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Poster für den europaweiten Aktionstag
Aufruf auf Deutsch
Aufruf auf Englisch
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Mini-Anti-Lager-Tour für
die Bewegungsfreiheit und gegen menschenverachtende Flüchtlingslager
Anti-Lager-Netzwerk 6.
März 2005
1. bis 3. April 2005 in Bahnsdorf (Neu-Seeland) im Landkreis Oberspreewald-Lausitz
Millionen Menschen sind in der so genannten Dritten Welt durch koloniale
Gewalt und deren Folgen ums Leben gekommen. Auch heute noch werden Menschen in
diesen Regionen ausgebeutet, täglich sind sie den Auswirkungen kapitalistischer
Praktiken ausgesetzt. Millionen Menschen fliehen vor Kriegen, sexistischer, politischer
und anderer Verfolgung oder weil ihnen ihre Lebensgrundlagen entzogen werden.
Die reichen kapitalistischen Länder schotten sich ab und rüsten ihre
Grenzen immer weiter auf, so dass es kaum noch eine Möglichkeit gibt, ohne
Todesgefahr nach Europa zu gelangen. Diejenigen, die es dennoch bis in die westlichen
Länder schaffen, sind mit rassistischen Angriffen und Kontrollen konfrontiert;
sie werden in unmenschlichen Asyllagern untergebracht, oder gleich festgenommen
und abgeschoben. Andere wiederum müssen ihr Überleben als Papierlose
unter äußerst prekären (Arbeits-)Bedingungen organisieren.
Der Aktionstag gegen das Lager in Bahnsdorf wird organisiert vom Anti-Lager-Netzwerk,
an dem verschiedenste Gruppen beteiligt sind – viele von ihnen aus der
Selbstorganisation von Flüchtlingen und MigrantInnen. Bereits 2003 organisierten
wir Aktionstage gegen das Abschiebelager in Nürnberg/Fürth. 2004 waren
wir 17 Tage lang als Anti-Lager-action-Tour unterwegs – mit Aktionen an
sechs verschiedenen Lagern. Es war auch dieser Widerstand, der zur beschleunigten
Schließung des „Dschungelheims“ Tramm in Mecklenburg-Vorpommern
geführt hat.
In Bahnsdorf (Neu-Seeland), Landkreis Oberspreewald-Lausitz, leben zahlreiche
AsylbewerberInnen bereits seit vielen Jahren. In ihren Heimatländern mussten
sie ihre Häuser, Städte, Arbeitsplätze sowie ihre sozialen Umfelder
verlassen; auch ihre Kinder mussten die Schulen verlassen. Heute werden sie gezwungen,
in diesem menschenverachtenden Flüchtlingslager zu leben. All dies geschieht
einzig, um Flüchtlinge auszuschliessen, abzuschrecken, abzuwerten, auszugrenzen,
zu demütigen, zu frustrieren, zu nötigen Deutschland zu verlassen,
einzusperren, zu isolieren, zu ignorieren, zu illegalisieren, zu unterdrücken,
zu verwalten, zu verfolgen, psychologisch zu martern ...
Das Lager befindet sich auf einem verfallenen Ex-Militärgelände
mitten im Wald, umgeben von Landminen. Die AsylbewerberInnen werden gezwungen,
ein Dokument zu unterschreiben, in dem jede Zuständigkeit des Sozialamtes
im Falle eines Unfalls durch herumliegende Minen ausgeschlossen wird. Die AsylbewerberInnen
in Bahnsdorf werden in Containern konzentriert wie Waren, die auf ihre Verschiffung
warten. Ein Friedhof und eine stinkende Schlachterei sind die einzigen Nachbarn.
Die Ausländerbehörde in Senftenberg verlängert die Duldung für
die meisten AsylbewerberInnen um höchstens sechs Wochen, manchmal nur für
drei Tage. Seit dem 1. Januar 2005 stellt sie den AsylbewerberInnen mit geduldetem
Status keine einzige Erlaubnis aus, den Landkreis zu verlassen, mit der Begründung,
dass das neue Gesetz dies verbieten würde. Die AsylbewerberInnen in diesem
Landkreis müssen regelmäßig zu Inspektionen und Kontrollen erscheinen,
von Zeit zu Zeit werden sie verhört, werden durch Befragungen ausgelaugt
und unter Druck gesetzt, Deutschland zu verlassen. Die AsylbewerberInnen in diesem
Landkreis leben unter permanent hohem Stress. Der psychologische Druck und die
massiven Restriktionen des Lebens, verbunden mit der starken rassistischen und
abwertenden Stimmung in Senftenberg, sind schwer zu ertragen.
Anlässlich des zweiten europaweiten Aktionstages für Bewegungsfreiheit
und Bleiberecht am 2. April 2005 (beschlossen auf dem Europäischen Sozialforum
in London), bringen die AsylbewerberInnen dieses Landkreises zusammen mit dem
Anti-Lager-Netzwerk nachdrücklich die unmenschlichen und nicht aushaltbaren
Bedingungen ans Licht der Öffentlichkeit, unter denen sie leben müssen.
- Öffentlich fordern wir die Schließung dieses menschenverachtenden
Flüchtlingslagers. Jeder Mensch hat das Recht, dort zu leben, wo immer er
oder sie es will.
- Diese Demonstration ist ein Kampf dafür, die Würde zurückzugewinnen.
Es ist ein Kampf gegen rassistische Gesetzgebung, gegen Verfolgung durch spezielle
Gesetze, welche Flüchtlingen das Recht auf Bewegungsfreiheit verweigern,
welche ihnen die (finanziellen) Mittel zum Leben minimieren und welche sie im
alltäglichen Leben stigmatisieren.
Wir sind solidarisch verbunden in unseren Kämpfen für Befreiung.
Unser Widerstand ist gegen alle Formen menschenverachtender Flüchtlingslager
gerichtet (ob in Europa, Afrika oder wo auch immer), gegen Abschiebung und gegen
soziale Ausgrenzung.
Keine unmenschlichen Asyllager – nicht hier und nicht
irgendwo sonst!
Zusammen organisiert und unterstützt von
FIB (Flüchtlingsinitiative Brandenburg), Kein Mensch ist illegal, NoBorders
Bremen, Voice Flüchtlingsforum, Karawane für die Rechte der Flüchtlinge
und MigrantInnen, Plattform der Flüchtlinge und MigrantInnen, alliance of
struggle Berlin, AK Asyl Göttingen, NoLager Bremen, FrauenLesben Gruppen
sowie weiteren Einzelpersonen und Gruppen
Programm
1. April 2005
- 16.30 Uhr: Ankunft in Berlin, Gneisenaustraße 2a (U-Mehringdamm)
- 17.30 Uhr: Dokumentarfilme: Verschiedene Formen des Widerstandes gegen Lager
in Deutschland, Europa und anderswo
- 19.30 Uhr: Abendessen
- 20.00 Uhr: Vorbereitungstreffen (es gibt nur eine begrenzte Anzahl von verfügbaren
Busplätzen, deshalb kommt bitte selbst oder schickt Delegierte! Organisiert
Autos!)
2. April 2005
- 11.00 Uhr: Ankunft in Bahnsdorf
- 13.00 Uhr: Demonstration in Senftenberg
- Wer nicht zum Vorbereitungstreffen kommen kann und kein Auto hat: es gibt
auch Züge nach Bahnsdorf (Adresse des Lagers: Friedhofstraße 1)
3. April 2005
- Auswertungstreffen, Perspektiven für weitere Aktionen
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