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Personal-Service-Agenturen
– PSA: Die propagierte Wunderwaffe gegen Arbeitslosigkeit?
Initiative „Weg mit der Agenda“ und Gegeninformationsbüro
14. Dezember 2003
Als Herzstück der so genannten Hartz-Reformen gelten die PersonalServiceAgenturen
(PSA), über 900 gibt es bereits bundesweit. Nach der offiziellen Propaganda
des Frontmannes der deutschen Wirtschaft, „Superminister“ Wolfgang
Clement, sollen durch die PSAs Arbeitsplätze geschaffen und Arbeitslose in
den ersten Arbeitsmarkt integriert werden, d.h. die entliehenen Arbeitskräfte
sollen dauerhaft von den Unternehmen übernommen werden. Massiver Stellenabbau
in allen Wirtschafts-, Sozial- und Bildungsbereichen, im Öffentlichen Dienst,
Arbeitszeitverlängerung und Pflicht zu Überstunden
beweisen genau das Gegenteil.
PSAs funktionieren als Umschlagplatz für Arbeitskräfte zwischen Arbeitsamt
und Unternehmen – als moderne Sklavenmärkte. Sie werden als Waffe gegen
alle Arbeitskräfte eingesetzt. Das Arbeitsamt zwingt Arbeitslose unter Androhung
von Sanktionen, einen Arbeitsvertrag mit einer PSA für neun Monate abzuschließen.
Dieser Arbeitsvertrag berechtigt die PSA als Arbeitgeberin, die ArbeitnehmerInnen
an Firmen auszuleihen zu Stundenlöhnen zwischen 5,60 Euro für gewerbliche
Hilfskräfte und bis zu zwölf Euro für qualifizierte Arbeitskräfte.
Der Arbeitseinsatz, die Tätigkeit und der Ort des Arbeitsplatzes, richten
sich nicht nach Qualifikation und Wohnort, sondern nach dem Bedarf des Arbeitsmarktes.
Erstmals beteiligt sich die Bundesregierung daran, zusammen mit den Arbeitnehmerverbänden
auf Dauer ein riesiges Heer von Arbeitskräften zu schaffen, die jederzeit
und überall ausgeliehen und wieder ausgespuckt werden können unter Aushebelung
bestehender Arbeitsrechte. Leih- und Zeitarbeit werden mit staatlicher Unterstützung
zur Normalität. Langfristig geht es um den massenhaften Austausch fester
Arbeitsverhältnisse gegen prekäre. Den ArbeiterInnen und Angestellten
mit „Normalarbeitsverträgen“ blüht der Weg durchs Werktor
über das Arbeitsamt hin zu den PSAs. Von dort werden diese freigesetzten
Arbeitskräfte dann wieder von denselben Firmen als LeiharbeiterInnen abgerufen.
Zu den jetzt Arbeitslosen und den gefährdeten festen Arbeitsplätzen
kommen vor allem die Jugendlichen und die nachrückende Generation als Manövriermasse
hinzu. Die Zerschlagung des Sozialstaates erfolgt gründlich und wird durch
neue Gesetze abgesichert und legitimiert. Hierfür investiert der Staat Millionen
unserer Steuern und Versicherungsbeiträge. Auch Gelder des Arbeitsamtes,
die bislang für die Ausbildung von Jugendlichen bestimmt waren, gehen jetzt
an PSAs. Diese erhalten vom Arbeitsamt in den ersten drei Monaten 100 Prozent
der Lohn- und Nebenkosten für den zu entleihenden Sklaven, in den nächsten
drei Monaten 75 Prozent und in den letzten drei Monaten 50 Prozent. Zusätzlich
werden Kopfgelder zwischen 130 und 2000 Euro pro vermittelte Arbeitskraft gezahlt.
In diesem Jahr gingen 350 Millionen Euro an PSAs. An die PSA „Maatwerk“,
ein privatwirtschaftliches Unternehmen, zahlte das Arbeitsamt allein ca. 100 Millionen
Euro. Mit der Abschaffung des Anspruchs auf Sozialhilfe für alle arbeitsfähigen
BürgerInnen wird die Erpressung perfekt. Wer nicht spurt, dem wird die Existenzgrundlage
entzogen, denn Arbeitslosengeld gibt es nur, wenn man dem Sklavenmarkt zur Verfügung
steht.
Schon jetzt bedienen sich große Konzerne wie VW, Edeka und ThyssenKrupp
bei Zeitarbeitsfirmen. Sony, Siemens, BEWAG, Telecom, Beyer und auch die Banken
haben weitere große Entlassungen angekündigt.
„Erfolgreiche Unternehmen sparen nicht an Personaleinsatz, sondern
an Personalkosten ... Zeitarbeit ist die flexible, kostengünstige Personalreserve
auf Abruf … leistungsgerecht am jeweiligen Bedarf orientiert“, weiß
die „Zeitarbeitsgesellschaft“, kurz „ZAG“ genannt. Die
PSA „masters p“ verspricht mit ihrem Logo wieder „Kraft durch
Freude“, um ihren Sklavenhandel zu vertuschen und wirbt seit 1998 Kunden
mit Sprüchen wie: „mit masters p energy buchen Sie Flexibilität
pur, und das ohne Risiko“. Jetzt ist „masters p“ auch in das
PSA-Geschäft eingestiegen und bedient zum Beispiel Siemens mit der Ware Arbeitskraft.
Das Leben der unter Zwang in den Arbeitsvertrag genommenen Arbeitskräfte
wird von ihr durch eine „Belehrung“ dann so geregelt:
„Belehrung zu Regeln für die Erreichbarkeit und Meldepflicht aller
PSA Mitarbeiter
- Nichteinsatz
Bei Nichteinsatz und keiner weiteren Info melden Sie sich bitte zwischen 7 und
9 Uhr persönlich im Büro der PSA und tragen sich in die bereitliegenden
Listen ein. Danach sichern Sie bitte Ihre Erreichbarkeit unter den uns bekannten
Telefonnummern.
- Rufbereitschaft
Bei Einteilung zur Rufbereitschaft stehen Sie bitte ab 6 Uhr bereit, um sich nach
Anruf sofort zum Einsatzort zu begeben, d.h. Sie haben gefrühstückt
und Ihre Arbeitssachen liegen bereit. Die Rufbereitschaft gilt von 6 bis 11 Uhr.
- Einsatzbeendigung durch den Kunden
Wird Ihnen am Einsatzort durch Ihren Vorarbeiter mitgeteilt, dass Sie am nächsten
Tag oder ab sofort nicht mehr benötigt werden und Sie sind noch nicht für
einen neuen Einsatz durch Ihren Disponenten eingeteilt, dann melden Sie sich bitte
am gleichen Tag in der Zeit von 16.30 bis 17.30 Uhr telefonisch oder persönlich
im Büro.“
Weiter sieht der Arbeitsvertrag der „masters p“ z. B. vor:
- Paragraph 2 „... Er ist verpflichtet, bei Kunden des Arbeitgebers
innerhalb der Europäischen Union tätig zu werden...“
- Paragraph 4 „... Vereinbart ist, dass die monatliche Arbeitszeit
sich der Arbeitszeit des Entleihers anpasst
- Paragraph 5 „... als Tag der Auszahlung wird spätestens der
30. eines jeden Folgemonats vereinbart …“
- Paragraph 7 „... Verletzt der Arbeitnehmer rechtswidrig und schuldhaft
seine Mitteilungspflicht oder verweigert die Arbeitsaufnahme bzw. -leistung, so
ist er nach vorangegangener Abmahnung verpflichtet, dem Arbeitgeber eine Vertragsstrafe
in Höhe von drei Bruttotagesdiensten zu zahlen ...“
- Paragraph 8 „... Im Falle der Erkrankung des Kindes erfolgt keine
Fortzahlung des Arbeitsentgeltes …“
Auch wenn Bildungsdefizite aufgrund fortgesetzter Sparmaßnahmen in den Kitas,
Schulen und Universitäten weiter um sich greifen sollten – so blöd
können wir gar nicht werden, um der plumpen Propaganda der Blockparteien
des deutschen und europäischen Parlaments und den organisierten Wirtschaftsbossen
von BDI und BDA auf den Leim zu gehen.
Weg mit Niedriglohn, Leiharbeit und Arbeitszwang!
Für eine internationale, revolutionäre Gewerkschaftsbewegung
Mögliche Kampfmaßnahmen (empfohlen von der Bundesarbeitsgemeinschaft
der Sozialhilfe-Initiativen e.V.)
- Bummelstreik – so laaangsaaaaam arbeiten, dass es Vorgesetzten Wasser
in die Augen treibt
- Genau arbeiten – ständig nachfragen, Vorgesetzte die eigene Arbeit
kontrollieren lassen
- Dienst nach Vorschrift – ArbeitnehmerInnenrechte kennen, bringt Vorteile
- Arbeitssicherheit – Einhaltung von Arbeitsschutzvorschriften macht Arbeit
sicherer. Chefs freuen sich stets über Sicherheitshinweise – auch wenn
die Arbeit ruht
- Blockaden vor PSAs
- Mit anderen Betroffenen diskutieren
- Betriebsversammlungen einfordern
- Warnstreiks
- Gemeinsames Krankfeiern – sick in – „Gelber Urlaub“ gleich
während der Probezeit
- Blockade von Großbetrieben, die verstärkt PSA-Arbeitskräfte einsetzen
(wollen)
PSAs in Berlin sind folgendermaßen zu erreichen:
a & d Landsberger
Allee 485 a Tel.: 649 95 837
Intertemp Lahnstraße
84-86 Tel.: 683 988 15
MAATWERK GmbH Scharnweberstraße
100 Tel.: 414 06 70
Masters p GmbH Magazinstr.
15-16 Tel.: 243 09 635
ZAA GmbH Goerzallee
180-223 Tel.: 847 173 52
Die Kontaktaufnahme kann ganz individuell gestaltet werden
Initiative „Weg mit der Agenda“, Gegeninformationsbüro
c/o Gegeninformationsbüro, Kohlfurterstr. 40 in 10999 Berlin
283 89 343
mail [at] gegeninformationsbuero [dot] de
Offenes Treffen der Initiative: dienstags 18 Uhr Kohlfurterstr. 40
Infos über Schweinereien von Arbeitsamt, PSA und so weiter sind bei
uns erwünscht!!! |
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