|
|
|
|
Nein zum Europa des Kapitals!
Stoppt die Militarisierung der EU!
Berliner Bündnis gegen den EU-Gipfel 8. März 2007
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, Vollendung des Binnenmarkts, Durchsetzung
der neo-liberalen Verfassung, weitere Auslandseinsätze und Militarisierung,
Abschottung der EU-Außengrenzen, Sicherung des Zugangs zu strategischen
Rohstoffen und Märkten – all das sind erklärte Ziele der
Bundesregierung für den Doppelvorsitz von EU und G8.
Am 24. und 25. März finden sich die 27 Staats- und Regierungschefs der
EU zu einem EU-Gipfel in Berlin ein, um den 50. Jahrestag der Gründung der
damaligen EWG durch die Unterzeichnung der so genannten Römischen Verträge
abzufeiern. Dies soll ein erklärter Höhepunkt der deutschen Präsidentschaft
sein, die das mit der Lissabon-Strategie definierte Ziel hat, die EU zum konkurrenzfähigsten
und stärksten Wirtschaftsraum der Welt zu machen.
Und das hat Kontinuität. Schon 1944 angedacht von Ludwig Erhard von der
Reichsgruppe Industrie und SS-Verbrechern wie Otto Ohlendorf, hat der gemeinsame
europäische Wirtschaftsraum zum Ziel, mit über 400 Millionen Arbeitskräften
und KonsumentInnen einen Wirtschaftskoloss zu schaffen, dem kein Konkurrent gewachsen
ist.
Stellten im Zweiten Weltkrieg ZwangsarbeiterInnen und unter normal bezahlte
Frauen das Gros der Arbeitskräfte, ist in unseren Tagen geplant, dass sich
das Lohnniveau an den niedrigsten Standards innerhalb der EU angleicht. Gleiches
gilt für alle anderen – einst erkämpften – sozialen
Rechte. Sie sollen entweder ganz abgeschafft oder dermaßen reduziert werden,
dass sie keine Rede mehr wert sind. Als Vorgeschmack zeigt Hartz IV deutlich,
wohin die Reise gehen soll. Konkret bedeutet das für uns: Rente mit 67,
Abschaffung der allgemeinen Gesundheitsvorsorge, EU-Dienstleistungsrichtlinie
(Bolkestein-Direktive), Privatisierungen, Bildungsnotstand, Massenarmut und Billiglohn.
Das Ziel der von keinen sozialen Rechten begrenzten Verfügungsgewalt
am Arbeitsmarkt (Lissabon-Agenda, Bolkestein-Direktive) ist gemeint, wenn die
Bundesregierung bekannt gibt, dass die Entscheidungsträger“ mit der
Jubelfeier die Gelegenheit bekommen sollen, „ihr Eintreten für die
europäischen Werte und Bestrebungen zu bekräftigen“. Wiederaufgetischt
werden soll eine europäische Verfassung, die wegen ihrer unsozialen Ausrichtung
nicht nur von den Bevölkerungen Frankreichs und den Niederlanden abgelehnt
wurde, sondern deren größten Zumutungen wie die Bolkestein-Direktive
durch gewerkschaftliche Mobilisierungen vorerst abgeschwächt wurden. Auf
europäischer Ebene koordinierte Streiks der Hafenarbeiter erzwangen die
Rücknahme des Port Package.
Natürlich soll der neuerliche Anlauf zur Verfassung nach deutschem Vorbild
geschehen: Da der Verfassungsentwurf durch die Bevölkerung in Frankreich
und in den Niederladen gestoppt wurde, sollen nun keine Volksabstimmungen mehr
stattfinden.
Gleichzeitig wird mit den „europäischen Werten“ versucht,
die Bevölkerungen auf Linie zu bringen, indem der „Kampf der Kulturen“ gegen
Fundamentalismus, Terrorismus und die muslimische Welt im Allgemeinen propagiert
wird. So handeln denn auch zwei der drei inhaltlichen Schwerpunkte des deutschen
EU-Programms von der Umsetzung der Kriegspolitik auf EU-Ebene. Wie zum Hohn steht
im Programm der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, dass die EU „nach
den leidvollen Erfahrungen von Krieg, Vertreibung und Elend heute den europäischen
Kontinent in Frieden eint.“ Und das, wo der letzte Krieg in Europa gerade
einmal acht Jahre her ist.
Ausgerechnet am 24. März – dem Jahrestag des Nato-Kriegs gegen
Jugoslawien, mit dem die Grundlagen für weitere Angriffskriege mit deutscher
Beteiligung gelegt wurden – feiert sich die EU als „Friedensmacht.“ Wie
kriegslüstern die EU-Politik ist, zeigt auch schon die Tatsache, dass die
meisten EU-Staaten am Irak- oder Afghanistankrieg beteiligt sind. Und diese Kriegstreiber
werden sich Anfang Juni zum so genannten G8-Gipfel in Heiligendamm treffen, um
die Strategie zur weiteren Ausplünderung der Welt zu besprechen.
Der angebliche Kampf gegen Islamismus und Terrorismus ist in Wirklichkeit
die Verbreitung von Rassismus, zum Teil mit christlich-fundamentalistischen Ansichten.
Nicht nur in Irland sind Abtreibungen verboten, vor zwei Jahren noch war in Warschau
der Christopher Street Day verboten. Dieses christliche Weltbild soll aber mit
einer neuen Erklärung in der europäischen Verfassung verankert werden.
Abgerundet wird das Gerede um die Verfassung mit Lobeshymnen auf Humanismus
und Menschenrechte, die angeblich in der EU garantiert werden. Fakt ist, dass
der spanische Staat Folterungen durchführt. Mittlerweile werden in allen
EU-Staaten unter Folter erpresste Geständnisse als Beweismittel zugelassen,
Gefangene werden in Folterstaaten überstellt und Flüchtlinge dorthin
abgeschoben. Schon vor 20 Jahren haben deutsche Gerichte geurteilt, dass Folter
kein Asylgrund sei.
Die Bekämpfung von Migrationsbewegungen aus dem Süden ist ein weiterer
zentraler Aspekt der Europäischen Union. Diejenigen Menschen im Trikont,
deren Lebensgrundlagen durch die ökonomischen und militärischen Raubzüge
der EU-Staaten zerstört wurden, sollen mit polizeilichen und militärischen
Mitteln davon abgehalten werden, dort hinzugelangen, wo sich der durch jahrhundertelange
koloniale Ausbeutung Zusammengestohlene Reichtum zeigt: in der kapitalistischen
Metropole. An den spanischen Küsten kann jeden Tag gesehen werden, wie das
rassistische Projekt „Festung Europa“ umgesetzt wird. Bewegungsfreiheit
gibt es hier nur für Märkte und Waren, Menschen wird dieses Recht mit
Gewalt vorenthalten.
Aber nicht nur Flüchtlingen wird die Einreise verweigert. Wurde beim
Fall der Mauer 1989 noch die Reisefreiheit als Ideal propagiert, so werden heute
regelmäßig zu Staatsgipfeln wie in Genua 2001 oder zu Fußballspielen
wie bei der letzten WM die Grenzen dichtgemacht.
- Keine Verfolgung von Flüchtlingen! Keine Abschiebungen! Aufenthaltsrecht
für alle!
- Ein frei bestimmbares Leben für alle! Keine Verfolgung von Schwulen,
Lesben und Transgender!
- Kein weiterer Abbau von sozialen Rechten! Keine Umsetzung der Bolkestein-Direktive
und der Agenda von Lissabon!
- Angleichung der Löhne und aller sozialen Standards an das oberste Niveau!
35-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich und uneingeschränktes Streikrecht!
- Nein zur EU-Verfassung!
- Weg mit der EU-Anti-Terror-Liste! Abzug aller Truppen!
- Kein G8-Gipfel in Heiligendamm! Auf zur Anti-G8-Demonstration!
Großdemo | 25. März 2007 | 14 Uhr | Berlin | Alexanderplatz |
|
|