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Strategischer Rohstoff
www.german-foreign-policy.com 16.
Juni 2003
Einem deutschen Konzern wird „Mitverantwortung für die grauenhaften
Kämpfe“ im Osten und Nordosten der Demokratischen Republik Kongo vorgeworfen.
Das Goslarer Unternehmen H.C. Starck, eine Tochter des deutschen Chemieriesen
Bayer, hat nach Angaben einer UN-Kommission mit seinen Rohstoffgeschäften
in Zentralafrika zur Finanzierung der Krieg führenden Armeen beigetragen.
Geschäftliche Kongo-Interessen lässt auch das Auswärtige Amt (AA)
erkennen. In einem Strategiepapier des AA heißt es, der „Ressourcenreichtum“ werde
die Demokratische Republik Kongo „zu einem Faktor von erheblicher politischer
Bedeutung“ machen.
Laut Bericht der UN-Untersuchungskommission dreht sich der Krieg in der Demokratischen
Republik Kongo weitgehend um die Kontrolle der immensen Rohstoffvorkommen des
Landes, darunter Gold, Diamanten und Coltan. Coltan (Colombo-Tantalit) wird zur
Herstellung von Hightech-Produkten, unter anderem in der Raumfahrtindustrie,
benötigt und vom Pentagon als „strategischer Rohstoff“ eingestuft;
80 Prozent der weltweit bekannten Coltan-Reserven liegen im Kongo. Mit den Einkünften
aus dem Coltan-Abbau, der unter elenden Arbeitsbedingungen stattfindet und vor
allem während der Jahre 2000 sowie 2001 riesige Gewinne abwarf, finanzieren
sich die Krieg führenden Armeen.
„Es gibt viele Deutsche, die Coltan kaufen“
Das deutsche Unternehmen H.C. Starck, Weltmarktführer bei der Tantal-Verarbeitung,
war nach Angaben der UN-Untersuchungskommission einer der Hauptabnehmer kongolesischen
Coltans; nach Recherchen der Washington Post wurde zeitweise sogar die Hälfte
des kongolesischen Tantalits von Starck weiter verarbeitet. Ein im Oktober 2002
veröffentlichter UN-Bericht belegt, dass H.C. Starck auch weiterhin Coltan
aus der Demokratischen Republik Kongo bezogen hat. Der Sprecher einer der im
Kongo Krieg führenden Armeen erklärt hierzu: „Es gibt viele Deutsche,
die Coltan kaufen“.
Zunehmende wirtschaftliche Bedeutung
Berlin hält das „wirtschaftliche Potenzial des Landes“, das „seit
der Unabhängigkeit nie voll ausgeschöpft werden“ konnte, für „enorm“.
In einem Positionspapier des Auswärtigen Amtes („Außenpolitische
Strategie für Zentralafrika“) heißt es, die Demokratische Republik
Kongo werde in Zukunft „aufgrund ihrer Größe, des Rohstoffreichtums
und der zentralen Lage an politischem und wirtschaftlichem Gewicht erheblich
gewinnen“. [1]
Damit zeichnet sich in Afrika eine ähnliche Zuspitzung der westlichen Verteilungskämpfe
um Industrieressourcen ab, wie sie für den Nahen und Mittleren Osten bereits
kennzeichnend ist.
Fußnoten:
- siehe dazu „Erdöl,
Kobalt, Coltan“
siehe auch „Berlin-Process“ für
Afrika und Deutsche „Vision
von einem neuen Afrika“: „Gewalttätige Ausbrüche in einigen
Staaten“ sowie Bundeswehr:
Beteiligung am Kongo-Einsatz [back]
Quellen:
- Außenpolitische Strategie für Zentralafrika; www.auswaertiges-amt.de
- Deutsches Geld für Kongos Krieg; tageszeitung 4. April 2001
- Die Bayer-Tochter und der Krieg im Kongo. H.C. Starck finanziert Rebellengruppen; www.labournet.de
- Rohstoff-Importe aus dem kongolesischen Bürgerkriegsgebiet; Presse-Information
der Coordination gegen Bayer-Gefahren 24. Oktober 2002
- „Vergessene Kriege“. Bürgerkriege am Beispiel Kongo/Zaire; www.friwe.at
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