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Bolivien zeigt es uns
Gegeninformationsbüro 15. Oktober 2004


Widerstand von unten ist möglich


Ein Jahr nachdem die bolivianische Bevölkerung erfolgreich „ihren“ Präsidenten Sánchez de Lozada aus dem Land vertrieben hat (siehe Der Krieg ums Gas und noch viel mehr in Bolivien), kann sie einen neuen Triumph verbuchen: Der Kongress beschloss nach stundenlangen Diskussionen mit großer Mehrheit (126 dafür, 13 dagegen und eine ungültig) einen Prozess gegen ihn und sein gesamtes Kabinett, das für die Ermordung von über 67 Aufständischen im Oktober 2003 verantwortlich ist.

Es erscheint uns notwendig diesen Sachverhalt bekannt zu machen, da nur zu selten in Lateinamerika oder sonst wo die wahren Verantwortlichen für staatliche Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. (siehe Chile, Argentinien, Uruguay und ebenso unter anderen, die BRD, Spanien etc). Die Straflosigkeit von Militärs und anderen Personen im Machtgefüge spaltet ganze Gesellschaften, was einen Neuanfang nach einem Umbruch ungemein schwierig werden lässt.

Trotz der großen Begeisterung, die der Kongress-Beschluss in der bolivianischen Bevölkerung auslöste, laufen noch immer zehntausende Menschen Richtung La Paz (teilweise mehr als 200 Kilometer), um einer weiteren Forderung Ausdruck zu verleihen: die auf Grund des Referendums im Juli 2004 erzwungene Neuformulierung eines Gesetzes über die Öl- und Gasvorkommen (siehe Bolivien – eine Hoffnung). Nicht die Multis, sondern die Menschen des zweitärmsten Landes Lateinamerikas sollen von den Bodenschätzen profitieren!

Wann schmeißen wir endlich „unseren“ Kanzler raus und schließen das ganze autistische Theater, das sich Regierung, Opposition und Parlament nennt und Demokratie heuchelt?

Räte schaffen! Selbstorganisierung!
Jallalla Bolivia! Es lebe Bolivien!
 15. Oktober 2004