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Leichenschauhaus von Santiago: „Fünf von mir haben sie umgebracht. Sie morden aus Freude. Sie holen sie aus den Häusern und werfen sie in den Fluss. Diese Scheusale.“



Korrespondent Klaus
Eckstein am 27. Sep-
tember 1973: „Das ist
die Visitenkarte des
neuen Chile. Der Aus-
druck der faschistisch-
en Reaktion, die im
Namen des nationalen
Wiederaufbaues Bücher
verbrennt, mordet.“
120 Tage Abbau des Fortschritts
Gegeninformationsbüro 11. September 2003


Nachdem die Schergen der Junta den Präsidenten Chiles ermordet hatten, Zehntausende von Anhängern der Unidad Popular verhaftet, deportiert oder erschossen wurden, begannen sie Schritt für Schritt mit der Verwirklichung ihres eigentlichen Zieles: mit der Zerschlagung jener Errungenschaften, die sich die ArbeiterInnen und Bevölkerung erkämpft hatten. Die Schranken, die die Regierung der Unidad Popular der Ausplünderung und Unterdrückung durch Kapital und Großgrundbesitzer (Latifundistas) entgegengesetzt hatte, wurden vom faschistischen Militärregime niedergeschossen.

Die Nachrichtenagentur AP (USA) berichtet am 22. Oktober 1973 über eine Erklärung des Wirtschaftsministers der Junta, Lenz: „Die Rückführung der überwiegenden Mehrheit der privaten Unternehmen, die in den vergangenen Jahren in staatliche Regie übernommen worden waren, sei ein bedeutender Teil der Wirtschaftspolitik der neuen Regierung.“. Die Frankfurter Rundschau berichtete am 20. Oktober 1973: „Der Minister kündigte an, dass die Militärregierung über 1000 von der Regierung des gestürzten Präsidenten Allende verstaatlichte Fabriken ihren ehemaligen Eigentümern zurückgeben werde.“


Bauern beraubt

Am 10. November 1973 berichtete die amerikanische Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf einen chilenischen Bauernführer: „Tausende von chilenischen Campesinos sind von den ehemaligen Großgrundbesitzern und von den Funktionären der Junta von ihren Besitzungen vertrieben worden. Nicht nur die Bauern sind von ihren Höfen vertrieben worden, die sie durch die Agrarreform erhalten hatten, gleichzeitig hätten willkürliche Massenentlassungen von landwirtschaftlichen Arbeitern stattgefunden. Die Arbeitslosigkeit auf dem Lande sei erschreckend.“


Parlament aufgelöst

Allen Parlamentariern wurde ihr Mandat aberkannt. Am 21. September 1973 wurde in einem Dekret betont, „die Vorhaben der Regierungsjunta müssen größte Beschleunigung erfahren“. Parteien wurden verboten. Der chilenische Gewerkschaftsverband CUT wurde aufgelöst. Die Kommunalwahl von 1971 wurde für ungültig erklärt. Die neuen Bürgermeister wurden von der Regierung aus einem Kreis von Personen ihres Vertrauens benannt. Das Wahlrecht wurde abgeschafft. Nachrichtensendungen erfolgten nur noch zentral vom Verteidigungsministerium aus. Die gegen die Spekulanten geschaffenen Volkskomitees für Versorgung und Preiskontrolle (JAP) wurden aufgelöst.


Preise steigen

Am 15. Oktober 1973 wurde ein weiteres Dekret erlassen. In dessen Folge stiegen die Preise innerhalb weniger Wochen: Brot um 400 Prozent, Makkaroni um 300 Prozent, Zucker um 500 Prozent, Öl um 700 Prozent, Tee um 300 Prozent, elektrischer Strom um 600 Prozent, Textilien um 400 Prozent, Schuhe um 300 Prozent, Arztbesuche um 300 Prozent, Medikamente um 300 bis 700 Prozent, Nahverkehrstarife um 400 Prozent, Eisenbahntarife um 200 Prozent, Benzin um 800 Prozent. Die Inflationsrate stieg um 500 Prozent. Laut ARD vom 26. Dezember 1973 kostete ein Kilo Fleisch inzwischen den Wochenlohn eines Arbeiters. Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 2. November 1973: „Da die Junta Lohnerhöhungen künftig verboten hat, wird das Lebensniveau der Arbeiter weiter sinken.“ Per Dekret wurde die wöchentliche Arbeitszeit im staatlichen und privaten Sektor um vier Stunden erhöht. 800 000 Arbeitende wurden aus politischen Gründen entlassen. Ab sofort erhielten die Kinder aus armen Familien nicht mehr den kostenlosen täglichen halben Liter Milch (Frankfurter Rundschau 18. Oktober 1973). Ein Liter Milch kostet statt acht jetzt 30 Escudos. Die Wohngebietskliniken wurden geräumt. In den Stadtvierteln arbeiten keine Ambulanzen mehr. Die großen zentralen Kliniken waren vor allem für die Landbevölkerung nicht mehr erreichbar.


Universitäten gesäubert

Die Junta hatte nach dem Parlament und den Parteien auch die Universitäten mundtot gemacht. Die Rektoren wurden entlassen und an ihrer Stelle Offiziere gesetzt (Süddeutsche Zeitung, 2. November 1973). In der Stadt Concepcion wurden etwa 6000 der 16 000 Studenten und Hunderte Professoren suspendiert. General Castro, Erziehungsminister der Junta, gab am 2. November 1973 in einer Rundfunk- und Fernsehansprache bekannt: „Alle chilenischen Schulen für die Ausbildung von Volksschullehrern sind bis März nächsten Jahres außer Tätigkeit gesetzt worden.“ Die Zahl der Studienplätze wurde so drastisch eingeschränkt, dass 1974 rund 5000 StudentInnen weniger immatrikuliert waren als 1973 (Times vom 15. November 1973).

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 11. September 2003