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Tatort Universität
Vorbereitungsbündnis „Tatortinspektion“ 13. November 2008


Militaristen stören – egal wie

Unter Protest und Störaktionen startete 2007 der Masterstudiengang „Military Studies“ an der Uni Potsdam als Kooperationsprojekt mit dem Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr (SOWI) und dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA). Diese direkte Form der gemeinsamen Nachwuchsausbildung von Bundeswehr und Universität ist bisher einmalig in Deutschland.

Im Rahmen der Umwandlung der Bundeswehr für weltweite Interventionskriege wird ein Profil erarbeitet, das großen Bedarf an AkademikerInnen hat, die sich in ihren Forschungen um gesellschaftliche Akzeptanz der Bundeswehr sorgen, aber auch selbst Kompetenzen haben, um zum Beispiel mit NGOs zusammenarbeiten zu können. Das Studium „Military Studies“ wird mit zwei Schwerpunkten präsentiert: neben der Militärgeschichte geht es damit um die „Wechselwirkung von Militär, Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur“. (militarystudies.de)

Die Lektüre des Jahresberichtes des beteiligten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts der Bundeswehr (SOWI) macht deutlich wie sich die Wissenschaft begreift, die nun in die „Military Studies“ eingeht: „Teil einer Bundeswehr in der Transformation und im Einsatz. (...) angewandte streitkräftebezogene sozialwissenschaftliche Forschung“.

Der gestiegene Bedarf der Streitkräfte an militärsoziologisch und sicherheitspolitisch umfassend ausgebildetem Personal soll hier ausgebildet werden, wie die „Military Studies“ auf ihrer Webseite betonen. Hintergrund ist das neue „globale Engagement deutscher Streitkräfte“, wie sie selbst begründen.

Gleichzeitig sollen Akademiker ausgebildet werden, die nach militärstrategischen Gesichtspunkten in „Medien, Hochschulen, (...) Hilfsorganisationen und internationalen Einrichtungen sowie in Verbänden und Firmen“ (militarystudies.de) wirken und damit innerhalb des Konzeptes „vernetzter Sicherheit“ funktionieren. Zur Einübung zivil-militärischer Zusammenarbeit im Rahmen verpflichtender Praktika stehen diverse Bundeswehreinrichtungen bereit: das Zentrum für Transformation der Bundeswehr, das Militärhistorische Museum der Bundeswehr, das Militärgeschichtliche Forschungsamt - „ein Dienstleister der Streitkräfte“ (mgfa-potsdam.de) - und nicht zuletzt das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr (SOWI). Sicherlich wird das Verteidigungsministerium auch gerne Praktikanten der Military Studies einarbeiten, denn die „Forschungsplanung des [beteiligten SOWI-] Instituts [ist] nicht frei, sondern orientiert sich überwiegend am Erkenntnis- und Unterstützungsbedarf des Bundesministeriums der Verteidigung und der Bundeswehr“, wie das SOWI in seinem Jahresbericht 2006 darlegt. (Seite 5 und 29)

Die Uni Potsdam hat sich entblößt, „mögliche kritische Forschung“ zu betonen. Das gehört zwangsläufig zur Strategie, um BundeswehrwissenschaftlerInnen in der Uni zu verankern. Sie geben sich als „hauptsächlich“ Sozial- und GeschichtswissenschaftlerInnen aus, die nebenbei erwähnen, für wen sie da im Auftrag lehren. Oder sie benennen es auch gar nicht, um dann weiterzufahren in ihren Analysen über Sicherheitspolitik, Soziologie/Geschichte des Krieges, Terrorismus, soldatische Motivationssteigerung, Meinungsforschung ...

Angesichts des „Military Studies“ Projektes wundert es nicht mehr, dass die Uni Potsdam sich auch am Sonderforschungsbereich (SFB) 700 beteiligt. Dabei geht es unter dem Titel „Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit. Neue Formen des Regierens“ um Forschungen für die Akzeptanz und Effektivierung von Interventionskriegen und langandauernder Besatzung oder andere Formen, die „erforderlich sein mögen, um ein Feld für politische Rekonstruktionsprozesse äußerlich zu sichern.“ (In: Risse/Lehmkuhl: Regieren ohne Staat? Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit. 2007: 359) Während im Rahmen des SFB 700 die Forschung und Nachwuchsgewinnung für neue Kriegsstrategien noch den Schein wissenschaftlicher Unabhängigkeit vorgibt, wird das Studium „Military Studies“ bereits in direkter Kooperation mit der Bundeswehr durchgeführt.

Bundeswehr raus aus allen Unis!
Kriegsforschung stoppen!
Uni Potsdam entmilitarisieren!
Military Studies und SFB 700 beenden
 13. November 2008