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Sowjetische Soldaten dokumentieren ihren Sieg an den Wänden des Reichtagsgebäudes
Anfang Mai 1945 |
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„Спасибо!
Dank euch Sowjetsoldaten“
Broschüre vom Gegeninformationsbüro
6. September 2005
Aus dem Marmor der gesprengten Reichskanzlei: das Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten.
Wir gedenken der Millionen Toten, die von der faschistischen Diktatur unter Hitler
ermordet wurden:
- über 20 Millionen BürgerInnen der Sowjetunion
- sechs Millionen Juden
- fünf Millionen Polen
- hunderttausende Partisanen und Widerstandskämpfer in Jugoslawien, Griechenland,
Italien, Frankreich, Dänemark und Deutschland, die sich dem faschistischen
Projekt: „Europa unterm Hakenkreuz“ nicht unterwerfen wollten
- ungezählte Roma, Sinti, Homosexuelle, Religiöse, Euthanasierte und
als „unwertes Leben“ betrachtete Menschen.
Die Rote Armee der Sowjetvölker hat nach vier Jahren erbitterter Schlachten
und unermesslicher Verwüstungen auf eigenem Territorium und zuletzt auf
deutschem Boden das mörderische Regime nach der Eroberung Berlins zerschlagen
und die unterworfenen Völker vom deutschen Faschismus befreit.
Todgeweihten in den Konzentrationslagern, den Zuchthäusern, Gefängnissen,
in den Folterkammern Gequälten, Verfolgten in ihren Verstecken, Zwangsemigrierten
und allen unter der Barbarei Leidenden hat diese Befreiung neue Lebensperspektiven
gegeben und die besetzten Länder wurden befreit von einer Zukunft in Sklaverei
für das „Deutsche Reich“.
Die Mehrheit der Deutschen ist ihrer verbrecherischen Führung mit Beifall
bis an die Wolga und wieder zurück gefolgt, sie hat dem Morden und Rauben
nirgendwo Einhalt geboten, denn die Profite des deutschen Kapitals, das die wirtschaftlichen
Raubzüge in den besetzten Ländern organisierte, gestatteten der deutschen
Bevölkerung – vor allem in den ersten Kriegsjahren – einen
höheren Lebensstandard. Sie hatte Teil an den organisierten Plünderungen
der Armeen in den Dörfern und Städten der überfallenen Länder.
Die Beute wurde ins „Reich“ transportiert und verteilt, nicht selten
kam sie auch als Geschenkpaket mit der „Heimatpost“ auf den Familientisch.
Der Roten Armee soll die Würde ihres Sieges genommen und ihre Rolle als
entscheidender Faktor zur Zerschlagung der Nazidiktatur verschwiegen oder relativiert
werden. Die Kämpfe der britischen und amerikanischen Truppen an der Westfront
werden ins Licht gestellt und medial verherrlicht. Aber sie begannen erst im
Juni 1944 den entschiedenen Kampf gegen die Nazis, nachdem die Sowjetunion nahezu
ausgeblutet und zerstört war. Dennoch war die Rote Armee auf dem Vormarsch.
Die „Westmächte“ intervenierten erst als abzusehen war, dass
die Rote Armee siegen würde. Das hat weiteren Millionen Menschen das Leben
gekostet.
Die Mehrheit der Deutschen haben den Sieg der Roten Armee über die faschistische
deutsche Armee nicht als Befreiung gesehen, sondern als Niederlage. Und so begann
bald schon nach dem 8. Mai 1945 die Politik des Revanchismus mit dem Ergebnis,
dass heute nach sechzig Jahren das deutsche Militär und das deutsche Kapital
unter neuen Parolen und gleichen Zielsetzungen wie in der Nazi-Periode wieder
weltweit interveniert.
Ein Teil der heutigen ökonomischen und politischen Elite möchte mit
der „Schlussstrichdebatte“ die verbrecherische Geschichte entsorgen
und Analogien zu gegenwärtigen imperialistischen Strategien verwischen,
ein anderer Teil möchte sie umschreiben, die Täter zu Opfern machen
und die Opfer zu Tätern.
Antifaschistische Politik wird diskreditiert und kriminalisiert, faschistische
Parteien und Naziaufmärsche gehören zur bundesdeutschen Rechtsordnung.
Wir aber sagen den Nachkommen der damaligen Mehrheit: Kein Vergessen, kein Vergeben – solange
ihr an den Wurzeln des Faschismus und des Rassismus – also an der
kapitalistischen Ausbeutung festhaltet. Kein Vergessen und Vergeben, bis diese
Wurzeln endgültig zerstört sind.
Das Ende der Nazis
Wir rufen heute noch einmal die letzten Monate bis zum Sieg der Roten Armee in
Erinnerung:
Ende Januar/Anfang Februar 1945 stand die Rote Armee auf einer Breite von 500
Kilometern an der Oder. Am 30. Januar 1945 ruft Hitler in einer Rundfunkansprache
noch zum „Endsieg“ auf und verweist auf den Einsatz von „Wunderwaffen“.
Doch bereits am 31. Januar überquerten erste sowjetische Einheiten die Oder
und im Februar und März brachten die Sowjetischen Truppen rund 2,5 Millionen
Soldaten mit über 6000 Panzern sowie 7500 Flugzeugen für den Angriff
auf Berlin in Stellung. „Die endgültige Niederlage des faschistischen
Imperialismus und damit der Frieden waren in greifbare Nähe gerückt“,
so der Zeitzeuge Stefan Doernberg, der als Leutnant der Roten Armee an den Kämpfen
beteiligt war.
Am 16. April begann mit der Erstürmung der Seelower Höhen die große
Offensive. Sowjetische und polnische Truppen griffen die stark befestigten deutschen
Verteidigungsstellungen an. Nach zwei Tagen brachen die sowjetischen Truppen
durch und rollten auf Berlin zu. Allein bei dieser Schlacht starben etwa 33 000
sowjetische und polnische Soldaten. Massenweise warfen die sowjetischen Soldaten
Flugblätter und gelbe Passierscheine ab, um den Wehrmachtssoldaten die Sinnlosigkeit
weiterer Abwehrschlachten deutlich zu machen und sie zur Gefangennahme oder Desertion
zu ermutigen, und um weitere sinnlose Tote zu verhindern.
Zitat aus dem Flugblatt vom 16. April 1945: „Deutsche Soldaten und Offiziere!
Damit ihr dem sicheren Tod entgeht, fordert euch das Oberkommando der Front auf,
sofort die Waffen wegzuwerfen und auf die Seite der Roten Armee überzugehen ...“ (siehe
Doernberg Befreiung 1945)
Wer allerdings von der deutschen Feldgendarmerie aufgegriffen wurde, wurde standrechtlich
erschossen. Die drohende Niederlage vor Augen beruft die Wehrmacht noch im März
1945 alle Jungen des Jahrgangs 1929 zum Kriegsdienst ein. Sie werden nach kurzer
Grundausbildung sinnlos an der Front verheizt.
In dieser Zeit wüten die Faschisten noch einmal mit aller Grausamkeit. Im
KZ Sonnenburg werden in der Nacht vom 30. zum 31. Januar zirka 800 Häftlinge
ermordet. Im April werden Tausende Häftlinge aus den KZ’s Ravensbrück
und Sachsenhausen auf einen Todesmarsch nach Westen getrieben. Noch Ende April
ermordet die SS die meisten der im Reichssicherheitshauptamt in der Prinz-Albrecht-Straße
einsitzenden Gefangenen. Selbst Teile der Bevölkerung Berlins werden in
diesen letzten Tagen ermordet, um den unaufhaltsamen Vorstoß der Roten
Armee zu stoppen. Der Zeitzeuge Stefan Doernberg berichtete: „So setzten
sie den S-Bahnschacht zwischen Yorkstraße und Stettiner Bahnhof, in dem
Tausende vor dem Artilleriebeschuss Zuflucht gesucht hatten, unter Wasser, weil
sie fürchteten, dass die Rote Armee auf diesem Weg schneller in den Stadtkern
vorstoßen könnte. Es kümmerte sie nicht, dass dabei Frauen, Greise
und Kinder in den hereinströmenden Wassermassen der Spree umkamen.“
Dennoch hissten am 30. April 1945 Rotarmisten auf der Spitze des Reichstags die
Rote Fahne mit Hammer und Sichel. Hitler hatte sich bereits einige Stunden zuvor
das Leben genommen.
Nachdem bereits im März Reichsaußenminister Ribbentrop versuchte,
Verhandlungen mit den Westmächten über einen Separatfrieden zu führen,
wandten sich am 30. April 1945 Reichskanzler Joseph Goebbels und Parteikanzleileiter
Martin Bormann mit kaum zu überbietendem Zynismus an das sowjetische Oberkommando
mit dem Vorschlag, „... die Kampfhandlungen in Berlin zeitweilig einzustellen
um so entsprechende Möglichkeiten für den Beginn von Friedensverhandlungen
zwischen Deutschland und Sowjetrussland zu schaffen, deren Völker die größten
Opfer in diesem Krieg gebracht haben ...“.
Die faschistische Führung wollte noch Zeit herausschlagen für die Verhandlungen
mit den Westmächten mit dem Ziel, die Alliierten gegeneinander auszuspielen
um doch noch zu einem Separatfrieden mit den Westalliierten zu kommen. Die Sowjetregierung
durchschaute das Spiel. Sie bestand auf der bedingungslosen Kapitulation wie
es von den Alliierten in der Jalta-Konferenz festgelegt war.
Am 2. Mai 1945 kapituliert die deutsche Wehrmacht. Am 8. Mai 1945 unterzeichnet
Generalfeldmarschall Keitel die Akte über die bedingungslose Kapitulation.
Das Ehrenmal hier im Zentrum der Stadt wurde unmittelbar nach der Befreiung auf
Befehl der Roten Armee mit Absicht in der Nähe der zerschlagenen Machtstätten
des Naziregimes errichtet: unweit des Brandenburger Tores, des Reichstagsgebäudes
und Hitlers Reichskanzlei. Im hinteren Teil befinden sich die Gräber von
2500 Soldaten, die bei der Erstürmung dieser Machtstätten gefallen
sind.
In Berlin wurden noch zwei weitere sowjetische Ehrenmale errichtet: Im Treptower
Park und im Volkspark Schönholzer Heide. Sie sind auch zugleich große
Soldatenfriedhöfe der etwa 21 000 im Kampf um Berlin gefallenen Soldaten.
Wir sagen der Roten Armee „Spasiba! Danke für Euren opferreichen Kampf
für unsere Befreiung vom Naziregime vor sechzig Jahren“. Wir wissen,
dass der Kampf gegen die Barbarei heute so nötig wie damals ist. Erst wenn
wir uns vom Kapitalismus befreit haben, wird der Faschismus in all seinen Masken
und Formen keine Chance mehr haben. Diesen Kampf um Befreiung müssen wir
selber führen.
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