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Die iranische Ölbörse –
der Todesstoß für
den US-Dollar?
Krassimir Petrov www.energybulletin.net 18.
Januar 2006
Für Krassimir Petrov haben die aktuellen außenpolitischen Spannungen
mit dem Iran einen handfesten ökonomischen Hintergrund. Die geplante iranischen Ölbörse
könnte den unausweichlichen Kollaps des Dollars auslösen und hat damit
das Potential, der Sargnagel für das amerikanische Imperium zu werden. Der
Autor erwartet zudem, dass die FED (US-Notenbank) unter ihrem neuen Vorsitzenden
Ben Bernanke die drohende Finanzkrise mit der Notenpresse bekämpfen werde.
Nach einer hyperinflationären Phase sieht er Gold als neue, alte Weltwährungsreserve.
Die folgenden Beiträge der Textsammlung „Iran – Euro, Dollar, Öl
und Krieg“ beziehen sich meist auf diesen Text von Krassimir Petrov.
Die Diskussionsbeiträge haben wir chronologisch geordnet.
I. Ökonomie der Imperien
Während ein Nationalstaat seine eigenen Bürger besteuert, kann ein
Imperium andere Nationalstaaten besteuern. Die Geschichte der Imperien, von den
Griechen und den Römern, bis zu den Osmanen und den Briten lehrt uns, dass
das wirtschaftliche Fundament jedes einzelnen Imperiums die Besteuerung anderer
Staaten ist. Der Fähigkeit andere Staaten zu besteuern, lag immer die größere
Wirtschaftskraft des Imperiums zugrunde, und als dessen Folge, die größere
militärische Stärke. Ein Teil der vom unterworfenen Staat eingetriebenen
Steuern diente der Erhöhung des Lebensstandards des Imperiums, während
der andere Teil in die Stärkung des Militärs floss, um die Steuereintreibung
durchzusetzen.
Historisch gesehen erfolgte die Besteuerung des unterworfenen Staates in verschiedenen
Formen. Normalerweise wurde dort Gold und Silber verlangt, wo Gold und Silber
als Geld fungierten, aber auch Sklaven, Soldaten, Getreide, Rinder oder andere
landwirtschaftliche Güter oder Rohstoffe, beziehungsweise was auch immer
für Güter das Imperium verlangte und der unterworfene Staat liefern
konnte, wurden als Steuer erhoben. Historisch gesehen war die Besteuerung durch
ein Imperium immer direkt: der unterworfene Staat lieferte die Güter dem
Imperium direkt ab.
Zum ersten Mal in der Geschichte konnte Amerika im 20. Jahrhundert die Welt indirekt
durch Inflation besteuern. Es brauchte keinen Anspruch auf direkte Zahlungen
erheben wie es alle Vorgänger-Imperien zu tun pflegten, sondern die USA
verteilten stattdessen ihr eigenes Papiergeld, den US-Dollar, an andere Länder
und erhalten dafür reale Güter. Das alles geschieht mit der Absicht,
den US-Dollar durch Inflationierung abzuwerten und damit jeden Dollar später
mit weniger Gütern zurückzuzahlen – die Differenz entspricht
der US-amerikanischen imperialen Steuer. Wie der Prozess sich abspielte, wird
im Folgenden erläutert.
Im frühen 20. Jahrhundert begann die amerikanische Wirtschaft die Weltwirtschaft
zu dominieren. Der US-Dollar war an Gold gebunden, daher weder erhöhte noch
reduzierte sich der Wert eines Dollars, sondern er entsprach fortwährend
derselben Menge Gold. Die Weltwirtschaftskrise, mit der in den Jahren 1921 bis
1929 vorausgehenden Inflation und den nachfolgenden explodierenden Budgetdefiziten,
erhöhte die im Umlauf befindlichen Banknoten signifikant, was die Deckung
des Dollars mit Gold unmöglich machte. Folglich entkoppelte US-Präsident
Franklin D. Roosevelt 1932 den Dollar vom Gold. Bis zu diesem Punkt mögen
die USA wohl die Weltwirtschaft dominiert haben, aus einer ökonomischen
Perspektive heraus betrachtet waren die USA jedoch kein Imperium. Die Bindung
an das Gold erlaubte es den Amerikanern nicht, sich auf Kosten anderer Länder
zu bereichern.
Seine ökonomische Geburtsstunde erlebte das amerikanische Imperium mit dem
Bretton-Woods-Abkommen im Jahre 1945. Der US-Dollar war nicht mehr voll, sondern
nur mehr für ausländische Regierungen in Gold konvertierbar. Das begründete
den Status des Dollars als Weltwährungsreserve. Dies war möglich, weil
die Vereinigten Staaten während des 2. Weltkrieges gegenüber ihren
Verbündeten darauf bestanden, dass Güterlieferungen mit Gold bezahlt
werden mussten, wodurch die USA einen Großteil des weltweit verfügbaren
Goldes akkumulieren konnten. Die Ausbildung eines Imperiums wäre niemals
möglich gewesen, wenn, wie im Bretton-Woods-Abkommen festgeschrieben, die
Geldmenge des Dollars derart begrenzt geblieben wäre, so dass eine Rückwechslung
des Dollars in Gold möglich geblieben wäre. Allerdings entsprach die „Butter
und Kanonen“-Politik der 1960er Jahre bereits einer imperialen Politik:
die Geldmenge des Dollars wurde schonungslos erweitert, um den Vietnamkrieg und
Lyndon B. Johnsons (US-Präsident von 1963 bis 1968) „Great Society“ zu
finanzieren. Der Großteil der Dollar floss im Austausch für Güter
ins Ausland, ohne dass die USA jemals in Aussicht stellten, die US-Dollar zum
selben Wert zurückzukaufen. Die ständigen Handelsbilanzdefizite führten
zu einem Anstieg der Beteiligungen in US-Dollar von Ausländern und das ist
gleichbedeutend mit einer Steuer – die klassische Inflationssteuer,
die ein Land seinen eigenen Bürgern auferlegt, nahmen dieses Mal die Vereinigten
Staaten Steuern vom Rest der Welt ein.
Als einige Ausländer 1970 bis 1971 ihre Dollarbestände in Gold wechseln
wollten, bezahlte die amerikanische Regierung ab dem 15. August 1971 ihre Schulden
nicht mehr. Während die Geschichte von der „Trennung der Verbindung
von Dollar zu Gold“ erzählt wird, ist die Weigerung der amerikanischen
Regierung Dollar in Gold einzulösen, in der Realität eine Form des
Bankrotts. Im Wesentlichen erhob sich damit die USA zum Imperium. Die USA konsumierten
eine Unmenge an ausländischen Gütern, ohne jemals die Absicht oder
die Fähigkeit zu haben, diese Güter eines Tages zurückzugeben.
Die Welt hatte nicht die Macht darauf zu reagieren – die Welt wurde
besteuert und konnte nichts dagegen tun.
Um das amerikanische Imperium aufrecht zu erhalten und um den Rest der Welt weiter
zu besteuern, mussten die Vereinigten Staaten seither die Welt dazu zwingen,
den beständig an Wert verlierenden Dollar im Austausch für Güter
zu akzeptieren und eine immer größere Menge des beständig an
Wert verlierenden Dollar zu halten. Die USA mussten eine ökonomische Begründung
finden, warum die Welt Dollar halten sollte und diese Begründung war das
Rohöl.
1971 wurde es immer offensichtlicher, dass die amerikanische Regierung nicht
mehr imstande war, ihre Dollar mit Gold zurückzukaufen, und so traf sie
1972/73 mit Saudi-Arabien die unumstößliche Vereinbarung, dass die
USA das Königshaus Saud fortan unterstützen würden, wenn dieses
als Gegenleistung nur US-Dollar für ihr Rohöl akzeptiert. Die restlichen
Mitglieder der OPEC taten es Saudi Arabien gleich und akzeptierten ebenfalls
nur noch Dollar. Weil die Welt Öl von den Arabischen Ländern kaufen
musste, bestand ein Grund, Dollar für die Bezahlung des Öls zu halten.
Weil die Welt immer größere Mengen an Öl benötigte, konnte
die Nachfrage nach Dollar nur steigen. Auch wenn Dollar nicht mehr länger
in Gold gewechselt werden konnte, waren sie nun austauschbar gegen Öl.
Die ökonomische Quintessenz dieser Vereinbarung war, dass der Dollar nun
von Öl gedeckt wurde. Solange dies der Fall war, musste die Welt Unmengen
an Dollar akkumulieren, weil sie diese Dollar für den Einkauf von Öl
benötigten. Solange der Dollar die einzig akzeptierte Währung im Ölgeschäft
war, war die Dominanz des Dollars in der Welt gesichert und das amerikanische
Imperium konnte den Rest der Welt besteuern. Falls, aus welchem Grund auch immer,
der Dollar seine Öldeckung verlöre, würde das amerikanische Imperium
untergehen. Der Überlebensdrang des Imperiums diktierte daher, dass Öl
nur für Dollar verkauft werden darf. Er diktierte auch, dass die verschiedenen
Länder mit Ölreserven nicht stark genug sein dürfen, sowohl politisch
als auch militärisch, um für die Bezahlung des Öls etwas Anderes
als Dollar zu verlangen. Falls jemand ein anderes Zahlungsmittel verlangte, musste
er entweder mit politischem Druck oder militärischen Mittel überzeugt
werden, seine Meinung zu ändern.
Der Mann, der tatsächlich Euro für sein Öl verlangte, war Saddam
Hussein im Jahr 2000. Zunächst wurde seine Forderung mit Spott und Hohn
begegnet, später mit Gleichgültigkeit, aber als es klarer wurde, dass
er es ernst meinte, wurde politischer Druck ausgeübt, damit er seine Meinung ändert.
Als andere Länder, wie der Iran, die Bezahlung in anderen Währungen,
insbesondere in Euro und Yen, verlangten, war die Gefahr für den Dollar
offensichtlich und gegenwärtig und eine Strafaktion stand an. George W.
Bushs Operation „Schock und Ehrfurcht“ (shock and awe) im Irak drehte
sich nicht um Saddams nukleares Potential, nicht um die Verteidigung der Menschenrechte,
nicht um die Verbreitung der Demokratie und auch nicht darum, die Ölfelder
zu erobern; es ging allein darum, den Dollar zu verteidigen, sprich das amerikanische
Imperium. Es sollte ein mahnendes Exempel statuiert werden, dass jeder, der andere
Währungen als den US-Dollar akzeptieren wollte, auf dieselbe Art bestraft
würde.
Viele kritisierten Bush für seinen Angriff auf den Irak, weil sie glaubten,
dass es Bush um die Eroberung der irakischen Ölfelder ging. Allerdings können
diese Kritiker nicht erklären, warum Bush es überhaupt nötig hätte,
diese Ölfelder zu erobern – er könnte ja einfach kostenfrei
Dollar drucken und mit diesen soviel Öl kaufen, wie er benötigt. Er
muss daher andere Gründe für seine Invasion gehabt haben.
Die Geschichte lehrt uns, dass ein Imperium aus zwei Gründen in den Krieg
ziehen soll: Erstens um sich zu verteidigen oder zweitens um vom Krieg zu profitieren;
falls nicht, wie Paul Kennedy in seinem richtungweisenden Werk „The Rise
and Fall of the Great Powers“ ausführt, die militärische Ausdehnung
die ökonomischen Mittel erschöpft und den Kollaps des Imperiums herbeiführt. Ökonomisch
betrachtet muss der Nutzen eines Krieges dessen militärische und soziale
Kosten übersteigen, damit ein Imperium einen Krieg beginnt und führt.
Der Gewinn aus den irakischen Ölfeldern ist kaum die jahrelangen militärischen
Kosten wert. Bush musste vielmehr den Irak angreifen, um sein Imperium zu verteidigen.
Genau das ist in der Tat der Fall: zwei Monate nachdem die Vereinigten Staaten
in den Irak einmarschierten, wurde das „Oil for Food“-Programm beendet,
die auf Euro lautenden irakischen Konten in Dollar-Konten rückgewandelt
und das Öl wurde wieder nur für US-Dollar verkauft. Die Welt konnte
nun nicht mehr irakisches Öl mit Euro erwerben. Die globale Vormachtstellung
des Dollars war wiederhergestellt. Siegreich stieg Bush aus einem Kampflugzeug
aus und erklärte die Mission für vollendet – er hatte den
US-Dollar erfolgreich verteidigt und damit das amerikanische Imperium.
II. Die iranische Ölbörse
Die iranische Regierung hat schlussendlich die ultimative „nukleare“ Waffe
entwickelt, die über Nacht das Finanzsystem zerstören kann, auf dem
das amerikanische Imperium aufgebaut ist. Diese Waffe ist die iranische Ölbörse,
die laut Plan im März 2006 starten soll. Die Börse wird auf einem Euro-Öl-Handelssystem
basieren, was natürlich die Bezahlung in Euro impliziert. Dies stellt eine
viel größere Bedrohung für die Hegemonie des Dollars dar als
seinerzeit Saddam, weil es jedermann ermöglicht, Öl für Euro zu
kaufen und zu verkaufen und damit den US-Dollar völlig zu umgehen. Es ist
wahrscheinlich, dass fast jeder das Euro-Öl-System übernehmen wird:
- Die Europäer bräuchten keine Dollar mehr zu kaufen und zu halten,
um Öl zu kaufen, sondern würden stattdessen mit ihrer eigenen Währung
bezahlen. Die Einführung des Euro für Öltransaktionen ließe
die europäische Währung den Status einer Reservewährung einnehmen,
was den Europäern auf Kosten der Amerikaner zum Vorteil gereichen wird.
- Die Chinesen und Japaner werden mit besonderem Eifer die neue Börse
annehmen, weil es ihnen erlaubt, ihre enormen Dollarreserven drastisch zu reduzieren
und mit Euro zu diversifizieren, womit sie sich gegen die Abwertung des Dollars
schützen können. Einen Teil ihrer Dollar werden sie auch in Zukunft
halten wollen; einen zweiten Teil ihrer Dollarreserven werden sie vielleicht
sofort auf den Markt werfen; einen dritten Teil werden sie für spätere
Zahlungen verwenden, ohne diese Dollarbestände je wieder aufzufüllen,
denn sie werden dafür ihre Eurobestände erhöhen.
- Die Russen haben ein inhärentes ökonomisches Interesse an der Einführung
des Euro – der Großteil ihres Handels ist mit europäischen
Ländern, mit Öl exportierenden Ländern, mit China und mit Japan.
Die Einführung des Euro würde mit sofortiger Wirkung den Handel mit
den ersten beiden Blöcken abdecken, und im Laufe der Zeit den Handel mit
China und Japan erleichtern. Darüber hinaus verabscheuen die Russen offensichtlich
das weitere Halten von an Wert verlierenden Dollar, weil sie seit kurzem wieder
auf Gold setzen. Die Russen haben außerdem wieder ihren Nationalismus belebt,
und falls die Übernahme des Euros den Amerikanern schadet, werden
sie ihn mit Freude übernehmen und ihnen selbstgefällig zusehen
wie sie bluten.
- Die arabischen Erdöl exportierenden Länder werden den Euro begierig übernehmen,
um auf diese Weise den Anteil ihrer steigenden Mengen an Wert verlierenden Dollar
zu senken. Wie die Russen handeln sie vornehmlich mit europäischen Ländern,
weswegen sie die europäische Währung sowohl wegen ihrer Stabilität,
als auch als Schutz gegen Währungsrisiken vorziehen, ganz zu schweigen von
ihrem Jihad gegen den ungläubigen Feind.
Nur die Briten befinden sich in der Zwickmühle. Sie haben bereits seit
Ewigkeiten eine strategische Partnerschaft mit den USA, aber sie verspüren
auch eine natürliche Anziehungskraft zu Europa. Bislang hatten sie viele
Gründe, sich an die Seite des Siegers zu stellen. Wenn sie allerdings ihren
alten Verbündeten fallen sehen, werden sie dann standhaft hinter ihm stehen
oder ihm den Gnadenstoß versetzen? Wir sollten nicht vergessen, dass im
Augenblick die beiden führenden Ölbörsen, die New Yorker NYMEX
und die in London ansässige „International Petroleum Exchange“ (IPE)
sind, auch wenn beide de facto im Besitz der Amerikaner sind. Es ist wahrscheinlicher,
dass die Briten mit dem sinkenden Schiff untergehen werden, denn andernfalls
würden sie ihrem nationalen Interesse an der Londoner IPE zuwiderhandeln
und sich ins eigene Knie schießen. Es darf an dieser Stelle nicht unerwähnt
bleiben, dass das gesamte Gerede über die Gründe für die Beibehaltung
des Britischen Pfund die wahre Ursache verkennt; es ist sehr wahrscheinlich,
dass die Briten dem Euro nicht beitraten, weil die Amerikaner sie zu diesem Verzicht
drängten: ansonsten hätte die IPE den Euro übernehmen müssen,
was den Dollar und Englands strategischen Partner tödlich verwundet hätte.
Unabhängig davon wie sich die Briten entscheiden; sollte die iranische Ölbörse
erfolgreich starten, sind in jedem Fall die Eigeninteressen der bedeutenden Mächte – die
der Europäer, Chinesen, Japaner, Russen und Araber – so gelagert,
dass diese Länder den Euro auf schnellstem Wege übernehmen werden und
damit das Schicksal des Dollars besiegeln. Die Amerikaner können es niemals
erlauben, dass das passiert und, falls notwendig, werden sie auf eine Vielzahl
an Strategien zurückgreifen, um die Inbetriebnahme der Börse zu stoppen
oder zu behindern:
- Sabotageakte gegen die Börse – das könnte ein Computervirus
sein, eine Attacke gegen ein Netzwerk, gegen die Kommunikationseinrichtungen
oder gegen den Server, verschiedenartige Angriffe auf die Serversicherheit oder
eine Attacke nach dem Muster von 9/11 gegen das Hauptgebäude oder gegen
Nebeneinrichtungen.
- Ein Staatsstreich – die mit Abstand beste, langfristige
Strategie, die den Amerikanern zur Verfügung steht.
- Die Verhandlung von akzeptablen Konditionen – eine andere exzellente
Lösung für die Amerikaner. Gewiss ist ein Staatsstreich die bevorzugte
Strategie, weil dieser die Nichtinbetriebnahme der Börse garantiert und
daher die amerikanischen Interessen nicht mehr gefährdet wären. Falls
jedoch ein Sabotageversuch oder ein Staatsstreich scheitern sollte, dann sind
Verhandlungen eindeutig die zweitbeste verfügbare Option.
- Eine gemeinsame UN-Kriegsresolution – das wird ohne Zweifel
schwierig zu erreichen sein, angesichts der nationalen Interessen der anderen
Mitgliedsstaaten des Sicherheitsrates. Die hitzige Rhetorik über das iranische
Atomwaffenprogramm dient zweifelsohne der Vorbereitung dieser Vorgehensweise.
- Unilateraler Angriff mit Atomwaffen – das ist aus denselben Gründen,
die mit der nächsten Strategie, dem unilateralen totalen Krieg verbunden
sind, eine fürchterliche strategische Wahl. Die Amerikaner werden wahrscheinlich
für ihren schmutzigen nuklearen Job auf Israel zurückgreifen.
- Unilateraler totaler Krieg – das ist offensichtlich die schlechteste
strategische Wahl. Erstens, weil die amerikanischen Streitkräfte von zwei
Kriegen bereits erschöpft sind. Zweitens, weil sich die Amerikaner damit
weiter von den anderen mächtigen Nationen entfremden. Drittens, weil Länder
mit bedeutenden Dollarreserven entscheiden könnten, still und leise Vergeltung
zu üben, indem sie ihre eigenen Berge an Dollars auf den Markt werfen, um
auf diese Weise die USA von der weiteren Finanzierung ihrer militärischen
Ambitionen abzuhalten. Und schließlich hat der Iran strategische Allianzen
mit anderen mächtigen Staaten, die bei einem Angriff auf Seiten des Irans
in den Krieg eintreten könnten; angeblich hat der Iran solche Allianzen
mit China, Indien und Russland, besser bekannt als die „Shanghai Cooperative
Group“, auch bekannt als „Shanghai Coop“, sowie einen separaten
Pakt mit Syrien.
Welche strategische Option auch immer gewählt wird, von einem rein ökonomischen
Standpunkt aus gesehen, wird die iranische Ölbörse, sollte sie jemals
den Betrieb aufnehmen, von den bedeutenden Wirtschaftsmächten rasch angenommen
werden und wird so den Untergang des Dollars einläuten. Der kollabierende
Dollar wird die amerikanische Inflation dramatisch anheizen und langfristig starken
Druck auf die Erhöhung der Zinsen auslösen. An diesem Punkt wird sich
die US-Notenbank (FED) zwischen Scylla und Charybdis wieder finden – zwischen
Deflation und Hyperinflation – sie wird entweder dazu gezwungen sein,
die „klassische Medizin“ – Deflation – einzunehmen,
indem sie die Zinssätze erhöht und die FED wird so eine größere
Wirtschaftskrise, den Kollaps des Immobilienmarktes und eine Implosion der Anleihen-
und Aktienmärkte, sowie des Marktes für Derivate, kurz den totalen
Zusammenbruch des Finanzsystems, auslösen. Alternativ kann sie den Weg der
Weimarer Regierung wählen und inflationieren, indem sie die langfristigen
Zinsen festschraubt, die Helikopter aufsteigen lässt und das Finanzsystem
in Liquidität ertränkt, inklusive dem bailing out von zahlreichen LTCMs
und der damit einhergehenden Hyperinflationierung der Wirtschaft.
Die österreichische Theorie des Geldes, des Kredits und des Konjunkturzyklus
lehrt uns, dass es keine Alternative zu Scylla und Charybdis gibt. Früher
oder später muss sich das Geldsystem in die eine oder andere Richtung bewegen
und die FED damit zu einer Entscheidung zwingen. Ohne Zweifel wird der „Oberbefehlshaber“ Ben
Bernanke, ein renommierter Kenner der „Great Depression“ und ein
versierter Black-Hawk-Pilot, die Inflation wählen. „Helicopter Ben“,
der Rothbards „America’s Great Depression“ nicht kennt, hat
trotzdem die Lehren aus der „Great Depression“ und der vernichtenden
Kraft der Deflation gezogen. Der Maestro (Alan Greenspan) klärte ihn über
das Allheilmittel für jedes einzelne Problem des Finanzsystems auf – die
Inflationierung, egal was auch passieren mag. Er hat sogar die Japaner seine
geniale und unkonventionelle Methode gelehrt, wie sie die deflationäre Liquiditätsfalle
bekämpfen sollen. Wie sein Mentor träumte er vom Kampf gegen einen
Kondratieff-Winter. Um eine Deflation zu vermeiden, wird er auf die Notenpresse
zurückgreifen; er wird alle Hubschrauber von den 800 amerikanischen Militärbasen
im Ausland zurück beordern; und falls notwendig wird er alles, was ihm über
den Weg läuft, monetisieren. Seine endgültige Leistung wird die Zerstörung
der amerikanischen Währung durch eine Hyperinflation sein und aus ihrer
Asche wird die nächste Reservewährung der Welt emporsteigen – das
barbarische Relikt Gold.
Über den Autor
Krassimir Petrov erhielt seinen Ph. D. in Volkswirtschaftslehre von der Ohio
State University und unterrichtet im Augenblick Makroökonomie, International
Finance und Econometrics an der „American University” in Bulgarien.
Er strebt eine Karriere in Dubai oder den Vereinigten Arabischen Emiraten an.
Dieser Beitrag erschien ursprünglich unter dem Originaltitel „The Proposed
Iranian Oil Bourse” am 18. Januar 2006 auf www.EnergyBulletin.net. |
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