|
|
|
|
Den EU-Weltmachts-Strategen in die Suppe spucken
Gegeninformationsbüro
18. März 2004
Die EU und allen voran ihre Führungsmächte BRD und Frankreich haben
sich viel vorgenommen: Wie es in der 2000 in Lisabon vom Europäischen Rat
beschlossenen strategischen Zielsetzung heißt, soll „die Union zum
wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissenschaftsbasierten Wirtschaftsraum
in der Welt“ gemacht werden. 2010 will EU-Europa Wirtschaftsmacht Nummer
eins sein.
Bis dahin gibt es noch jede Menge zu tun: Außenpolitisch soll die EU mit
einer Stimme sprechen und auch Kriege will sie völlig unabhängig von
Nato und somit USA in aller Welt führen können.
Vorstellungen die der bisherigen Weltmacht gar nicht schmecken. Mit der Nato-Osterweiterung
wird versucht, den von den EU-Führungsmächten forcierten Weg aufzuhalten
bzw. zu verlangsamen. Denn die Nato war und ist ein wichtiges Instrument, Europa
an die USA zu binden.
Doch eben diese Bindung soll aufgelöst werden. Eigene militärische EU-Strukturen
werden auf- und ausgebaut.
Eines der wichtigsten Werkzeuge im Kampf um Einflusssphären und Absatzmärkte
in aller Welt ist die militärische Potenz. Da das EU-Militär-Potenzial
jedoch weitaus kleiner als das der USA ist, rüsten die EU-Staaten rasant
auf. In der noch zu verabschiedenden EU-Verfassung verpflichten sich die Mitgliedsstaaten
„ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise zu verbessern“.
Ein ‚Europäisches Amt für Rüstung, Forschung und militärische
Fähigkeiten‘ wird die verfassungsmäßig festgeschriebene
Pflicht zur permanenten Aufrüstung überwachen.
Neben weiteren Ekelhaftigkeiten die in der Verfassung verankert sind, steht es
der EU zu, kriegerische „Missionen außerhalb der Union“ zu führen
und das ohne das Parlament befragt zu haben. Die Entscheidung über EU-Militäreinsätze
liegt allein beim Europäischen Rat, also dem Gremium der Staats- und Regierungschefs.
Militäreinsätze auch im größeren Maßstab könnten
schon jetzt geführt werden, denn seit Anfang des Jahres ist die EU-Eingreiftruppe
mit 60 000 Soldaten jederzeit einsatzbereit. Mit 18 000 Soldaten stellt die BRD
das mit Abstand größte Kontingent, gefolgt von Großbritannien
und Italien mit 12 500 und Frankreich mit 12 000 Soldaten. Nach längeren
Auseinandersetzungen mit Paris konnte sich die Bundesregierung durchsetzen: Militärstabschef
ist der deutsche Generalleutnant Schuwirth.
Die erste völlig eigenständige Militäraktion der EU hat bereits
unter französischem Kommando im Kongo stattgefunden. Außerdem wird
über die Übernahme der SFOR-Truppen in Bosnien-Herzegowina, mit über
12 000 Soldaten beim Nato-Gipfel im Juni in Istanbul, entschieden. Die EU hat
vor Schritt für Schritt sämtliche US-Truppen aus Europa zu schicken.
Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist ein unabhängiges EU-Hauptquartier,
von wo aus Militäreinsätze geleitet werden können. Dies wurde jedoch
bislang durch Druck seitens der USA verhindert. Sicher ist aber, dass es eins
geben wird – eher früher als später.
Auch 24 000 Kilometer über dem Meersspiegel wird für Hegemonialansprüche
gekämpft: Bis 2008 schafft sich die EU das Satellitennavigationssystem Galileo.
Mit seinen 30 Satelliten ist Galileo dem GPS-Navigationssystem des US-Militärs
ganz ähnlich. GPS wird schon seit Jahren zur Hightech-Kriegführung benutzt.
Es ermöglicht die Steuerung von Bomben und Raketen, sowie die Koordination
von Bodentruppen.
Mit Galileo steht den EU-Weltmachtsstrategen dann ein eigenes, von den USA unabhängiges,
System zur Verfügung. Die Signale können anders als bei GPS nicht vom
US-Militär gestört bzw. gar ausgesetzt werden. Ein schlagendes Argument
für das EU-Großprojekt im Zuge der sich verschärfenden Konkurrenz
der beiden Zentren.
Das 3,4 Milliarden Euro teuere Satellitennavigationssystem ist eine Gemeinschaftsinitiative
der EU und der ESA – der Europäischen Weltraumorganisation. Von der
Gesamtsumme werden 1,8 Milliarden Euro durch die Auftragsgeber – EU und
ESA – und somit durch Steuergelder gezahlt.
Hauptauftragnehmer ist Galileo Instruments, ein von der ESA bestimmtes Konsortium
aus den führenden EU-Rüstungskonzernen unter deutscher Führung,
mit Hauptsitz in München. Die BRD übernimmt mit 21 Prozent den Hauptanteil
des Gesamtprojektes. Vor allem die deutsch-französisch-spanische Waffenschmiede
EADS wird mit Großaufträgen bedacht.
Die Militarisierung des Weltraums ist in vollem Gange. Die EU hat sich auch hier
hohe Ziele gesteckt: So will sie führende Raumfahrtmacht des 21. Jahrhunderts
werden. An militärischen Weltraumprogrammen der EU zu Beobachtungs- und Aufklärungszwecken
– an denen auch die Geheimdienste ein großes Interesse haben –
wird zurzeit gearbeitet.
Dass der Weg zur Weltmacht nicht ausschließlich über militärisches
Rüsten funktioniert liegt auf der Hand: Dem Weltmachtsstreben geht ein unglaublicher
Raubzug gegen einst erkämpfte soziale Sicherungen einher. Die in der BRD
viel besprochene Agenda 2010 ist ein EU-Projekt – für Niedriglohn und
Sklavenarbeit. Die sozialen Sicherungssysteme sollen auf ein Minimum herunter
gefahren werden. Die Mobilmachung für noch mehr Ausbeutung wird Milliardensummen
in die Konzerne spülen wobei sich die sozialen Gegensätze rasch und
eklatant verschärfen werden.
Ein ebenso EU-weites wie widerwärtiges Projekt ist die Festung Europa. Menschenverachtende
Ausgrenzungs- und Abschottungspolitik wird in jedem EU-Staat betrieben. In den
letzten zehn Jahren starben 4000 Menschen an den Grenzen der EU – unendlich
viele wurden verletzt. Die Kasernierung der Flüchtlinge und Migrantinnen
in Abschiebeknästen, Ausreisezentren, Lagern und Heimen zum Teil über
mehrere Jahre ist unerträglich. Genau wie die täglichen massenhaften
EU-weiten Abschiebungen in Hunger und Tod.
Die Festung Europa einreißen – EU- und US-Imperialisten verjagen!
Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!
Gegeninformationsbüro Berlin
Interessante Broschüre:
Militärmacht Europa – isw-report 56
|
|
|