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Aufruf autonomer Gruppen zur Demonstration „Keine Vergeltung – Keinen
Krieg!“ am 22. September 2001 in Berlin
Autonome Gruppen 15.
September 2001
Kommt zur Demo gegen den Krieg: Samstag, 22. September 2001 um 14 Uhr, Rotes
Rathaus
jeden Tag: bei Angriff Demo – 18 Uhr Weltzeituhr, Alex
Die Selbstmordattentate auf das WTC und das Pentagon haben vielen unschuldigen
Menschen das Leben gekostet. Dies kann nicht unsere Vorstellung von emanzipatorischer
revolutionärer Politik sein; trotzdem beim Angriff auf das Pentagon wahrscheinlich über
100 US-Militärs den Tod fanden, die sich durch gerade stattfindenden verstärkte
Sicherheitsumbaumaßnahmen in ihren Planspielen zukünftiger High-Tech-Kriege
noch besser vor der zivilisierten Welt schützen und abschirmen wollten.
Wütend sind wir aber auf die Heuchelei der Nato-Strategen, die bei den Angriffskriegen
unter anderem auf den Irak und auf Jugoslawien zynisch bei hunderttausenden zivilen
Opfern von „chirurgischen Eingriffen“ und „Kollateralschäden“ sprachen.
Dies war für Schröder und Konsorten keine „Kriegserklärung
an die zivilisierte Welt“. Die Doppelmoral wird hier deutlich ersichtlich,
wenn in CNN als Rechtfertigung für einen umfassenden Krieg behauptet wird,
dass eine „ganze Generation der jungen Finanzelite ausgelöscht“ worden
sei, wobei die Opfer der arbeitenden Menschen wie Reinigungskräfte, KöchInnen,
Restaurantangestellte, SekretärInnen etc. keine Erwähnung finden. Es
ist dann nicht weiter verwunderlich, dass Cowboy Busch sich zuerst vor Ort über
das Ausmaß der Schäden am Pentagon informiert hat, um dann, kurz vor
seinem Krieg den Weg zu den Opfern von Manhattan fand.
Ihre einstigen damaligen Verbündeten im Kampf gegen die rote Armee in Afghanistan,
wie Osama Bin Laden, den die US- Militärs militärisch und logistisch
ausgebildet und jahrelang hofierten, hat sich heute gegen sie verschworen. Während
die Mullahs im Kampf gegen den Kommunismus willkommene Bündnispartner wahren,
sind sie jetzt ein Hindernis bei der Aufteilung der vorhandenen Ölreserven
im nahen und mittleren Osten und bei der Verlegung der Ölpipelines durch
den Kaukasus in den Westen. Es sind vor allem die US-Ölfirmen, die durch
Milliarden-Schwere Investitionen im Kaukasus und im nahen Osten sich die Vorrechte
auf Ölgewinnung gesichert haben. Daher ist der jetzt erklärte Krieg
ein Krieg ums Öl und um die ökonomische Vormachtstellung auf Jahrzehnte
hin im gesamten Nahen Osten durchzusetzen und abzusichern. Jeder Staat, der dieser
Nato-Doktrin zur Durchsetzung der Neuen Weltordnung im Weg ist oder nicht kollaboriert,
wird zum Feind erklärt.
Das soll jetzt der von der USA und seinen Nato-Verbündeten angekündigte
Feldzug im neuen Jahrtausend gegen die „islamische und arabische Welt“ und
so genannten „Schurkenstaaten“ im Namen der Terrorismusbekämpfung
werden. Also der Beginn eines neuen weltweiten imperialistischen Krieges. Unvorhergesehene
und unkontrollierbare Reaktionen, zum Beispiel der Einsatz von ABC-Waffen wie
schon im Vietnam-, Irak-, und zuletzt im Balkan-Krieg werden erneut mit einkalkuliert – eine
Ausweitung zum 3. Weltkrieg wird wahrscheinlicher.
Nachdem der französische Geheimdienst öffentlich erklärt hat,
dass sie die US-Dienste von der Einreise 2 der Attentäter informiert hat,
und der CIA daraufhin zugeben musste, dass zwei der mutmaßlichen Attentäter
unter Beobachtung standen, kann auch nicht mehr ausgeschlossen werden, dass die
US-Dienste informell von bevorstehenden Attacken informiert waren. Offensichtlich
wollten die US-Geheimdienste – was in ihrer Geschichte nicht das erste
Mal wäre – bevorstehende Attacken wie zum Beispiel Autobombenanschläge
oder Flugzeugentführungen dazu benutzen, um die weltweite Ablehnungsfront
gegen ihr neues Misile-Defense-Programm zu untergraben und das Bedrohungsszenarium
durch Terrororganisationen beziehungsweise Schurkenstaaten zu inszenieren. Doch
das Spiel mit dem Feuer wurde für die US-Supermacht zum amerikanischen Alptraum,
da die Selbstmordabsichten der Attentäter im Herzen der USA wohl nicht vorhersehbar
waren.
Auffallend in der CNN-Kriegsberichterstattung ist immer wieder der Bezug auf
Pearl Habour (2. Weltkrieg), damit soll die amerikanische Bevölkerung eingeschworen
und mobilisiert werden für die Verteidigung der so genannten „amerikanischen
Ehre“ als auch zur „Opferbereitschaft“ sensibilisiert werden.
Der für Ende September geplante IWF-Weltbankkongress in Washington wurde
verschoben, nicht zuletzt deshalb weil amerikanische linke Gruppen nicht bereit
waren auf die angekündigten Proteste dagegen zu verzichten. Angesichts des
von Bush ausgerufenen Krieges werden sie schon jetzt von den gleichgeschalteten
US-Medien als NestbeschmutzerInnen tituliert, weil befürchtet wird, dass
der in die Welt posaunte amerikanische Patriotismus durch erste Antikriegsdemonstrationen
in der Welt konterkariert werden würde.
Deshalb gilt jetzt unsere Solidarität dem amerikanischen Volk von Seattle
deren zu erwartender Protest gegen den Krieg niedergeschlagen werden soll, sie
hoffen jetzt auf die Unterstützung der Bewegung in Europa gegen den globalen
Kriegseinsatz. In dieser Stunde müssen wir besonders darauf achten, uns
von den Herrschenden, ihren Medien und Notstandsplanungen nicht spalten und zersetzen
zu lassen.
Der Aufbruch und massenhafte Widerstand in diesem Jahr, wie zum, 1. Mai, in Göteborg
und Genua muss jetzt, wie die Anti-Nato-Mobilisierung in Neapel gegen den bevorstehenden
Nato-Gipfel angesichts des Krieges durch die USA und ihren Verbündeten verstärkt
fortgesetzt werden.
Die Innenpolitiker aller europäischen Staaten, vorneweg der deutsche Innenminister
Schilly, wollen diese Mobilisierung mit aller Gewalt verhindern und den europäischen
Polizeistaat forcieren. Noch existierende Grenzen zwischen polizeilichen und
militärischen Maßnahmen sollen aufgehoben werden; die Ausweitung von Überwachungskompetenzen,
weiterer Befugnisse für Polizei, Bundeswehr und Geheimdienste nach innen,
soll die Opposition und den Widerstand mundtot machen. Was das nicht nur für
uns heißt, sondern auch für die hier lebenden ImmigrantInnen macht
Schilly jetzt ganz deutlich, indem er zynisch die Opfer von Manhattan dazu missbraucht,
die Verschärfung des Zuwanderungsgesetzes als auch die Ausweitung der ständigen
Schikanen und Kontrollen in der Festung Europa einfordert und mit Hilfe von braun
bis grün wohl auch gedenkt umzusetzen.
Krieg in den Städten – Kampf der US-/Nato-Kriegspolitik! |
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