leben. Wenn es uns tatsächlich schlechter
gehen soll, damit es der Wirtschaft besser geht, kann es für uns nur eines
geben: Die Verhältnisse und ein unvernünftiges Wirtschaftssystem zum
Kippen bringen! Schluss mit der Bescheidenheit. Ja, wir wollen alles ...
für Alle! Eine klassenlose Gesellschaft, die sich an den Bedürfnissen
aller Menschen orientiert und die allen gesellschaftlich produzierten Reichtum
gleichmäßig verteilt. Und dafür gilt es zu kämpfen! Es liegt
an uns und jeder/m Einzelnen, denn geschenkt bekommen wir nichts! Also raus auf
die Straße und rein in den antikapitalistischen Block!
Deutschland 2004
WirtschaftsanalystInnen und Fachmagazine melden Rekordgewinnaussichten für
deutsche Großunternehmen. Zum Jahresende 2004 wird für die 30 größten
im Deutschen Aktienindex (Dax) zusammengefassten Unternehmen ein Ertragsplus
von gewaltigen 54 Prozent erwartet. Auch die Gewinne der 50 größten
europäischen Konzerne werden in diesem Jahr um rund 20 Prozent steigen.
Vorstandsmitglieder und Top-Manager verabreichen sich Lohnerhöhungen von
zum Teil über 100 Prozent, mehrere Millionen Euro verbuchen sie in der Regel
jährlich auf ihren Gehaltszetteln. Die Geschäfte von Banken und Großkonzernen
boomen. Das Bruttoinlandsprodukt ist in den letzten 15 Jahren um durchschnittlich
50 Milliarden Euro pro Jahr gestiegen, der gesellschaftlich produzierte Reichtum
damit immens angewachsen. Die Produktivität hat sich verdoppelt. 2003 hat
die deutsche Exportindustrie einen Rekordüberschuss von 130 Milliarden Euro
erzielt und wurde zum Exportweltmeister gekürt, Tendenz steigend ...
Doch gleichzeitig erklären uns die KapitalvertreterInnen aus den Unternehmerverbänden
sowie die bürgerliche Politik- und Medienwelt, wir sollen weiter und weiter
den Gürtel enger schnallen. In der neoliberalen Marktideologie sind finanzielle
Aufwendungen für unser Leben nur noch lästige Unkosten, die dem Profitstreben
der Wirtschaft im Wege stehen. Nach den Steuergeschenken und einer Finanzpolitik
für Wirtschaftsunternehmen und Reiche fehlt dem Staat nun „überraschend“ das
Geld, seine Leistungen aufrecht zu erhalten. Kürzungen im Bildungs-, Gesundheits-,
Renten- und Sozialbereich seien unumgänglich, wie wir tagtäglich zu
hören bekommen. Standortpolitik, Eigenverantwortung und Zukunftssicherung
heißen ihre gebetsmühlenartig wiederholten Todschlagsargumente. Während
die Großkonzerne Gewinne einfahren, folgt zielstrebig ein Sozialraubsschachzug
dem nächsten, eingezwängt in die Kosten-Nutzen Rechnung der freien
Marktwirtschaft. Ein Schritt folgt dem anderen: Feste Arbeitsplätze werden
vernichtet, ein Millionenheer an Erwerbslosen geschaffen, soziale Leistungen
gekürzt und privatisiert, prekäre Billiglohn-, Leih- und Zwangsarbeit
eingeführt, die Löhne gesenkt, die Arbeitszeit erhöht. Der Konkurrenzdruck,
jede/r gegen jede/n, hier und weltweit wird immer und immer wieder aufs Neue
ausgespielt. Und wir selbst sind dann wiederum die Schuldigen, sollte das Profitziel
der multinationalen Monopole im weltweiten Konkurrenzkampf nicht erreicht werden
und die Kürzungsspirale dreht sich weiter und weiter nach unten. In einem
breiten Allparteienbündnis und unter Mitwirkung großer Teile des Gewerkschaftsapparates
erleben wir derzeit den größten Angriff auf die Rechte aller Lohnabhängigen,
seit Bestehen der BRD! Und in allen anderen Ländern der Europäischen
Union sieht es um Sozialabbau, Privatisierung und Kürzungsterror nicht viel
anders aus.
Der Kapitalismus zeigt sein unverhülltes Gesicht
Die grausame Wirklichkeit des kapitalistischen Wirtschaftsmodells bedeutete seit
jeher für den Großteil der Menschen weltweit Erwerbslosigkeit, Elend
und Armut. Der Kapitalismus war aufgrund seiner ureigensten Sachzwänge noch
nie in der Lage, die Menschheit überhaupt vernünftig zu ernähren.
Nun kehrt diese Realität wieder mehr und mehr in die Industriestaaten zurück.
Durch harte ArbeiterInnenkämpfe konnten hier dem Kapital soziale Rechte
abgerungen werden. Aufgrund der Systemkonkurrenz zum ehemaligen Ostblock war
das Kapital zu diesen Zugeständnissen bereit. Es benutzte diese Errungenschaften
zur politischen Legitimation bzw. sozialen Befriedung. Heute feiert sich die
kapitalistische Logik als scheinbar alternativloses Modell das alle Lebensbereiche
durchdrungen hat. Der Kapitalismus zeigt wieder sein unverhülltes Gesicht
in der Ideologie des so genannten Neoliberalismus: Unterwerfung aller menschlichen
Bedürfnisse unten die Doktrin des freien Marktes. Durch die weltweite Ausdehnung
dieses Systems auf ökonomischer, politischer und technischer Ebene, auch
Globalisierung genannt, ist die gesamte Welt zum mörderischen Spielball
um Profitmaximierung und verschärfte Konkurrenz um Märkte und Einflusssphären
geworden. Um diesen ureigensten Merkmalen des Kapitalismus gerecht zu werden
und im gegenseitigen Konkurrenzkampf der Monopole bestehen zu können sucht
sich das Kapital zwangsläufig die dafür günstigsten Bedingungen,
zum Beispiel durch den Kapitalexport in Regionen, wo zur Profitjagd „bessere“ Voraussetzungen
vorherrschen, Subventionen geleistet werden oder auch durch den Abbau „unnötiger“ Kosten.
Und damit sind jeweils immer und überall die Lohnabhängigen gemeint
und betroffen. In dieser Logik sind auch die aktuellen Verschärfungen zu
sehen:
So steht die Agenda 2010 im Zusammenhang mit der EU-Zielvorgabe, bis zum Jahre
2010 die wettbewerbsfähigste Wirtschaftsmacht der Welt zu werden, für
uns allerdings bedeutet das Sozialabbau und Lohnkürzungen. Sie ist Teil
eines längst begonnenen Prozesses und doch stehen wir erst am Anfang dieser
Entwicklung, wenn es nach dem Willen der KapitalvertreterInnen geht! Die Hartz-Gesetze – insbesondere
die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe – dienen im Grunde dazu, einen riesigen
Niedriglohnsektor zu schaffen. Denn dem Lohndruck der Billig- und Zwangsarbeit
werden auch die höheren Lohngruppen nachgeben. Und auch die Standtortdebatte
als rein politisches Instrument gehört dazu, in der die Lohnabhängigen
weltweit immer weiter und weiter gegeneinander ausgespielt werden sollen. Das
Kapital sucht sich immer den Ort, wo es die meisten Profite erzielen kann.
Und der Staat?
Viele suchen und rufen dabei nach dem Staat, der es schon richten wird. Der Staat
hat allerdings seine eigene zentrale Rolle im Kapitalismus: Optimale Kapitalverwertungsbedingungen
im Sinne der Profitmaximierung zu schaffen und sicherzustellen, so wie wir es
derzeit erleben. Während er sich aus den sozialen Belangen herauszieht,
wird militärisch aufgerüstet: Nach außen, um auch mit den Mitteln
des Krieges Rohstoff-Reserven, internationale Handelswege und neue Absatzmärkte
zu erschließen und abzusichern. Nach innen, um als Zwangsapparat die Ausbeutungsbedingungen
zu verbessern, die bestehenden Machtverhältnisse abzusichern und Widerstand
im Keim zu ersticken. Privatisiert und ausgelagert wird, was einerseits als „unrentable
Kosten“ (wie unsere soziale, gesundheitliche oder Alters- Absicherung)
verbucht wird und anderseits auf dem freien Markt profitorientiert expandieren
kann (zum Beispiel Wasserversorgung, Strom, Telekommunikation, Verkehr, ...).
Hinzu kommen all die staatlichen und staatstragenden Institutionen, wie zum Beispiel
Schulen, Parteien, Vereine und Medien, die uns allgegenwärtig und überall
die Denk- und Handlungsformen kapitalistischen Wirtschaftens einzutrichtern versuchen
und das System als alternativlos darstellen sollen. Der Staat ist uns keine Hilfe
und kein Rettungsanker, da er die Klassengesellschaft absichert. Zu den ideologischen
Grundvoraussetzungen und zur Aufrechterhaltung dieser gesellschaftlichen Verhältnisse
gehören: Besitz- und Konkurrenzdenken, Leistungsbereitschaft und unbedingte
Arbeitshörigkeit, Entsolidarisierung und Ellenbogenmentalität, das
Recht des Stärkern und die Einfachheit des Tritts nach unten, wie die Ausgrenzung
und Illegalisierung von Flüchtlingen, die Notwendigkeit patriarchaler und
sozialer Ungleichheitsstrukturen, Unterordnung und Disziplinhörigkeit, die
Auslese im Bildungsalltag, die Widersprüchlichkeit der Eigenverantwortung
in einem fremdbestimmten Leben oder die angebliche nationale Zusammengehörigkeit
in einer Klassengesellschaft.
Während die wenigen, die die Produktionsmittel und das Kapital besitzen
immer reicher werden, heißt es für die Mehrzahl der Menschen auf dieser
Welt, immer weniger zum Leben zu haben. Mit jeder Krise, die der Kapitalismus
in Abständen zwangsläufig mit sich bringt, wird sich die Situation
für die Lohnabhängigen, die nicht viel mehr haben als ihre Arbeitskraft
zu verkaufen, auch hier immer mehr und mehr verschärfen.
Daher: der Kapitalismus ist in seinen Grundzügen nichts anderes als ein
durch und durch unvernünftiges Wirtschaftssystem, das permanent Ungerechtigkeit
und soziale Ungleichheit produziert. Deshalb gehört er abgeschafft.
Schluss mit der Bescheidenheit? Wir wollen alles: Alles für Alle!
Der umfassende Angriff auf unsere Lebensbedingungen durch die Machteliten aus
Wirtschaft und Politik, der von oben geführte Klassenkampf, kann nur eine
Antwort haben: Klasse gegen Klasse!
Setzen wir also unsere kollektiven Interessen, die Interessen aller der kapitalistischen
Ausbeutung Unterworfenen auf die Tagesordnung. Begreifen und organisieren wir
uns als Klasse, kämpfen wir gemeinsam gegen Sozialraub, kapitalistische
Ausbeutung und Armut. Bewusst als Klasse handelnd, statt im Kampf aller gegen
alle, entsolidarisiert und individualisiert, werden wir uns durchsetzen.
Weder durch Bettelei und Bittgänge, noch durch Bündnisse für Arbeit
und Standortsicherungsvereinbarungen oder durch sozialverträgliche Mitgestaltung
von Ausbeutung und Unterdrückung werden wir nur einen einzigen Schritt weiterkommen.
Weder in der parlamentarischen Parteienlandschaft noch im staatstragenden Gewerkschaftsapparat,
dessen Führung stets den Klassenkompromiss propagiert und damit Teil des
Problems ist, werden wir etwas grundlegendes verändern. Nein, unsere Interessen
können wir nur selbst vertreten und dafür ist es höchste Zeit.
Nicht allein, sondern gemeinsam. In den Betrieben und gegen Ämter, in Stadtteilen,
Schulen und Universitäten gilt es aktiv zu werden, unabhängige Basisinitiativen
aufzubauen und sich zu verankern. Die massenhafte Wut und Empörung muss
endlich ihren praktischen Ausdruck finden, die Ohnmacht zum organisierten Widerstand
werden. Die Basisarbeit, die Organisierung, Gegenöffentlichkeit, Bewusstseinsvermittlung
und der Widerstand vor Ort können schon heute beginnen, in autonomen Gewerkschaftsgruppen
oder Erwerbslosen- und Stadtteilinitiativen, und so weiter, überall dort,
wo man selbst präsent und Teil von ist. Der Aufbau von eigenen unabhängigen
Strukturen und Basisinitiativen muss einhergehen mit einer spektren- und inhaltsübergreifenden
Vernetzung in Sozialforen und offenen sozialen Bündnissen von unten, um
die Kräfte zu bündeln und handlungsfähig agieren zu können.
Um diese sozialen Kämpfe zusammenzuführen, gemeinsame emanzipatorische
und antikapitalistische Inhalte und eine erfolgreiche politische Praxis weiterzuentwickeln,
bedarf es zudem einer autonomen revolutionären Organisierung, die unabhängig
von und jenseits aller system- und staatstragenden Institutionen agiert. Um erfolgreich
zu sein, wird es jedoch nicht ausreichen, nur lokal und vor Ort aktiv zu sein,
nein, auch überregional, bundesweit und im internationalen Rahmen wird eine
unabhängige Organisierung von Nöten sein, um Gegenmacht zur herrschenden
Ordnung zu entwickeln. Denn um ehrlich zu sein, haben wir hier noch immer den
Status eines Entwicklungslandes, was Protest und Widerstand betrifft, während
sich weltweit in zahlreichen Ländern immer mehr Menschen gegen die Hegemonie
des Kapitals auflehnen und harte Kämpfe für ein besseres Leben als
im Kapitalismus führen.
Also, Schluss mit dem Verzicht und Schluss mit der Sozialpartnerschaft. Schluss
mit dem zahmen Protest, denn eines ist klar: Unser Widerstand wird nur dann erfolgreich
sein, wenn Staat und Kapital ihn wirklich zu spüren bekommen. Egal ob es
darum geht, die über die Jahrzehnte erkämpften Rechte zu verteidigen,
unsere Lebensbedingungen zu verbessern oder in die Offensive zu gehen bis hin
zum Kampf um das, was uns wirklich zusteht: der gesellschaftlich produzierte
Reichtum für alle und die Produktionsmittel in die Hände aller und
das überall! Ganz einfach: Alles für Alle!
Nur mit der Abschaffung des Kapitalismus wird es ein Ende von Ausbeutung und
Unterdrückung geben und nicht in seiner wie auch immer ausgestalteten Sozialverträglichkeit,
die die grundsätzlichen Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft
unberührt lassen. Und das heißt die Auflösung des Widerspruchs
von Lohnarbeit und Kapital, die Abschaffung der Lohnarbeit und die Überwindung
der Klassengesellschaft.
Wir fragen uns schon längst, was daran schlecht sein soll, wenn die Häuser,
Fabriken, Dienstleitungsbetriebe, Land und natürliche Ressourcen, einfach
alles, in den Händen aller, also vergesellschaftet ist. Was soll schlecht
sein an einer klassenlosen Gesellschaft, die allen gesellschaftlichen Reichtum
gleichmäßig verteilt, in der sich das wie und was produziert wird
an den Bedürfnissen aller orientiert, alles von unten nach oben, von der
Basis her aufgebaut, organisiert und selbstverwaltet wird.
Schließen wir uns zusammen, solidarisieren und vernetzen uns und kämpfen
gemeinsam für unsere Rechte und das was uns zusteht!
Für die Überwindung kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung – weltweit!
Für die soziale Revolution – weltweit!
Die Bundesagentur für Arbeit
Die Bundesagentur für Arbeit mit ihrem Sitz in Nürnberg ist die zentrale
bundesweite Verwaltungsbehörde der Arbeitsagenturen. Hier werden die grundsätzlichen
Richtlinien erstellt und die einheitliche Aufgabenerledigung ausgegeben, die
in allen Arbeitsagenturen dann umgesetzt werden müssen. Die Führungsgremien
sind „drittelparitätisch“ besetzt und dort sitzen sie dann alle
zusammen, die KapitalvertreterInnen, die Gewerkschaften und der Staat in Form
der öffentlichen Körperschaften aus Bund, Länder und Gemeinden
und bestimmen die geschäftspolitischen Ziele sowie die Art und Weise, wie
die BA ihre Aufgaben wahrnimmt.
Die Geschichte der heutigen Bundesagentur für Arbeit geht zurück bis
in die Weimarer Republik. Dort kam ihr die Aufgabe zu, bis zu sechs Millionen
Arbeitslose zu verwalten. Im Nationalsozialismus hat die Reichsanstalt für
Arbeitsvermittlung eine eher untergeordnete Rolle, denn für die – wie
man heute sagen würde – Eingliederung ins Berufsleben ist größtenteils
das Innenministerium zuständig und verordnete per Zwang den Reichsarbeitsdienst
als „Ehrendienst am deutschen Volke“. Die Entlohnung dieses Zwangsdienstes
lag kaum über dem Arbeitslosengeld.
1952 wird in Nürnberg die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung eingeführt,
die mit dem Gesetz zur Arbeitsförderung 1969 in Bundesanstalt für Arbeit
umbenannt wird. Was dabei unter Arbeitsförderung zu verstehen ist, erläutern
bereits 1980 die Revolutionären Zellen, eine bis Anfang der 90er Jahre aktive
linke Stadtguerilla-Gruppe, in einer Anschlagserklärung, nach dem sie am
Gebäude der Bundesanstalt Sprengstoff gelegt haben. Sie bezeichnen darin
die Bundesanstalt für Arbeit als „Bastion des modernen Sklavenhandels“,
die mit ihrer Arbeitsmarktpolitik die Rationalisierungspraxis des Kapitals ergänzt,
in dem sie Erwerbslose zwingt unter ständig verschlechternden Bedingungen
zu arbeiten.
Bis zuletzt war die Bundesanstalt für Arbeit immer wieder Ziel von lokalen
Protesten durch Erwerbslose, StudentInnen aber auch Flüchtlingsgruppen.
Zudem hat sie sich selbst immer wieder durch Finanzkorruptionen und Statistikfälschungen
in die Schlagzeilen gebracht.
Aufgrund der vier Gesetze für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (bekannt
als Hartz I-IV) heißt die Bundesanstalt seit 1. Januar 2004 Bundesagentur
für Arbeit, ebenso wie die ihr untergeordneten 180 Arbeitsämter und
660 Geschäftsstellen zu Agenturen werden. Was, wie so vieles, als Reform
verkauft wird, ist nichts anderes als der umfassendste Angriff auf die Rechte
von Erwerbslosen, die Ausweitung von Armut gekoppelt mit dem Zwang zur Billiglohn-
und Leiharbeit. Der Bundesagentur für Arbeit kommt dabei die Aufgabe zu,
die Leitfäden zur Umsetzung per Repression, Zwang und Kontrolle auszuarbeiten
und anzuwenden. Während für die DGB-Vizechefin und Vorsitzende des
BA-Verwaltungsrates Ursula Engelen-Kefer, der Protest gegen Hartz IV für
beendet ist, wird er jetzt erst richtig beginnen. Während im November die
Bundesagentur in Nürnberg ins Fadenkreuz des Protestes genommen wird, sollen
am 3. Januar 2005, also mit der geplanten offiziellen Einführung von Hartz
IV, bundesweit alle Arbeitsagenturen besetzt werden.
Weiterhin gilt: Hartz IV verhindern!