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BRD
Hand in Hand mit Pinochet
Gegeninformationsbüro
11. September 2003
Die Konzerne AEG und Siemens, die Hoechst AG, Schering oder andere Konzerne
wie Agfa – insgesamt 65 – waren an Direktinvestitionen in
Chile vor dem Wahlsieg 1970 beteiligt. Die BRD war – noch vor den USA –
Hauptabnehmer von chilenischem Kupfer. Bis Anfang der 70er Jahre wurde in Chile
fast eine Milliarde Mark Kapital angelegt, mehr als ein Drittel als in ganz Lateinamerika.
Diese Konzerne taten alles, damit sich in Chile die Verhältnisse nicht änderten.
„Angesichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat,
erhält das Wort Ordnung für die Chilenen plötzlich wieder einen
süßen Klang.“ CSU-Chef Franz Josef Strauß im „Bayernkurier“
Die CDU mischte sich 1964 massiv in den chilenischen Präsidentschaftswahlkampf
ein, um dem rechtskonservativen, christdemokratischem Kandidaten Eduardo Frei
zum Sieg über Salvador Allende zu verhelfen.
1970 gelang schließlich der Volksfront mit Salvador Allende der Wahlsieg.
Die Reaktion der BRD erfolgte sofort: Zur Desorganisation von Wirtschaft und Währung
machten BRD-Firmen bereits abgeschlossene Verträge rückgängig und
begrenzten Investitionen auf ein Minimum. Die Kupfereinfuhr wurde auf das Minimalste
reduziert, was wesentlich dazu beitrug, die Weltmarktpreise für Chiles wichtigsten
Exportartikel herabzudrücken.
Obwohl sich das Militär seit 1971 auf den Staatsstreich gegen die Allende
Regierung vorbereitete und bereits im Oktober den ersten Putschversuch unternommen
hatte, lieferte die BRD allein im Zeitraum 1972/73 mindestens fünftausend
automatische Schnellfeuerwaffen des Typs HK 33, dazu die passende Munition in
Millionenstückzahl und weitere Millionenstück 20-Millimeter-Munition.
Die chilenische Polizei wurde mit deutschen Waffen ausgerüstet.
Am 11.September 1973 putschte die faschistische Armee unter Pinochet
Der Leiter einer Tochtergesellschaft von Hoechst in Chile jubilierte sechs Tage
nach dem Putsch:
„Der so lang erwartete Eingriff des Militärs hat endlich stattgefunden.
Wir sind der Ansicht, dass das Vorgehen der Militärs und der Polizei nicht
intelligenter geplant und koordiniert werden konnte und dass es sich um eine Aktion
handelte, die bis ins letzte Detail vorbereitet war und glänzend ausgeführt
wurde. Der Moment, in dem der Staatsstreich stattfand, konnte gleichfalls nicht
besser gewählt sein. Das wirtschaftliche Chaos hatte einen Höhepunkt
erreicht.”
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war im Anzeigenteil zu lesen: „Chile:
jetzt investieren! Zur Neuankurbelung aller Wirtschaftszweige bieten sich außergewöhnliche
Möglichkeiten, ebenso auf dem Immobiliensektor. Gesucht wird Kapital und
Know how. Wir bieten Koordinierung über das seit 25 Jahren bestehende Büro
unseres Partners in Santiago.”
SPD und CDU entsendeten schon kurz nach dem Putsch mehrere Delegationen mit prominenten
Politikern und verhalfen dem faschistischen Militärregime damit zu internationaler
Aufwertung. Ende September 1973 besuchten das SPD Vorstandsmitglied Hans-Jürgen
Wischnewski und der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche
Zusammenarbeit Alwin Brück (SPD) Chile. Sie bejahten eine Fortsetzung der
diplomatischen Beziehungen sowie der BRD-Wirtschaftshilfe. In einem Interview
lobte Wischnewski die Militärjunta dafür, dass sie den beiden Abgeordneten
alle Wünsche erfüllt hätten.
Auch andere Spitzenpolitiker aus SPD, CDU und FDP begrüßten die Junta.
Die Deutsche Regierung sah „keinen Grund von uns aus einseitig die „Entwicklungshilfe“
einzustellen“, so der Staatssekretär Moersch am 5. Oktober im „Norddeutschen
Rundfunk“. Das Allende Regime wurde verteufelt, und die zehntausenden Inhaftierten,
Gefolterten, Verschwundenen und Ermordeten verhöhnt.
Gleichzeitig wurden Chile unter der Junta wieder Bankkredite gewährt. Die
Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt/Main gewährte der chilenischen
Militärdiktatur im Januar 1974 einen Warenkredit in Höhe von 21,1 Milliarde
Mark und das mit 30 Jahren Laufzeit bei einem Zinssatz von lediglich zwei Prozent.
Proteste gegen die Militärjunta in der BRD und Westberlin
Während bundesdeutsche Politiker nach dem Putsch jubilierten kam es bereits
am Abend des 12. September zu spontanen Protesten und Fackelzügen. In 64
bundesdeutschen Städten demonstrierten insgesamt über 150 000 Menschen.
Später bildeten sich in vielen Städten Solidaritätsgruppen, die
immer wieder verschiedene Aktionen organisierten. So wurden zum Beispiel aus Protest
gegen die Teilnahme Chiles an der Fußballweltmeisterschaft in der BRD im
Juni 1974 Transparente wie „Chile si – Junta no!“ entrollt und
Parolen gerufen. Im September 1974 weigerten sich gewerkschaftlich organisierte
Hafenarbeiter in Hamburg einen chilenischen Frachter abzufertigen.
Ein Schwerpunkt der Solidaritätsgruppen war die Unterstützung der chilenischen
Flüchtlinge, die sich in Botschaften geflüchtet hatten und dort unter
menschenunwürdigen Bedingungen ausharren mussten, bis sich Länder zur
Aufnahme bereit fanden. Schließlich erklärte sich aufgrund des Drucks
die BRD ebenfalls bereit, Flüchtlinge aufzunehmen.
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